Was hast du heute früh gedacht, als du deine Kleider ausgesucht hast? Oder als du im Bad vor dem Spiegel gestanden bist? Scheisse, schon wieder Augenringe?
Unser Aussehen ist ein fundamentales Stück unserer Persönlichkeit. Wir entscheiden nicht selten anhand des Aussehens, ob wir jemanden mögen oder stellen uns sein Leben vor. Wir werten am Aussehen anderer, wie ihr Leben ist.
Ein sehr banales Beispiel ist Tinder.
Eine Freundin hat mir die Grundregeln erklärt.
Da erscheinen dann also Fotos von registrierten Personen, die Kontakt suchen. Und ich kann die Wahl treffen. Mit einem einfachen «Wisch».
Links – will ich nicht.
Rechts – Ja, gefällt mir.
Ich finde es eine der schlimmsten Idee, die je jemand hatte. Eine App, die bei der Partnersuche helfen soll, indem man durch das Wischen nach links oder rechts eine Person innerhalb kürzester Zeit nach dem Aussehen beurteilt. Die Angaben sind knapp. Und nur weil man einen Match hat, bedeutet es noch lange nicht, dass man sich auch tatsächlich anschreibt.
Im realen Leben werten wir zwar auch. Doch wir geben der Person wenigstens eine reelle Chance zu beweisen, dass sie auch Charakter hat, was ja unwiderruflich dazu gehören muss, wenn wir eine seriöse Partnersuche wollen.
Wir begegnen Menschen auf der Strasse und fast instinktiv entscheiden wir, ob wir uns mit dieser Person etwas vorstellen können; eine Zukunft haben; eine Zukunft zusammen aufbauen.
Wir machen so viel an unserem Aussehen fest, damit wir am Schluss eine Nachricht mit einem milden Hey oder Wie geht’s? auf einer App erhalten, die nicht einmal Erfolg verspricht. Sind wir wirklich so tief gesunken, dass wir erwarten, Liebe auf einer App zu finden, die sogar mein Hund bedienen könnte?
Lea Müller (*2001) aus dem Kanton Thurgau ist Studentin in Fribourg. Sie interessiert sich für Sport und schreibt seit ihrem 12. Lebensjahr Geschichten.
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