Die Interessengemeinschaft Öffentlicher Verkehr (IGÖV) der Stadt St.Gallen weitet ihre Kritik an der S-Bahn-Politik aus: Bisher stand der Westen im Fokus, nun ortet sie auch im Osten einen Abbau.
Seit dem Fahrplanwechsel 2019 gerate das öV-Netz der Metropolitanregion St.Gallen immer stärker in Schieflage, schreibt die IGÖV: «Aktuelle Verlautbarungen des kantonalen Amtes für öffentlichen Verkehr in der Tagespresse wirken verstörend: nun sollen auch Verbindungen im Osten (St.Fiden, Wittenbach) abgewertet werden.»
Die Interessengemeinschaft listet die Chronologie der Ereignisse auf. 2010 sprach das Bundesparlament Beiträge aus dem Agglomerationsprogramm mit der Bedingung, dass im S-Bahn-System von St.Gallen ein Viertelstundentakt realisiert wird. 2013 sagte das Volk Ja zur S-Bahn St.Gallen. 2014 wurde unter den Ostschweizer Kantonen gar eine aufwärtskompatible Netz- bzw. Migrationsstrategie bis ins Jahr 2035 verabschiedet. Kurz darauf wurde «eine einseitige Anpassung des Fernverkehrsplans zulasten der Stadt St.Gallen gebilligt». Der Volkswillen werdeseither klar missachtet und Prioritäten regelmässig zulasten der Hauptstadt verschoben.
Die Entwicklungen schaden laut der IGÖV der Erreichbarkeit des Kantonshauptorts, sei doch ein leistungsfähiger öffentlicher Verkehr die Basis für jeden Dienstleistungs- und Wissensstandort. Auch die Sanierung der Stadtautobahn bis 2027 führe zu Engpässen: Das ASTRA fordert ein Umsteigen aller Mobilitätsteilnehmenden um 10 Prozent, damit die Sanierung ohne grössere Staus durchgeführt werden kann. Doch während davon ausgegangen werden könne, dass Busse auch von Staus betroffen sind, würde die Benützung des schienengebundenen ÖV mehr Sinn ergeben. Die IGöV Stadt St.Gallen unterstützt auch deshalb die Forderungen des Stadtrats, wonach wichtige städtische Entwicklungsgebiete künftig mit einem Viertelstundentakt angeschlossen werden.
IGöV Stadt St.Gallen erneuert Forderungen
Die IGöV Stadt St.Gallen erneuert ihre Forderung, dass zwischen Stadt und Kanton Sofortmassnahmen auf den Fahrplan 2021 und ein abgestimmtes Massnahmenpaket 2023 auf den Ausbauschritt 2045 (FABI) ausgearbeitet werden. «Mindestens ein vernünftiger Halbstundentakt auf Stadtgebiet» solle bereits ab dem Fahrplan 2021 schrittweise realisiert und zu einem Viertelstundentakt ausgebaut werden. Dies müsse durch entlastende Massnahmen der kleinen Schritte, betriebliche Lösungen und ohne teure, langwierige Infrastrukturbauten erreicht werden. Alle Linien der städtischen S-Bahn sollen zudem vom Kanton als Gesamtsystem in Bezug auf Kostendeckungsgrad und Linienbelastung anerkannt werden.
Fahrplanentwurf 2021 vor Vernehmlassung
Ab 10. Juni 2020 werden die Fahrplanentwürfe des öffentlichen Verkehrs für das kommende Jahr publiziert, Stellungnahmen können bis am 28. Juni 2020 beim kantonalen Amt für öffentlichen Verkehr eingereicht werden. Die IGöV Stadt St.Gallen wird sich nach eigenen Angaben weiterhin für zusätzliche Verbesserungen einsetzen.
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