logo

Langfristige Perspektiven erhoben

St.Galler Finanzhaushalt wird sich in den nächsten Jahren wesentlich verschlechtern

Der Haushalt des Kantons St.Gallen steht vor Herausforderungen. Das zeigen die langfristigen Perspektiven. Verantwortlich dafür sind Ertragsausfälle. Die Herausforderung sei aber zu bewältigen, schreibt die St.Galler Regierung in ihrer Auslegeordnung.

Die Ostschweiz am 06. Januar 2020

Die St.Galler Regierung hat den Aufgaben- und Finanzplan 2021-2023 sowie den Bericht Langfristige Finanzperspektiven 2019 verabschiedet. In den kommenden Jahren zeichnet sich demnach eine wesentliche Verschlechterung der Haushaltssituation ab. Der Kanton sieht sich weiterhin mit einem starken Wachstum bei den Staatsbeiträgen konfrontiert. Vollständig wirksam werden nun die Ertragsausfälle aus der Umsetzung der Steuerreform sowie der Reformen bei Bundesfinanzausgleich. Dank der Stärkung der Eigenkapitalbasis in den letzten Jahren seien diese Herausforderungen aus Sicht der Regierung jedoch zu bewältigen.

Im Aufgaben- und Finanzplan (AFP) weist die Regierung jeweils aus, mit welchen Aufwendungen und Erträgen für die bestehenden Staatsaufgaben zu rechnen ist und welches die finanziellen Folgen der geplanten Gesetzes- und Grossvorhaben sind. Der Aufgaben- und Finanzplan dient der Regierung und dem Kantonsrat als finanzpolitisches Planungsinstrument. Der von der Regierung verabschiedete Aufgaben- und Finanzplan für die Jahre 2021 bis 2023 weist Defizite in der Höhe von rund 129 Millionen Franken für das Jahr 2021, knapp 143 Millionen für das Jahr 2022 sowie rund 136 Millionen Franken für das Jahr 2023 aus. Klammert man die Bezüge aus dem besonderen Eigenkapital aus, rechnet die Regierung mit operativen Defiziten von 159,8 Millionen Franken (2021), 173,5 Millionen Franken (2022) und 167 Millionen Franken (2023).

Zugrunde liegen diesen Berechnungen Steuererträge, die auf einem unveränderten Staatssteuerfuss von 115 Prozent basieren und die sämtliche finanziellen Auswirkungen der kantonalen Umsetzung der Steuervorlage und AHV-Finanzierung (STAF) berücksichtigen. Für den Kanton ergeben sich bei den Steuern Mindereinnahmen von insgesamt knapp 68 Millionen Franken. Diese entfalten ihre volle Wirkung ab dem Planjahr 2021.

Weiter sind die Effekte der Reform des Bundesfinanzausgleichs und die damit verbundenen finanziellen Auswirkungen aus dem Strukturierten Dialog, die Entlastungen aus dem Projekt «Umsetzungsagenda Finanzperspektiven» und die finanziellen Auswirkungen aus der Vernehmlassungsvorlage «Weiterentwicklung der Strategie der St.Galler Spitalverbunde» enthalten. Zudem sind in allen drei Planjahren Bezüge aus dem besonderen Eigenkapital von je 30,6 Millionen Franken vorgesehen. Schliesslich ist in den Planjahren 2021 bis 2023 eine Gewinnausschüttung der Schweizerischen Nationalbank von durchschnittlich knapp 49 Millionen Franken eingeplant.

Hohe Dynamik bei den Staatsbeiträgen

Die Staatsbeiträge weisen unverändert eine hohe Dynamik auf. Sie nehmen jährlich um 2,1 Prozent zu. Der Anstieg bis ins Planjahr 2023 beläuft sich auf knapp 147 Millionen Franken. Zieht man die Beiträge von Bund, Kantonen und Gemeinden ab, liegt der Anstieg der Staatsbeiträge netto bei 95,7 Millionen Franken. Die Hauptgründe für diesen Anstieg liegen in der Zunahme der Beiträge für inner- und ausserkantonale Hospitalisationen, der Zunahme der Ergänzungsleistungen, der Beiträge an Behinderteninstitutionen, der Beiträge an die Universität St.Gallen und an die Fachhochschulen sowie den individuellen Prämienverbilligungen. Zudem nimmt der Abschreibungsaufwand stark zu. Dies liegt hauptsächlich an den höheren Abschreibungen der beschlossenen Hochbauvorhaben, welche ihre Wirkung ab dem Jahr 2021 entfalten.

Staatsquote stabilisiert sich

Das durchschnittliche jährliche Wachstum des bereinigten Aufwands liegt in den Jahren 2021 bis 2023 bei 1,5 Prozent. Das entspricht den neuesten Prognosen des Staatssekretariats für Wirtschaft sowie der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich für das BIP-Wachstum der Jahre 2020 und 2021. Nach einem Anstieg der Staatsquote im Budget 2020 geht die Regierung für die Planjahre 2021 bis 2023 somit insgesamt von einer stabilen Staatsquote aus.

Schwankende Nettoinvestitionen mit Sondereffekten

Die Nettoinvestitionen steigen in den Planjahren 2021 und 2022 um rund 30 Millionen Franken an und reduzieren sich danach im Planjahr 2023 wieder auf 301 Millionen Franken. Der Zunahme bei den Hochbauten stehen schwankende Nettoinvestitionen bei den technischen Einrichtungen und eine Abnahme der Investitionsbeiträge gegenüber. Die Vorgaben des Kantonsrates zum Investitionsplafond werden eingehalten. Der gemäss Vernehmlassungsvorlage «Weiterentwicklung der Strategie der St.Galler Spitalverbunde» vorgesehene Sanierungsbeitrag an den Spitalverbund 4 und damit die Erhöhung des Dotationskapitals um 70 Millionen Franken ist in den Planjahren 2021 und 2022 der Investitionsrechnung abgebildet.

Solides Eigenkapital zur Bewältigung

Nach einer Konsolidierung des Kantonshaushaltes bis zum Budget 2020 zeichnet sich mit der Finanzplanung der Jahre 2021 bis 2023 eine wesentliche Verschlechterung der Haushaltssituation ab. Hauptgründe dafür sind die geplanten finanziellen Auswirkungen der Umsetzung STAF, der Systemwechsel beim Bundesfinanzausgleich, die weiterhin hohe Dynamik bei den Staatsbeiträgen, die finanziellen Auswirkungen der Spitalvorlage sowie die erheblichen beschlossenen Investitionen. Hinzu kommen gesamtwirtschaftliche Unsicherheiten und Herausforderungen, die ebenfalls einen Einfluss auf die Entwicklung der Haushaltssituation des Kantons St.Gallen haben werden.

Umso wichtiger ist daher eine robuste Eigenkapitalbasis. Das freie Eigenkapital beträgt per Ende 2020 voraussichtlich 910 Millionen Franken. Auch nach Berücksichtigung der prognostizierten Defizite weist dieses per Ende 2023 noch einen soliden Bestand von 501 Millionen Franken aus. Zur Einhaltung der Vorgaben der Schuldenbremse ist bei ausgewiesenem Bedarf der Bezug von freiem Eigenkapital zu prüfen. Gleichzeitig sind aber auch die ertrags- und aufwandseitigen Herausforderungen zu lösen und die künftige Entwicklung im Auge zu behalten. Gelingt dies nicht, werden entweder Steuererhöhungen oder neue Sparpakete unumgänglich. Die Regierung will beides nicht.

Bericht Langfristige Finanzperspektiven 2019

Nach der erstmaligen Berichterstattung von Ende 2015 veröffentlicht die Regierung mit dem Bericht Langfristige Finanzperspektiven (LFP) 2019 das zweite Mal einen über den Zeithorizont des AFP hinausgehende Informationen zur finanziellen Entwicklung. Der Bericht Langfristige Finanzperspektiven 2019 zeigt einleitend die allgemeine Haushaltsentwicklung des Kantons St.Gallen in den Jahren 2000 bis 2023 auf, wobei die Jahre 2020 bis 2023 auf den aktuellen Planwerten gemäss Budget 2020 und AFP 2021-2023 basieren. Mit einer Langfristprojektion für die Jahre 2023-2029 sowie einer umfassenden Chancen- und Risikoanalyse werden Überlegungen zu Einflussfaktoren und Unsicherheiten bezüglich langfristiger Entwicklung des Kantonshaushalts angestellt.

Langfristprojektion 2023-2029

Die Langfristprojektion 2023-2029 veranschaulicht die Grundproblematik des Kantonshaushalts. Diese besteht darin, dass der Gesamtaufwand ein höheres Wachstum aufweist als der Gesamtertrag. Ab dem Projektionsjahr 2024 ist ein weiteres leichtes Auseinanderdriften zwischen dem Aufwands- und Ertragswachstum zu erwarten. Die Entwicklung auf der Aufwandseite ist vor allem bedingt durch die Fortsetzung des hohen Wachstums bei den Staatsbeiträgen.

Chancen und Risiken beachten

Der Bericht analysiert ergänzend zur Langfristprojektion 2023-2029 Chancen und Risiken der Erfolgsrechnung sowie auch Bilanzrisiken. Bei den Bilanzrisiken wird der Hauptfokus auf die Beteiligungen des Kantons gelegt. Dabei ist aktuell die Umsetzung des Projektes «Weiterentwicklung der Strategie der St.Galler Spitalverbunde: Leistungs- und Strukturentwicklung (Strategievariante «4plus5»)» von grosser Bedeutung. Werden die evaluierten Chancen und Risiken mitberücksichtigt, so ist tendenziell von einer weiteren Saldoverschlechterung im Haushalt auszugehen. Zur langfristigen Sicherstellung des Haushaltsgleichgewichts ist ein vorausschauendes und langfristig orientiertes Handeln unabdingbar.

Abbau aufgestauter Unterhalt weiterführen

Der vorliegende Bericht zeigt auch auf, wie sich der Abbau des aufgestauten Unterhalts im kantonalen Immobilienportfolio seit der erstmaligen Berichterstattung von Ende 2015 entwickelt hat. Zudem wird auf die anstehenden Herausforderungen im Immobilienbereich in den kommenden Jahren sowie die Einhaltung des neugeschaffenen Plafonds Hochbauten eingegangen.

Handlungsempfehlungen formuliert

Im Zentrum der Handlungsempfehlungen der Regierung stehen die Steuerungsmöglichkeiten bei den Staatsbeiträgen sowie den kantonalen Beteiligungen. Die Regierung strebt einen Ausgleich zwischen Aufwand und Ertrag an und erachtet für die Erreichung dieser Zielsetzung weder zusätzliche Sparpakete noch Steuererhöhungen als erstrebenswert. Ausgabenseitige Disziplin und Massnahmen sind in diesem Zusammenhang weiterhin unumgänglich. Daneben werden auch Themenbereiche wie die finanziellen Schnittstellen zwischen dem Kanton und den Gemeinden, die Investitionsplanung, die Entwicklung des Personalaufwands sowie der Ertragsseite diskutiert. Wichtig ist für die Regierung, dass zur Diskussion stehende strukturelle Reformen wie die Weiterentwicklung der Spitalstrukturen oder die Massnahmen des Strukturierten Dialogs (Aufgabenteilung zwischen Gemeinden und Kanton) konsequent umgesetzt werden. Für die kommenden Jahre wird dies eine bedeutende Herausforderung darstellen.

Die Beratung des AFP 2021-2023 wie auch des Berichts zu den Langfristigen Finanzperspektiven 2019 findet in der Februarsession 2020 des Kantonsrates statt.

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Die Ostschweiz

«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.