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Hohe Kosten

Thurgauer Dankes-Kampagne für Pflegefachfrauen läuft aus dem Ruder

Eine Schuh-Schenk-Aktion des Startup WeNurse und dem Ostschweizer Schuhhersteller kybun Joya ist aus dem Ruder gelaufen. Was als Dankeschön-Kampagne für ein paar hundert Pflegefachfrauen angedacht war, stellt die zwei Unternehmen vor eine Herausforderung.

Die Ostschweiz am 21. Mai 2024

Die beiden Thurgauer Gesundheitsdienstleister WeNurse und kybun Joya wollten zum Internationalen Tag der Pflegenden, am 12. Mai 2024, ein paar Hundert Pflegefachfrauen überraschen und ihnen als Dankeschön für die geleistete Arbeit Gesundheitsschuhe schenken. Alessia Schrepfer, Co-Founder von WeNurse, erklärt in einer Mitteilung: «Schuhe symbolisieren für mich Fortschritt, und diesen können wir nur gemeinsam machen – Schritt für Schritt! Dazu passend ein Schuh: Das perfekte Symbolbild, welches hoffentlich auch täglich daran erinnert, dass jede/r von uns etwas tun kann!»

Die gutgemeinte Schuh-Schenk-Aktion lief jedoch etwas anders als angenommen. Karl Müller erklärt: «Wir haben damit gerechnet, dass wir innerhalb einer Woche maximal 1’000 Pflegefachfrauen mit unseren Schuhen beglücken würden. Teilgenommen haben jedoch knapp 10‘000.»

Die beiden Schuh-Unternehmer Karl Müller und Claudio Minder, die die Aktion ermöglicht haben, sind überwältig über die grosse Nachfrage. Nun sehen sie sich mit Lieferengpässen und hohen Kosten konfrontiert.

**Aktion kostet über 2‘000‘000 CHF **

Der Warenwert der verschenkten Schuhe beläuft sich auf über 2‘000‘000 Franken. Dazu kommen weitere 100‘000 Franken Versandkosten, welche ebenfalls auf die Ostschweizer Unternehmer zukommen. Die Schuh-Aktion stellt die Ostschweizer Schuhunternehmer zudem vor grosse Herausforderungen: «Die hohe Anzahl an Versandaufträgen bringen unser Lagerteam ans Limit, und unser Innendienst muss eine hohe Menge an Grössenumtausche und mögliche Retouren bewältigen», verrät Claudio Minder und fügt an: «Wir entschuldigen uns bereits jetzt für allfällige Verzögerungen bei der Auslieferung. Wir geben unser Bestes.»

**Schuh-Schenk-Aktion einzustellen war keine Option **

Karl Müller unterstreicht die Wichtigkeit der Aktion: «Sie war als kleiner Beitrag zum internationalen Tag der Pflegenden gedacht. Gleichzeitig sollte es auch ein Weckruf an die Politik sein. Nachdem in den letzten Jahren viel Verbesserung für die Mitarbeiter der Pflege versprochen wurde, aber noch wenig passiert ist, wollten wir als Vorbild für andere Institutionen einen ersten Schritt machen.»

Im Falle dieser Geschenk-Aktion haben sie sich jedoch völlig verschätzt. Claudio Minder ergänzt: «Wer A sagt, muss auch B sagen! Wir wollten die angekündigte Aktion nicht einfach abbrechen und Menschen damit enttäuschen. Durch unsere Aktion werden wir etliche strapazierte Füsse von Pflegefachfrauen beglücken und für ein gesundes Gehen sorgen. Diese Chance bekommt man nicht oft.»

Negative Feedbacks von der Männerwelt Hunderte sehr positive und wertschätzende Feedbacks von Pflegefachfrauen seien eingegangen, erklärt Alessia Schrepfer von WeNurse. Die Aktion wurde im Gesundheitswesen über die eigenen Social-Media-Kanäle verbreitet.

Eingegangen seien jedoch auch ein paar wenige negative Feedbacks, wie: «Und wo ist die Wertschätzung gegenüber Pflegefachmännern?» Schrepfer erklärt dazu: «Bei dem Schuh, welcher verschenkt wurde, handelt es sich um das Damen-Modell «abo» der Marke Joya. Eine männliche Variante davon gibt es nicht, die abo-Linie richtet sich ausschliesslich an Damen. Deswegen dieses Mal «only women».»

Die Freude und Dankbarkeit über die gelungene Schuh-Schenk-Aktion überstrahlen bei weitem alle Herausforderungen. Die drei Gesundheitsdienstleister von WeNurse und kybun Joya meinen unisono: «Die Aktion hat sich trotzdem mehr als gelohnt.»

(Bild: Karl Müller, Claudio Minder, Alessia Schrepfer (v.l.n.r.) pd)

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