Es ist anzunehmen, dass die meisten Medien dieses Jahr auf 1. April-Scherze verzichten. Welcher Verlust!
Die meisten medialen 1. April-Scherze bedingen es, dass eine möglichst grosse Menge an Personen zu einem bestimmten Zeitpunkt an einen bestimmten Ort gelockt werden, wo sie dann erfahren, dass es nichts zu sehen gibt. Das funktioniert aufgrund des Versammlungsverbots natürlich nicht. Zwar verirren sich in aller Regel nur drei oder vier Leute dorthin (das ginge), aber es sind meist Rentner (das geht nicht).
Weil sich diese Art von Spässen derzeit also verbietet, beschränkt sich das Ganze dieses Mal höchstens auf Spässe, die ohne Auflösung funktionieren - beziehungsweise die erst am Tag danach in der Zeitung aufgelöst werden (zur Überraschung des halben Dutzend Leser, die es wirklich geglaubt haben). Und auch solche Scherze scheinen angesichts der Coronakrise nicht unbedingt opportun.
Damit keine Entzugssymptome auftreten, sagen wir Ihnen aber, welche Art von 1. April-Scherzen wir lesen würden, wenn es denn welche gäbe:
Mit Sicherheit wären wieder irgendwo auf einer Baustelle historische Gräber oder Dinosaurierknochen oder beides aufgetaucht - der Dauerbrenner!
Irgendwelche Gemeindepräsidenten hätten absolut unerwartete Ankündigungen gemacht: Steuersatz Null, eine unerwartete Erbschaft oder ein McDonalds-Drive-in in einem 900-Seelen-Dorf beispielsweise.
Dieter Bohlen kommt in ein (anderes) Dorf und sucht ein Talent (fällt weg, denn wenn man nicht auf den Dorfplatz raus darf, um sich öffentlich zu blamieren, funktioniert es nicht).
Ein neues superüberdimensionales Bauwerk entsteht an einem neuralgischen Punkt, nun ist Spatenstich (derzeit ohne Publikum). Angesichts der Länge, die Baugesuche beanspruchen, ist das ein besonders glaubwürdiger Scherz, dem jeder sofort auf den Leim kriecht.
Natürlich gibt es jedes Jahr Variationen dieser vier Vorlagen, damit es auf keinen Fall langweilig wird. Und nun bleibt den Scherzausbrütern ein Jahr länger Zeit, um die Idee weiterzuentwickeln. Man könnte beispielsweise zur Abwechslung auf einer Baustelle Dieter Bohlen ausgraben. Der ist ja auch irgendwie ein Dinosaurier.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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