Es geht um den «Elefanten im Raum», personifizierte Krankheit, um Magersucht. Monika Jagfeld, Leiterin des Museums im Lagerhaus in St.Gallen, spricht in einem sehr persönlichen Podcast mit Giuseppe Gracia über die neuste Ausstellung «Lene Marie Fossen – Human».
Das Museum im Lagerhaus St. Gallen wagt sich mit einer neuen Ausstellung an ein brisantes Thema. Anorexie hat in den vergangenen Coronajahren stark zugenommen. Obwohl aktuell, bleibt das öffentliche Thematisieren der Krankheit tabu. Mit der Ausstellung zeigt das Museum im Lagerhaus erstmals die Selbstporträts der norwegischen Fotografin Lene Marie Fossen (1986–2019) ausserhalb ihres Landes.
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Fossen lehnte den linearen Verlauf der Zeit ab, der sie in die Pubertät zwang, und hörte im Alter von zehn Jahren auf zu essen. Für den Rest ihres Lebens kämpfte sie mit der Magersucht. Autodidaktisch fand sie zur Fotografie als einem Medium, mit dem sie die Zeit einzufrieren suchte.
Neben den Selbstporträts sind auch Porträtaufnahmen einer alten Frau ohne Namen in die Ausstellung integriert, ebenso von Flüchtlingskindern, die 2015 auf Chios gestrandet sind. Flucht, Krankheit, Leid, Fragen nach dem Grund und Abgrund des Seins: dies sind die Themen von Lene Marie Fossens, in der gegenwärtigen internationalen Krisenzeit von brennender Aktualität.
Die Ausstellung will Magersucht weder beschönigen noch stigmatisieren. Weder will sie der Krankheit eine Bühne geben noch soll sie abschrecken. Sie soll die einmaligen Fotografin Lene Marie Fossen würdigen. Ihre Kunst und ihren Mut, das Leiden sichtbar zu machen.
Giuseppe Gracia ist Schriftsteller und Kommunikationsberater. Sein neuer Roman «Auschlöschung» (Fontis Verlag, 2024) handelt von der Selbstauflösung Europas.
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