Der Bergsee ist supi, aber da geht noch mehr. Ich habe mir einige Gedanken gemacht.
Der Kanton Glarus zählt zu den ärmsten Kantonen der Schweiz. Nächstes Jahr werden die Nettoausgleichszahlungen besonders hoch ausfallen: 1591 Franken pro Person. Die Eidgenössische Finanzverwaltung stuft Glarus als besonders ressourcenschwachen Kanton ein. Der Index liegt bei 72.9 Punkte (zum Vergleich Zürich: 123.1).
Glarus gilt darum als „Jura der Deutschschweiz“. Viele KMU haben sich im Kanton angesiedelt. Grossunternehmen fehlen allerdings. In Glarus mangelt es an Ideen, wie internationale Firmen angelockt werden können. So sind die Steuerbelastungen für grosse Aktiengesellschaften bei den Kantonshauptorten fast nirgends so hoch wie in Glarus.
Der Klöntalersee ist ein Beispiel, was in Glarus alles schief läuft. „Schauen Sie, dass Sie spätestens um 10:00 Uhr nach oben fahren. Idealerweise vorher..», heisst es auf der Homepage. Das ist einzigartig in der Schweiz. Die Touristen schon um 10 Uhr aussperren? Das Kriterium: Sobald die drei (kleinen) Parkplätze voll sind, wird unten im Tal der Zugang verwehrt. Warum gibt es nicht mehr Parkplätze?
Als Alternative wird das Postauto empfohlen. Es fährt einmal pro Stunde.
Dafür sind die Parkinggebühren hoch. Wir haben für eine Stunde zwei Franken bezahlt. Auf dem Parkplatz befanden sich zwei mobile Toilettenkabinen. Das ist doch eklig! Ich bin schon viel in der Schweiz herumgekommen. Nirgends bin ich auf eine touristische Ort gestossen, wo es nur Toi Toi und Dixi gab. Da muss man halt investieren. Wasser zum Spülen ist ja vorhanden.
Dabei ist der Klöntalersee eigentlich einer der schönsten Bergseen der Schweiz. Das Wasser war badewannenwarm und klar bis zum Boden. Obwohl schönes Wetter herrschte, war ich der einzige Fisch im Wasser. Ich schwamm bis zur Seemitte und überlegte mir, welche Tipps ich dem armen Kanton geben könnte.
Mir fiel zum Beispiel noch auf, dass gar keine Selecta-Maschinen für Kurzweil sorgten. Der Zugang zum See ist gratis. Das ist einerseits schön, andererseits würde eine Spendenbox Cash in die Staatskasse spülen. Ich persönlich hätte sicher vielleicht drei Franken bezahlt.
Der Ausflug war insgesamt schön, aber hinterlässt traurige Gefühle bei mir. Warum verstehen es die Glarner nicht, aus der Schuldenfalle zu kommen? Warum nutzen sie ihre touristischen Schätze nicht aus?
Ich will in den kommenden Tagen direkt auf die Verantwortlichen zugehen und einfache Lösungsansätze vorbringen. Ich halte Sie auf dem Laufenden!
Beni Frenkel (*1977) ist Journalist und Autor. Er lebt in Zürich.
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