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Wo sind die Religionslehrpersonen?

St.Galler Protestanten ergreifen Massnahmen gegen den Nachwuchsmangel

Die Debatte der Synode, dem Kirchenparlament der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St.Gallen, stand im Zeichen der Sorge um den Berufsnachwuchs. Die Synode überwies dazu zwei Postulate.

Eingesandte Mitteilung am 28. Juni 2023

Bereits bei einem der ersten Traktanden der Sommersynode, nämlich dem Amtsbericht zum Jahr 2022, äusserte ein Kirchenparlamentarier seine Sorge um den beruflichen Nachwuchs in der St.Galler Kirche. Im Bericht steht, dass Ende 2022 von rund 100 Pfarrstellen im Kanton St.Gallen 12 nicht besetzt waren. Darum wollte Thierry Thurnheer, Synodaler aus Wil, wissen, was der Kirchenrat wegen der vielen Vakanzen zu tun gedenke. Martin Schmidt, Präsident des Kirchenrates der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St.Gallen, verwies ihn auf die hängigen Motionen, mit denen sich das Parlament später beschäftigen werde.

Aus Motionen werden Postulate

Am Nachmittag war es dann so weit: Marcel Wildi und Katja Roelli, beide Synodale aus Diepoldsau, haben mit weiteren Mitunterzeichnenden zwei Motionen zum Berufsnachwuchs eingereicht. Wildi eine zum Pfarrberuf, Roelli zu den Religionslehrpersonen. In der Eintretensdebatte zeigte sich schnell, dass sich die Synode und der Kirchenrat die Sorge um fehlende Mitarbeitende teilten. Doch zunächst stand die Frage im Rund, ob die beiden Motionen das richtige Instrument seien. «Ist es momentan sinnvoll, so wie es Motionen verlangten, einen Gesetzesprozess dazu anzustossen?», fragte Martin Schmidt, Präsident des Kirchenrates in der Eintretensdebatte. Beide Motionäre sagten Nein und wandelten ihre Motionen in Petitionen um.

Bei den Religionslehrpersonen herrscht Mangel, weil der Unterricht oft zu den gleichen Randstunden stattfindet und darum die möglichen Pensen meist klein bleiben. Für Kirchengemeinden werde es immer schwieriger, sämtliche Lektionen besetzen zu können, sagte Roelli. Darum möchte sie den Kirchenrat beauftragen, den Bedarf an zusätzlichen Religionslehrkräften für die kommenden Schuljahre zu erheben und Sofortmassnahmen vorzuschlagen, wie der Mangellage begegnet werden könne. Sie denkt etwa, dass Jugendarbeiterinnen oder Sozialdiakone mit erleichterter Zulassung Unterricht erteilen dürften. Bei der Detailberatung zum Postulat sprachen sich Synodale zudem dafür aus, die Ausbildung dank zusätzlicher finanzieller Unterstützung der Auszubildenden attraktiver zu machen. Zudem sei zu prüfen, ob die Ausbildung stärker in die Lehrerinnen- und Lehrerbildung zu integrieren sei, mit dem Ziel, dass zukünftige Lehrpersonen neben Religion noch weitere Fächer unterrichten könnten. Roelli erinnerte die Synodalen schliesslich daran, dass es zwar wichtig sei, das Problem in einem grösseren Zusammenhang zu sehen. Doch dränge die Zeit zu sehr. Darum solle der Kirchenrat bereits bis in einem halben Jahr erste Massnahmen vorschlagen. Die Synode folgte Roelli und überwies die Petition.

Auch bei den Pfarrpersonen drängt die Zeit. In den nächsten Jahren werden nämlich weit mehr Pfarrpersonen pensioniert als ausgebildet. Weil sich durch den Mangel wohl auch die Aufgaben sämtlicher kirchlicher Mitarbeitenden verändern werden, möchte Marcel Wildi den zukünftigen Bedarf aller kirchlichen Mitarbeitenden durch den Kirchenrat überprüfen lassen. Zudem soll der Kirchenrat Massnahmen vorschlagen, wie die Zulassung für pastorale Tätigkeiten anzupassen seien, etwa beim Zugang für Sozialdiakone oder bei der Anforderung an die Ausbildung. Fabian Kuhn, Pfarrer und Synodaler aus dem Toggenburg, findet die Diskussion zwar zwingend, doch dürfe schliesslich unter dem Mangel nicht die Qualität von Ausbildung oder Tätigkeit leiden. Ähnlich argumentierten verschiedene Synodale. Doch weil das Grundproblem an sich unbestritten ist, überwies die Synode auch dieses Postulat mit grossem Mehr.

Seelsorge in Heimen stärken

Neben den beiden Postulaten beugte sich die Synode über einen Bericht des Kirchenrates zur Seelsorge an regionalen Alters- und Pflegeheimen. Der Kirchenrat möchte die Seelsorge an Heimen ähnlich institutionalisieren wie an Spitälern. So sieht das Konzept vor, dass Seelsorgerinnen und Seelsorger mit fixen Pensen in den einzelnen Alters- und Pflegeheimen tätig werden. Damit erhielten Heimbewohnerinnen und -bewohner, Angehörige und Personal klar zugewiesene Ansprechpersonen. Allgemein fand der Bericht Zustimmung. Allerdings fragten sich auch da einige Synodale, ob genügend Personal für diese Aufgabe zu finden sei.

Schliesslich genehmigte die Synode die Rechnung 2022. «Wir haben eine rote Null», freute sich Heiner Graf, für die Finanzen zuständiger Kirchenrat. Freude herrscht, weil die Rechnung der Kantonalkirche leicht besser schliesst als budgetiert. Im Budget ging der Kirchenrat bei einem Aufwand von rund 20 Millionen Franken noch von einem Rückschlag von 340 000 Franken aus. Dank etwas höherer Steuereinnahmen sowie Budgetdisziplin resultierte schliesslich nur ein leichter Rückschlag von 48 000 Franken. Der Zentralsteuersatz bleibt bei 3,1 Prozent.

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