95 Prozent der jetzt austretenden Schüler im Kanton St.Gallen hatten Ende Mai bereits eine Lehrstelle. Für die Lehrbetriebe ist das weniger lustig: Sie kämpfen um den Nachwuchs.
Das Amt für Berufsbildung des Kantons St.Gallen präsentiert die Resultate der aktuellen Schulabgängerumfrage. Wenn im Juli die Jugendlichen aus der Volksschule austreten, haben nur gerade fünf Prozent keine Anschlusslösung. Möglicherweise auch weniger, denn das war der Stand Ende Mai.
Die Befragung, die zusammen mit der Fachstelle Statistik erhoben wird, erfolgt flächendeckend im Kanton. 4894 Jugendliche aus allen Sekundar-, Real- und Kleinklassen sowie den Brückenangeboten wurden erfasst. Der Rücklauf der Umfrage war laut den Autoren «nahezu vollständig», das Bild ist also sehr genau.
Klar wird: Der Anteil der Jugendlichen ohne Anschlusslösung ist weiterhin tief. Und das nicht erst seit jetzt. Die fünf Prozent liegen im Bereich der Vorjahre. Konkret sind es derzeit 302 Jugendliche, die zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht genau wussten, wohin der Weg führt.
Aber, und das lässt aufhorchen, zum selben Zeitpunkt waren im kantonalen Lehrstellennachweis «Lena» mehr als 1500 offene Ausbildungsplätze in etwa 150 Berufen ausgewiesen. An einem Mangel an Lehrstellen liegt es also nicht, dass nicht alle Schulabgänger eine Lösung haben.
Auffallend: Nach wie vor ist bei der Lehrstellensuche die Nationalität offenbar von Bedeutung. Während bei den Schweizer Jugendlichen nur 3,5 Prozent noch nicht fündig geworden sind, sind es bei denen mit ausländischer Nationalität 13,4 Prozent.
Für Lehrbetriebe bleibe es schwierig, alle angebotenen Lehrstellen zu besetzen, schreiben die Autoren der Umfrage. Eine grosse Rolle spielt dabei die Demografie, sie führt derzeit zu tiefen Schulabgängerzahlen. Die 1500 freien Ausbildungsplätze betreffen «in zunehmendem Mass auch traditionell begehrte sowie auch als anspruchsvoll geltende Berufe.»
Aufgrund der vorhandenen Lehrstellen geht man beim Kanton davon aus, dass etwa zwei Drittel der Betroffenen bis zum Schuljahresende im August noch eine Lösung findet. Voraussetzung sei, dass sie «bei der Suche aktiv mitwirken.»
«Hitliste» der Berufe: Spitzenplätze unverändert
Das ist die «Hitliste» der 20von den st.gallischen Schulabgängerinnen und Schulabgängern:
. Kaufmann/Kauffrau EFZ E+B (572 Personen, Vorjahr 575)
. Fachmann/frau Gesundheit EFZ (233 Personen, VJ 222)
. Detailhandelsfachmann/-frau EFZ (200 Personen, VJ 246)
. Polymechaniker/-in EFZ (123 Personen, VJ 134)
. Elektroinstallateur/-in EFZ (116 Personen, VJ 110)
. Zeichner/-in EFZ (101 Personen, VJ 96)
. Koch/Köchin EFZ (86 Personen, VJ 87)
. Fachmann/frau Betreuung EFZ (82 Personen, VJ 86)
. Logistiker/-in EFZ (77 Personen, VJ 70)
. Zimmermann/Zimmerin EFZ (75 Personen, VJ 72)
. Schreiner/-in EFZ (74 Personen, VJ 67)
. Informatiker/-in EFZ (70 Personen, VJ 89)
. Konstrukteur/-in EFZ (63 Personen, VJ 72)
. Dentalassistent/-in EFZ (62 Personen, VJ 60)
. Automobil-Fachmann/-frau EFZ (60 Personen, VJ 64)
. Medizinische Praxisassistentin EFZ (60 Personen, VJ 54)
. Automatiker/-in EFZ (53 Personen, VJ 48)
. Sanitärinstallateur/-in EFZ (49 Personen, VJ 40)
. Coiffeur/Coiffeuse EFZ (48 Personen, VJ 55)
. Montage-Elektriker/-in EFZ (48 Personen, VJ 36)
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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