Die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) berichtete am 3. August 2021, ein ehemaliger Doktorand der Universität St.Gallen (HSG) sei aufgrund kritischer Tweets gegenüber China nicht mehr zu einem Doktoratsprogramm zugelassen worden. Dazu bezieht die HSG nun Stellung.
Im Zusammenhang mit der Berichterstattung werden der HSG Willfährigkeit gegenüber Druck aus China und eine Einschränkung der Meinungsäusserung vorgeworfen. Davon distanziert sich das Rektorat in aller Form. Die Grundsätze der Freiheit von Lehre und Forschung sowie der Meinungsfreiheit stünden für die Universität an oberster Stelle. Sie nehme die Vorwürfe jedoch «sehr ernst und wird sie umfassend prüfen».
Nochmalige Prüfung des Einzelfalls
Die Universität St.Gallen werde die Vorgänge rund um den geschilderten Fall des ehemaligen Doktoranden eingehend prüfen und kritisch reflektieren, auch vor dem Hintergrund der im Verhaltenskodex der HSG formulierten Richtlinien. Die entsprechenden Arbeiten wurden laut Mitteilung der HSG eingeleitet. Über die Erkenntnisse und allfällige Schlussfolgerungen orientiert sie «so rasch wie möglich».
Abklärung unter Einbezug externer Fachleute
«Die HSG hat zum heutigen Zeitpunkt keine Hinweise auf eine Einflussnahme oder Druckversuche von aussen, sei es im Rahmen der Austauschprogramme noch bei Ausbildungs- oder Forschungsprojekten. Dennoch soll eine Arbeitsgruppe (AG) unter Einbezug externer Fachleute vertieft prüfen, ob im Rahmen der Zusammenarbeit der HSG mit ausländischen Universitäten unter dem Aspekt der Wahrung der Lehr- und Forschungsfreiheit potenzielle Angriffsflächen bestehen, denen besondere Beachtung geschenkt werden muss», so in der Stellungnahme.
Über die Ergebnisse der AG werde zum gegebenen Zeitpunkt informiert. «Im Übrigen unterstützt die Universität St.Gallen die derzeitigen Bemühungen der Dachorganisation 'swissunversities' um gesamtschweizerische Richtlinien in der Zusammenarbeit mit China», schreibt die HSG weiter.
Keine Selbstzensur und Einschränkung der freien Meinungsäusserung
Die akademische Freiheit in Forschung und Lehre seien das höchste Gut der HSG, was das Recht der freien Meinungsäusserung einschliesse. «Dazu zählt die Möglichkeit aller Universitätsangehörigen, sich auch kritisch gegenüber Regierungen oder Organisationen zu äussern. Ein kritischer Diskurs zu China findet zudem an der HSG sowohl in Lehre und Forschung als auch im Rahmen öffentlicher Vorlesungen statt», teilt die HSG mit.
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