Wir alle haben doch Erwartungen. Sicherlich an andere, hoffentlich aber auch an uns selber.
Wir haben Erwartungen in fast allen Bereichen unseres Lebens. Erwartungen an die Politik, die Wirtschaft, die Unterhaltungsindustrie aber auch an die Gesellschaft. Vor allem in unserer Kirche sind die Erwartungen derzeit hoch. Die Erwartungen an den Papst, an die Bischöfe; letztendlich an jede und jeden, der in dieser Kirche eine leitende Aufgabe hat. Vorwärts gehen soll es. Ein Ruck soll durch die Kirche. Besser gestern als erst heute.
Im Wort Erwartung steckt aber auch das Wort: Warten. Das wird oft vergessen. Der heutige Mensch will aber nicht warten. Es entspricht ihm nicht. Denn in der Schnelllebigkeit unserer Tage, muss es vorwärts gehen.
Eigentlich wüssten wir es und der deutsche Philosoph Andreas Tenzer bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt: «Enttäuschung ist das Ergebnis falscher Erwartungen.» Wie damit umgehen? Darf man keine Erwartungen mehr haben? Ich meine schon. Unbedingt sogar. Aber wir dürfen dabei nicht vergessen, dass der andere neben mir auch Erwartungen hat und dass diese womöglich in eine ganz andere Richtung zielen. Erwartungen müssen einerseits realistisch formuliert und andererseits in einer geduldigen Haltung herbeigesehnt werden. Dies würde uns meiner Meinung nach viele Enttäuschungen ersparen ohne dass wir dabei resignieren und den Kopf in den Sand stecken.
Andy Givel ist Pfarradministrator in Gossau
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