Natürlich war es ein bewusster Schachzug. Und ein geschickter. «Bauer, ledig, sucht…» gehört zu den Paradepferden im Stall des TV-Senders 3plus. Und da muss man immer noch einen draufsetzen. Beispielsweise, indem man nun nicht in erster Linie einem suchenden Landwirt das Liebesglück bescheren will, sondern dafür sorgt, dass die Fetzen fliegen.

Und die Chancen sind hier gross.

Bauer Martin aus dem Kanton St.Gallen, 45 Jahre alt, alleinerziehender Vater eines achtjährigen Jungen, wirkt bodenständig, geerdet, sympathisch. Er wünscht sich eine Frau, die auf seinem Hof mithilft und mit der kleinen Familie etwas unternimmt. Dass man ihm Nancy Holten nach Hause schickt, konnte er nicht ahnen.

Die inzwischen eingebürgerte gebürtige Niederländerin ist eine begnadete Provokateurin. Sie nimmt alles ins Visier, was vielen Schweizern heilig ist. Zum Beispiel Kuhglocken. Mit ihrem Einsatz gegen diese schaffte sie es sogar in die internationalen Schlagzeilen. In jüngster Zeit engagiert sie sich besonders für ein Verbot der beliebten Säulirennen. Und sie ist Veganerin. An der Seite eines Mannes, der 27 Milchkühe besitzt, nicht unbedingt ein Vorteil. Aber weil sie Martin auf dem Bildschirm spontan sympathisch fand, hat sie sich beworben beim Sender - und fand dort wohl offene Türen.

Sie sei bereit, Kompromisse zu machen, sagt Holten. Aber Veganerin bleibe sie, und Fleisch kochen würde sie niemals. Womit der Job am Herd im Fall einer Partnerschaft wohl definitiv am Landwirt hängen bleiben würde, es sei denn, er wird auch Veganer.

Aber es muss ja nicht einmal Fleisch sein. Holten blickt in einem Ausschnitt aus der Sendung bereits pikiert, als Zwetschgenkuchen auf dem Tisch steht. Denn sie mutmasst wohl nicht zu Unrecht, dass darin einiges steckt, was sie nicht zu sich nimmt.

Gegenüber der «Aargauer Zeitung» wollte 3plus übrigens keine Stellung dazu nehmen, ob Nancy Holten aufgrund der zu erwartenden Spannungen für die Sendung ausgesucht wurde. Man sei aber über die «Präferenzen und No-gos der Bewerberinnen» informiert. Und Bauer Martin ist es inzwischen wohl auch.