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Zeyer zur Zeit

Testing, Testing, Testing

Wenn das eine Mikrofon-Probe ist, macht das Sinn. Aber was für teure Erkenntnisse gewinnen wir aus den Corona-Tests? Ausser, dass Big Pharma big abkassiert?

«Die Ostschweiz» Archiv am 05. November 2020

Der Corona-Test der Wahl ist in der Schweiz bislang der PCR-Test. Für die Testperson einen Moment lang unangenehm, wenn der Arzt mit einem Probestäbchen durch die Nase fast ins Gehirn fährt.

Für die Hersteller eine sprudelnde Goldgrube. Das Testkit kostet unter Brüdern rund 100 Fränkli, dann nimmt auch noch der Arzt etwas für seine Bemühungen. In Deutschland sind das nur 50 Euro für den Test, aber hallo, wir sind schliesslich eine Hochpreisinsel.

Wer gerne wissen möchte, was denn so ein Test in der Herstellung kostet, läuft gegen eine Mauer des Schweigens. Geschäftsgeheimnis, Mitbewerber, wollen Beitrag zur Pandemie-Bekämpfung leisten, Forschungs- und Entwicklungskosten, Blabla.

Also sagen wir mal freundlich geschätzt 5 Franken. Dann nimmt natürlich das Testlabor etwas für seine Bemühungen. Da können wir dann wenigstens davon ausgehen, dass alle dafür zertifizierten Labors in der Schweiz die gleichen Analysemethoden verwenden? Könnte man meinen, ist aber nicht so.

Aber wenigstens verschafft der Test dringend nötige Informationen. Sollte so sein, wenn die Schweiz bis Ende Jahr eine runde Milliarde für diese Testerei ausgibt. Ist das auch so?

Dafür muss man zunächst verstehen, was ein PCR-Test eigentlich ist. Dafür muss man zunächst wissen, dass es anfänglich ein vom deutschen Virologen Christian Drosten selbstgebasteltes Test-Protokoll gab, an das sich mehr oder minder alle hielten.

Seither gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Herstellern der Testkits, da natürlich jeder, der dazu in der Lage ist, sich an dieser sprudelnden Geldquelle laben will. Aber was wird nun genau getestet?

Es handelt sich um eine real time quantitative Reverse-Transkriptase-Polymerase Chain Reaction, abgekürzt RT-qPCR oder schlicht PCR. Vereinfacht bedeutet das, dass das Genom des Virus, seine RNA, im Testserum multipliziert wird. Damit wird es wie durch ein biologisches Mikroskop zur Sichtbarkeit vergrössert, beziehungsweise dadurch sprechen Testflüssigkeiten positiv an.

Hört sich ziemlich tricky an, ist es auch. Schliesslich bekam der Erfinder dieser Methode dafür den Nobelpreis. Kary B. Mullis war ein Musterexemplar eines verschrobenen Genies. Er eckte mit einigen seiner Ansichten schwer an, aber an seiner wissenschaftlichen Leistung kann es keinen Zweifel geben. Nur: Bis zu seinem Tod vergangenes Jahr bestand Mullis darauf, dass sein Test sich ausgezeichnet für die Forschung, aber überhaupt nicht für die Diagnostik eigne.

Vor allem deswegen, weil sein Resultat signifikant sein kann, aber nicht muss. Entscheidend ist dabei der Mikroskop-Effekt. Bei starker Vergrösserung wird etwas gross, was gar nicht gross ist. Also der Nachweis auf eine Covid-19-RNA muss nicht bedeuten, dass die Testperson erkranken wird. Sie kann auch symptomlos diese Infektion überstanden haben. Sie kann symptomlos bleiben oder nur schwache Symptome entwickeln.

Oder sie kann schwer erkranken und medizinische Hilfe benötigen. Nur: Das erkennt man mit diesem Test nicht. Es ist daher auch falsch, bei positiv Getesteten von Infizierten zu sprechen. Sie sind zwar Virusträger, aber nicht jede Infektion führt auch zu einer Erkrankung.

Das sind keine Haarspaltereien, da diese Zahl, die Zahl der «Neuinfektionen», früher täglich gemessen, heutzutage über 7 Tage geglättet, sozusagen der Messfühler ist, mit dem der Alarmpegel bestimmt wird.

Aus dieser Zahl werden bis heute ungebrochen Prognosen extrapoliert, die schlichtweg von einer gleichbleibenden, geometrischen Vervielfachung der positiv Getesteten ausgehen. Und sie alle über einen Leist schlagen, um den nahenden Zusammenbruch des Gesundheitssystems vorherzusagen. Was nur mit drakonischen Massnahmen verhindert werden könne.

Also werden teilweise willkürliche Lockdowns, flächendeckend oder partiell, angeordnet. Im Wesentlichen populistischer Aktivismus. Nachdem die Regierenden von Wissenschaftlern und Medien lange genug als zögerlich, zu passiv, sogar als Versager beschimpft wurden, antworten sie nun: Wir tun was.

Basierend auf einem problematischen Test, der nicht wirklich brauchbare Ergebnisse ergibt, wird zum Allerweltsmittel der sozialen Distanzierung gegriffen. Grossveranstaltungen, Abendanlässe alle Art, Kunstereignisse jeder Art, das Funktionieren von Gaststätten und Hotels, wird massiv eingeschränkt.

Entweder schliessen die Unternehmen ihre Pforten, wie kürzlich das altehrwürdige Hotel Ascot in Zürich, oder sie werden mit Milliardenkrediten künstlich am Leben erhalten. Da es aber an sinnvollen Massnahmen nach wie vor mangelt – Stichwort Kontakt-Tracing –, da es an zielgerichteten Massnahmen mangelt – Stichwort 70 Prozent aller Corona-Toten sind über 80 Jahre alt –, schaden diese Massnahmen mehr, als sie nützen.

Wissenschaftler und Medien können sich immer auf die haftungsfreie und verantwortungslose Position zurückziehen: Wir meinten ja bloss. Aber die Regierenden?

Stölzle /  Brányik
Autor/in
«Die Ostschweiz» Archiv

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