Sie sind meist dick und umfangreich - und verschwinden oft ziemlich schnell im Altpapier. Die Stadt Wil möchte mit einem kleinen Trick dafür sorgen, dass ihr Geschäftsbericht 2019 nicht einfach entsorgt, sondern vorher auch gelesen wird. Wer sich «durchquält», wird belohnt - vielleicht.
Der Geschäftsbericht 2019 der Stadt Wil ist soeben erschienen. Darin stecken wie üblich sehr viele Zahlen sowie Ausführungen über die Erreichung der Legislaturziele. Wer sich dafür interessiert, kann sich bis ins Detail in den Zustand der Stadt einlesen. Verschickt wird der Geschäftsbericht allerdings nicht direkt, die Haushaltungen erhalten eine Bestell-Postkarte. Zudem kann er auch online als PDF-Datei gelesen werden.
Aber die Stadtverwaltung geht noch einen Schritt weiter. Sie will offensichtlich dazu animieren, dass der Geschäftsbericht auch wirklich gelesen wird - indem sie einen Wettbewerb durchführt. Wer eine Reihe von Fragen beantwortet und die Lösungen an die Stadtkanzlei sendet, kann einen von mehreren Preisen gewinnen. Dazu gehören ein Tonhalle-Abonnement, ein Gutschein für Kommunikationsdienstleistungen der Technischen Betriebe Wil oder für den Besuch eines Restaurants sowie Zehnerkarten für das Hallen- und Freibad.
Um eine Chance zu haben, muss man den Geschäftsbericht aber wirklich durchackern. Herauszufinden gilt es beispielsweise, wie viele Geschäfte das Stadtparlament 2019 behandelt hat, mit welchen Gemeinden die Stadt Wil eine gemeinsame ARA plant und wie viel Prozent der Wiler Kinder ein Jahr vor Kindergarteneintritt eine Spielgruppe besucht haben.
Eigentlich ein idealer Zeitvertrieb während der Coronakrise...
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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