logo

Livechat

«Von einem Idealzustand sind wir noch weit entfernt»

Rund um das Thema sexuelle Gesundheit und LGBTIQA+ (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersex, Queer und Asexual) gibt es viele offene Fragen. Darauf reagiert die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen, wie Geschäftsleiterin Simone Dos Santos erklärt.

Manuela Bruhin am 28. Februar 2022

Die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen bietet seit kurzem einen Live-Chat an. Was gab den Ausschlag, das Angebot einzuführen?

Wir reagieren auf das Kommunikationsverhalten der Jugendlichen. Mit dem Chat bieten wir ein möglichst niederschwelliges und individuelles Beratungsangebot an.

Insbesondere Jugendliche sollen Themen rund um die sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität ansprechen können. Wie gross war in der Vergangenheit der Bedarf danach?

Die Fragen rund um das Thema LGBTIQA+ haben in den letzten Jahren zugenommen. Vor allem, weil es in der Gesellschaft immer mehr öffentlichen Diskurs dazu gibt. Dies lädt Menschen ein, selbstbewusster und aktiver ihre Sexualität, ihre Identität und/oder ihre Beziehungen zu gestalten. Zu diesen Fragen bieten wir Unterstützung an.

Geschlechtsidentität wird häufig diskutiert. Hat das zu einer besseren Situation für die Betroffenen geführt? Oder ist der Nachholbedarf immer noch gross?

Seit Anfang dieses Jahres können trans Personen ihren amtlichen Geschlechtseintrag einfacher angleichen lassen. Solche rechtlichen Fortschritte führen auch zu mehr gesellschaftlicher Akzeptanz. Der öffentliche Diskurs hilft, dass die Vielfalt der Geschlechtsidentitäten sichtbar wird und – gerade junge Menschen – Vorbilder erleben. Von einem Idealzustand sind wir allerdings noch weit entfernt. Beispielsweise anerkennt der Staat non-binäre Menschen noch nicht. Und die psychische Gesundheit in der trans Community ist durch die gesellschaftliche Haltung nach wie vor beeinträchtigt.

Welche Themen sollen noch angesprochen werden? Und an wen richtet sich der Live-Chat?

Der Live-Chat richtet sich an alle Menschen, die auf diese Art und Weise mit einer Fachperson sprechen möchten. Neben den queeren Themen sind Fragen zu sexueller Gesundheit, HIV/STI und Sexualität im Allgemeinen herzlich willkommen.

Was erhofft ihr euch dadurch?

Wir möchten damit den Menschen eine Beratungsmöglichkeit anbieten, die nicht oder noch nicht ein persönliches Gespräch möchten und trotzdem eine Fachperson als Gegenüber wünschen.

Sind künftig noch weitere solcher Angebote geplant?

Wir führen seit bereits 14 Jahren das COMOUT-Projekt für Schulen. Dort liegt der Schwerpunkt in der allgemeinen Information und Sensibilisierung des Themas LGBTIQA+. Der Live-Chat ist ein Beratungsangebot für einzelne Personen. Was noch entstehen wird, ist auch abhängig davon, was unsere Zielgruppen aus fachlicher Sicht an Angeboten benötigen.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) aus Waldkirch ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.