Im Gedenkjahr an die Opfer des Holocausts sind nicht nur Historiker gefragt, sondern auch Kunstschaffende. Gedanken zu kulturellen Anlässen im Dreiländereck.
Gleich zu Beginn des Jahres, vom 27. Januar bis 2. April und zum Tag des Gedenkens der Opfer des Holocaust am 27. Januar präsentierte das Kunsthaus Bregenz die Ausstellung «Hope House» von Simon Fujiwara. In der begehbaren Installation wurde das Haus von Anne Frank nach einem Modell des Originals aus dem Amsterdamer Museums-Shop nachgebaut. Der junge Künstler Simon Fujiwara, stellte die These der Kommerzialisierung des Holocaust plakativ in den Raum.
Wenn auch die Besucherzahlen des Anne Frank Hauses die Millionengrenze pro Jahr überschreiten, so steht doch die banale Frage der Vermarktung in keiner Relation zum nationalsozialistischen Völkermord.
Vom 18. März 2018 bis 17. Februar 2019 zeigt das Jüdische Museum in Hohenems eine Sonderausstellung «Sag Schibbolet! Zu sichtbaren und unsichtbaren Grenzen». Hier werden unter anderem in Audiostationen Flüchtlingsdramen ab 1938 hörbar gemacht, die in unmittelbarer Nähe beim alten Rhein passierten.
Die Sammlung nimmt auch Bezug auf die aktuell diskutierten Grenzorte beziehungsweise -situationen und verbindet eindrücklich Vergangenheit mit Gegenwart.
Am 20. April startet das Theater Konstanz aus Anlass des Geburtstages von Adolf Hitler die Farce „Mein Kampf“ von George Tabori. Durch Tragen einer Hakenkreuzbinde erhält der Besucher eine Freikarte, hingegen bekundet man mit dem Davidstern Solidarität zu den Holocaust-Opfern und muss den Eintritt bezahlen.
Die Inszenierung führte der Künstler Serdar Somuncu und verweist auf die künstlerische Freiheit.
Er will durch diese Aktion zum Denken anregen und scheut nicht, sich dem Disput zu stellen.
Im Theater St. Gallen steht noch bis 17. Mai 2018 «Adam’s Äpfel» (nach einem Film von Anders Thomas) auf dem Spielplan. Es handelt sich um «eine Satire mit bizarrer Komik zu Neonazis und Resozialisierung», so ist in der Tagespresse zu lesen.
Diese und andere Kultur-Beiträge zur Vergangenheit, Aufarbeitung der Geschichte und Bewusstwerdung sind wertvoll, mag die Art und Weise auch für den einen oder anderen schlicht eine Zumutung, verletzend und/oder ohne Empathie erscheinen.
Die Frage stellt sich:
Wie soll Erinnerungskultur heute stattfinden?
Wollen wir überhaupt erinnert werden und wenn ja, muss polarisiert werden um entsprechend Aufmerksamkeit zu erhalten?
Margit Bartl-Frank (*1954) ist Kunstschaffende und lebt und arbeitet seit über 20 Jahren im St.Galler Rheintal. Ihre Schwerpunkte liegen auf zeitgenössischer bildender Kunst sowie Kunst im öffentlichen Raum.
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