Jährlich schreien Tausende Openairbesucher nach «Helga». Vincenzo Neidhard hat mit dem Start-up «Helga works» ein Management Tool für Rechteinhaber wie Fonds oder Musiker ins Leben gerufen.
Regelmässigen Openair-Gängern brennt die Frage natürlich am meisten unter den Nägeln: Wurde die Idee für Ihr Start-up am Openair spruchreif?
Die Verbindung unseres Namens mit dem Openair lässt sich natürlich nicht abstreiten. Als St.Galler gehört das Openair doch auch ganz einfach dazu. Helga ist aber keine «Schnapsidee», sondern bezieht sich viel mehr auf die Artisten, die oft lange Reisen für einen Auftritt im Sittertobel antreten. Festivals wie das Openair St.Gallen oder das Southside sind immer auch ein Highlight für einen Künstler, wenn nicht teilweise gar eines der obersten Ziele eines Musikschaffenden. Da wir Musiker und das unterstützende Personal in ihrer beruflichen Laufbahn begleiten, wollten wir mit der Namensgebung «Helga» eine Art Hommage an die Träume unsere Kunden richten, für deren Erfüllung sie viel riskieren und oft auch durchmachen müssen.
Intelligente Datenanreicherung und Analysen: Wie funktioniert Helga genau?
Sie können sich die Künstler wie kleine spezialisierte Firmen vorstellen. Künstler und deren Teams werden mit Daten und Statistiken wie Streaming und Umsätze überflutet. Will man dann Informationen beispielsweise für Kontrollen und Steuererklärungen, merkt man schnell, welcher Aufwand nötig ist, um sich ein eindeutiges Bild über eine Situation zu verschaffen. Zudem verfügen diese Teams oft nicht über ausreichendes Knowhow, was genau man mit dieser Flut an Informationen anfangen kann – und lassen sich so mehr oder weniger passiv von den Datenströmen berieseln. Aber genau das birgt Gefahren.
Weshalb?
Eigentlich weiss man trotz einer grossen Menge an Daten dann doch nichts Genaues. Oft sind wesentliche Informationen versteckt oder können nur durch Kombination mit anderen Daten oder Informationen ersichtlich oder aufgedeckt werden. Unsere Kunden erhalten wesentliche Informationen und Entscheidungsgrundlagen bequem an einem Ort mit einer einzigartigen Übersicht über ihr Business und dessen Entwicklung geliefert.
Corona hat einiges durcheinandergewirbelt. Weshalb haben Sie sich dennoch an die Geschäftsidee gewagt?
Ich denke, der Grund liegt in der Vorgeschichte von Helga. Wir sind einige Jahre bereits als «Neidhardt & Company KG» in der internationalen Musikwirtschaft als Künstlermanager aus St.Gallen tätig. Helga ist so gesehen unser «Spinn off». So betreuen wir unter anderem internationale Berufsmusiker wie Justin Wellington, den Sie im Sommer 2021 sicherlich das eine oder andere Mal mit «Iko Iko» im Radio gehört haben. Ich glaube, dass unsere persönlichen Erfahrungen, unsere Einstellung, aber auch unser interner Umgang mit Krisensituationen gar nie die Frage zugelassen hätte, ob wir das jetzt machen oder nicht. Zudem wollen wir mit Helga auch einen positiven Beitrag in unserer schönen Stadt leisten. Dieser Wunsch ist durch die Pandemie eher noch verstärkt worden.
Welches waren die grossen Herausforderungen, die Sie meistern mussten?
Unsere Herausforderungen als Start Up gibt es immer und überall. Oft sagt man, im Ausland sei die Finanzierung einfacher, man kriegt einfach so mal Millionen für seine Idee. Man nennt Städte wie Berlin und Los Angeles. Aber vielmehr ist die spannende und grosse Herausforderung, unseren Case mit Basis in St.Gallen mit St.Galler Unterstützung umzusetzen. Haben wir das gemeistert, sehen wir das als Qualitätsmerkmal unseres Startups.
Sie wurden mit dem Förderpaket von Startfeld ausgezeichnet. Wofür setzen Sie das Geld ein?
Wir sind nach wie vor komplett selbstfinanziert, hoffen aber, bald unsere erste Finanzierungsrunde abzuschliessen. Die lokale Unterstützung durch das Startfeld lag uns sehr am Herzen. Es ist grossartig, sind wir nun einen Schritt weiter. Ich hoffe auf eine spannende Zusammenarbeit. Das Team rundum Christoph Lanter ist einfach cool, enthusiastisch und offen. Das macht doch schon richtig Lust, weiterzumachen. Das Förderpaket erlaubt uns, gezielt Themenbereiche mit externen Experten abzudecken. So streben wir derzeit eine Kollaboration mit einem Dienstleister im Bereich Software Development an, welche vom Startfeld bezahlt wird. Ebenfalls haben wir dank Startfeld und unserem Finanzteam von FS Partners aus Herisau, einen Industrie-Veteranen aus London, ins Boot holen können. Er wird vor allem vor dem Launch zum Einsatz kommen, um unsere Entwicklungen nochmals für den Markt zu meistern und Verbesserungen mit uns zu erarbeiten. Auch seine Leistungen werden vom Startfeld übernommen.
Euer Launch ist für den Frühling geplant. Wo steht ihr derzeit?
Wir arbeiten derzeit mit einer ersten Variante und verfeinern unsere Systeme sowie Prozesse. Aktuell betreuen wir unsere ersten Kunden und haben so bereits eine gewisse Verantwortung, welche wir von Monat zu Monat wahrnehmen müssen. Wir stehen also irgendwo zwischen der Umsetzung, weiterer Detailplanung und der Kundenbetreuung.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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