Am Anfang standen 5000 Münzen und die Zusage des Thurgauer Lotteriefonds, deren Inventarisierung finanziell zu unterstützen. Dass das Historische Museum Thurgau dabei auf eine ganz besondere Preziose stossen wird, ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand.
Die Münzsammlung des Historischen Museums Thurgau ist aufgrund ihrer Schwerpunkte national bedeutend: darunter die Thurgoviensia – Kantonsmünzen, Schützenmedaillen und Werke von Thurgauer Medailleuren – sowie die ansehnliche Sammlung südamerikanischer und deutscher Goldmünzen, vornehmlich des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Schweizer Münzen und Medaillen machen etwa 35% des Sammlungsbestandes aus, unter ihnen befinden sich einige numismatische Perlen.
Fischinger Medaille fällt auf
Bei der Inventarisierung sticht eine Medaille besonders hervor. Sie hat ihren Ursprung im Kloster Fischingen, wo die Verehrung der 1200 verstorbenen Einsiedlerin Idda, der angeblichen Gräfin von Toggenburg, hochgehalten wird. Zur Feier des 500. Todestages der heiligen Idda lässt Abt Franz Troger von Altdorf 1726 eine Medaille prägen. Diese zeigt auf der Vorderseite den Konstanzer Bischof Johann Franz Schenk von Staufenberg (1704–1740), ein glühender Idda-Verehrer. Ein Porträt von Idda, flankiert von einem Hirsch und der Fischinger St.-Idda-Kapelle, prägt die Rückseite. Was ist nun das Spezielle an dieser Medaille?
Einzelstück aufgespürt
Laut numismatischer Literatur wurden Exemplare dieser Jubiläumsmedaille nur in Gold und Silber gefertigt. Doch Glanz und Farbe machten den Numismatiker Florian Hürlimann, der die thurgauische Münzsammlung inventarisiert, stutzig. Handelt es sich vielleicht um eine Zinnmedaille, die im 18. Jahrhundert beliebt waren? Klarheit kann nur eine Metallanalyse bringen. Die energiedispersive Röntgenfluoreszenzspektrometrie (ED-XRF) durch die EMPA bestätigt die Vermutung: Die Medaille besteht aus 76% Zinn, 23% Blei, 1% Kupfer – es handelt sich folglich um ein Unikat, dessen kulturhistorischer Wert für den Thurgau unschätzbar sein dürfte.
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