Zurzeit läuft ziemlich viel. Wir haben es mit Klima-Katastrophen rund um den Erdball, einer noch immer kursierenden Pandemie, diversen Krisen wie der Hungersnot in Nordkorea, Diskussionen in unserer Gesellschaft über eine neue, gendernde Sprache und vielem mehr zu tun. Ausserdem ziehe ich um.
Letzteres ist vielleicht weniger essenziell für das Wohlergehen unserer Welt, aber doch das momentan bedeutendste Ereignis in meinem Leben. Ich werde erwachsen, verlasse das wohl behütete Elternhaus und ziehe zurück in meine Heimat, nach Deutschland. Und obwohl ich mich als organisierte und vorausplanende Person beschreiben würde, treffe ich momentan auf sehr viel Ungewissheit und ungelöste Probleme.
Wo werde ich wohnen? Wie werde ich mein Leben finanzieren? Wird mir meine sorgfältig ausgewählte Studienrichtung überhaupt gefallen?
Das alles sind Fragen, die mir tagtäglich durch den Kopf schwirren und mich manchmal sogar nachts aus dem Schlaf reissen. Dabei gibt es so viel grössere Angelegenheiten als mich.
Ich bin nur ein winziger Mensch, verloren in der Masse der Welt, unerkennbar im Trubel des Geschehens. Meine Präsenz ist weder massgebend, noch ist sie das Mass der Dinge. Die Welt ist blind mir gegenüber.
Aber hier kommt das Schöne der Geschichte, der Silberstreifen am Horizont: Obwohl die Welt mich nicht sehen kann, sehe ich doch die Welt. Ich sehe die Krisen und die sich spaltende Gesellschaft, ich bemerke die ungelösten Probleme und das Chaos. Zwischen Umzugskisten und meinem abmontierten Kleiderschrank sehe ich die Welt.
Und ich bin davon überzeugt, dass wenn wir alle hinschauen, die Welt betrachten und unsere subjektiven Schwierigkeiten für einen kurzen Moment vergessen, sich die Welt uns zuwenden wird.
Und dass dort, wo Zuwendung entsteht, auch die Veränderung beginnt.
Lea Tuttlies (*2002) aus Amriswil studiert in Erfurt Internationale Beziehungen.
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