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Eine tragikomische Geschichte

Wie eine preisgekrönte Lichtinstallation über Nacht einfach verschwand

Klammheimlich entfernte die Vaduzer Behörde 2017 eine preisgekrönte Beleuchtung von zwei Ostschweizern auf der Alten Rheinbrücke, die Vaduz mit Sevelen verbindet. Seit Jahren wird die Wiederherstellung gefordert. Damit wird es nun aber wohl nichts, wie ein aktueller Entscheid zeigt.

Urs Oskar Keller am 05. März 2020

*Update: Dieser Beitrag erschien zuerst in «Die Ostschweiz für den Sonntag» (nur für App-Nutzer) vom 1. März 2020. Inzwischen steht der Entscheid des Gemeinderats von Vaduz fest. Das Bürgermeisteramt von Vaduz teilte am 4. März 2020 auf seiner Webseite den Beschluss des Gemeinderates zur Rückzahlung der Subventionsbeiträge von 117'318.65 Franken an der Alten Rheinbrücke Vaduz-Sevelen mit. Damit wird das preisgekrönte Beleuchtungssystem wohl nicht mehr installiert.

Die Behörde der Liechtensteiner Hauptstadt 2017 entfernte in einer Nacht-und-Nebel-Aktion eine preisgekrönte Beleuchtung auf der historischen Alten Rheinbrücke, die Vaduz mit dem st.gallischen Sevelen verbindet. Das Kulturamt des Fürstentums und die St. Galler Denkmalpflege fordern seit Jahren die Wiederherstellung der Installation, die fast eine Viertelmillion Franken kostete. Der Vaduzer Gemeinderat hat darüber beraten. Der Entscheid soll am 4. März veröffentlicht werden.

«Bezugnehmend auf ihre Anfragen kann ich ihnen mitteilen, dass die Gemeinde Vaduz bei laufenden Verfahren auf den üblichen Wegen öffentlich informieren wird», teilte Bürgermeister Manfred Bischof Ende Februar 2020 mit. Die zahlreichen Anfragen an das Bürgermeisteramt und die Gemeinde Vaduz bleiben seit fast einem Jahr unbeantwortet. Monja Camponovo, Leiterin der Vaduzer Gemeindekanzlei, sagte am Telefon: «Wir haben vom Bürgermeister die Anweisung, dazu keine Auskunft zu geben. Das ist Chefsache.»

Wohl auf Druck der Liechtensteinischen Regierung fand am 18. Februar eine Sitzung des Vaduzer Gemeinderates statt, wo auch über die Brückenbeleuchtung beraten wurde. «Zwischenzeitlich hat die Gemeinde Vaduz einen neuen Bürgermeister, mit welchem wir das Thema nun gerade in den letzten Zügen verhandeln», teilte Patrik Birrer, Leiter Denkmalpflege des Fürstentums Liechtenstein, mit. Der Entscheid und die möglichen Beschlüsse sollen am 4. März im Internet veröffentlicht werden.

Rheinbrücke

Die Beleuchtung des St. Galler Lichtgestalter Gallus Zwicker existiert seit 2017 nicht mehr.

St. Galler Lichtgestalter Gallus Zwicker in Aktion

Ein Blick zurück: Was war passiert? Im Sommer 2011 wurde die aufwendig renovierte Alte Rheinbrücke Vaduz-Sevelen mit einem Brückenfest eingeweiht. Die Sanierungskosten von 3,74 Millionen Franken übernahmen die Stadt Vaduz, das Land Liechtenstein, der Kanton St. Gallen und der Bund. Die neue, 226'000 Franken teure Lichtinstallation – durch Steuergelder mitfinanziert – wurde im Oktober 2012 in Betrieb genommen. Die Beleuchtung, die der bekannte St. Galler Lichtgestalter Gallus Zwicker entwarf, liess die alte Brücke in neuem Licht erscheinen. Zur Verbesserung der Lichtverhältnisse im Brückeninnern dienen zusätzlich 23 Fenster.

Martin Kuhn, Erfinder, Tüftler und Besitzer der auf Wasseranalysegeräte spezialisierten Firma Metanor AG, früher in Münchwilen TG tätig, hatte den Auftrag, das energieeffiziente Beleuchtungskonzept mit LED-Technologie zu entwickeln. Unternehmen entwickelte die sogenannte «wandernde Lichtinsel» samt Software. 82 Sensoren mussten erst eigens dafür evaluiert und gebaut werden. Komplex, so Kuhn, seien vor allem die Software und die Wetterfestigkeit der Leuchten gewesen. «Das Design sah vor, dass sich eine Lichtinsel auf der sonst dunklen Holzbrücke bildet, sobald jemand die Brücke betritt. Diese Lichtinsel folgt der Person und passt sich ihrem Tempo an», sagt Kuhn, der die Anlage von seinem Arbeitsplatz aus steuern konnte und heute sein Unternehmen in Regensdorf ZH führt. «Die Brückenbeleuchtung in Sevelen war innovativ und weltweit einzigartig.» So weit so gut.

«Wiederherstellung des rechtmässigen Zustands»

Dass die Beleuchtung auf der 136 Meter langen Brücke heimlich entfernt und durch über dreissig neue Lichtröhren ersetzt wurde, kam erst Ende 2017 ans Licht, als Kuhns Fernsteuerung nicht mehr funktionierte. Man war nicht nur beim Amt für Kultur in Vaduz erstaunt und konsterniert, sondern auch auf der Schweizer Seite des Rheins, dass trotz hoher Kosten und ohne Absprache die Anlage bereits ersetzt wurde. Aufgrund einer mündlichen Auskunft der Gemeindebauverwaltung Vaduz wusste die Denkmalpflege in Liechtenstein zudem, dass die demontierten Beleuchtungssysteme noch eingelagert vorhanden sind.

Nun wurde die Sache amtlich und ernst. Thomas Büchel, Leiter Amt für Kultur (Denkmalpflege) des Fürstentums Liechtenstein, schrieb am 11. Dezember 2017 dem «geschätzten Ewald», dem damaligen Vaduzer Bürgermeister Ewald Ospelt, der im März 2019 von der Politbühne verschwand: «Nachdem unsere schon seit längerer Zeit deponierte Anfrage bei der Gemeindebauverwaltung Vaduz um schriftliche Stellungnahme bislang unbeantwortet geblieben ist, geben wir der Gemeinde Vaduz hiermit die letztmalige Gelegenheit sich bis zum 31.12.2017 hierzu schriftlich zu äussern. Danach wird das Amt für Kultur aufgrund vorgängiger Ausführungen unter Androhung der Ersatzvornahme die Wiederherstellung des rechtmässigen Zustands gemäss Art. 42 Abs. 5 KGG bis zum 31.01.2018 verfügen. Das Amt für Kultur macht gemäss vorgängig genanntem Artikel geltend, dass ohne Genehmigung des Amtes für Kultur ein geschütztes Kulturgut massgeblich verändert, eine künstlerische Installation zerstört und ein Baudenkmal in seiner Wirkung beeinträchtigt wurde.»

Ospelt: «Verschiedene Betriebsausfälle»

Aus dem unterzeichneten Antwortschreiben des Vaduzer Bürgermeisters Ewald Ospelt an das Amt für Kultur (Denkmalpflege) der liechtensteinischen Landesverwaltung vom 14. Dezember 2017, das unserer Zeitung vorliegt, geht unter anderem hervor, dass nach weniger als einem Jahr «nachweislich bereits verschiedene Betriebsausfälle registriert» wurden – «wohlweislich nach vorgenommenen Garantiearbeiten und einer Überarbeitung der Steuerungssoftware». Leider sei es weiterhin «zu ärgerlichen Ausfällen der Beleuchtung» gekommen und Nutzer hätten «immer wieder Bedenken hinsichtlich der fehlenden Sicherheit» geäussert. Auf Bitten der Gemeinde Vaduz um die Unterbreitung von Lösungsvorschlägen zur Sicherstellung der gewünschten Betriebssicherheit im Herbst 2015 seien konkrete Massnahmen der Firma Metanor AG ausgeblieben.

Da schritt der einstige «König von Vaduz», wie Bürgermeister Ospelt auch genannt wird, zur Tat: Weil die Probleme mit der fehlerbehafteten Beleuchtung geblieben seien und die Sicherheit der Nutzer nicht habe gewährleistet werden können, befürwortete er die Auswechslung der Beleuchtung auf Kosten der Gemeinde Vaduz – Kosten für die Demontage inbegriffen. Somit sei «weder für die Gemeinde Sevelen, für den Kanton St. Gallen oder das Land Liechtenstein finanzieller Schaden entstanden». Die Komponenten der alten Lichtinstallation seien im Werkhof der Gemeinde Vaduz eingelagert worden, hielt Ospelt fest. So weit so schlecht. Auf unsere Fragen zum Stand der Dinge blieben Antworten des Bürgermeisteramtes bis heute aus.

Rheinbrücke

Zur Verbesserung der Lichtverhältnisse im Brückeninnern dienen immer noch auch zusätzlich 23 Fenster.

«Unterlassung der Einholung einer Genehmigung»

Ospelt unterliess nicht eine diplomatische Verneigung: «Es bleibt mir nochmals mich für die verspätete Stellungnahme und Unterlassung der Einholung einer Genehmigung beim Amt für Kultur ergebenst zu entschuldigen. Diesbezüglich lag keineswegs eine Verweigerung vor, sondern es handelte sich vielmehr um ein zielorientiertes Handeln zur sofortigen Gewährleistung der im Sinne der Allgemeinheit liegenden Personensicherheit im Innenbereich der Brücke. Dabei unterblieben leider die notwendige und vorgängige Konsultation sowie das Ansuchen einer dazu notwendigen Bewilligung. Ich bedanke mich jetzt schon für Ihr Wohlwollen, das Verständnis in dieser Angelegenheit und wünsche Ihnen frohe Festtage und einen guten Start in das kommende Jahr.»

Ewald Ospelt kandidierte nicht mehr als Bürgermeister von Vaduz im März 2019. Er erhielt noch das Ritterkreuz des Fürstlich Liechtensteinischen Verdienstordens. Manfred Bischof wurde sein Nachfolger.

«Nahezu störungsfreier Betrieb»

Ospelt behauptete im Nachhinein, die Beleuchtung hätte von Anfang an nie funktioniert. Die Anlage habe Ausfälle gehabt, sie hätten aber «durch sachgemässe Bedienung verhindert werden können», schreibt Martin Kuhn. Dabei sei es ein Blitz gewesen, der in die Strasse bei der Brücke einschlug und die Lichtanlage kurz einmal lahmlegte. Das Ganze sei bewusst hochgespielt worden.

Martin Kuhn, der die komplette Lichtanlage fertigte, lieferte, montierte und steuerte, widersprach am 11. Januar 2018 dem zuständigen Leiter Liegenschaftsverwaltung der Gemeinde Vaduz, Martin Laukas: «In Anbetracht ihrer einmaligen Existenz und Komplexität funktionierte die Lichtanlage einwandfrei. Der geforderte künstlerische Effekt – Lichtinseln, die Passanten in Abhängigkeit ihrer Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit dynamisch begleiten – konnte mit den gewählten Technologien bei Dunkelheit gut und stabil erreicht werden.» Und weiter: «Die angedachten Massnahmen zur Verbesserung der Verfügbarkeit der Anlage müssten gemeinsam ausgearbeitet werden, da es nicht nur eine einzige Lösung für einen nahezu hundertprozentig störungsfreien Betrieb gibt.»

Der Abbau der Beleuchtung kam für den Lichtplaner und geistigen Vater der Anlage, Gallus Zwicker, überraschend. «Die Lichtinstallation wurde ohne mein Wissen deinstalliert», sagt er. Nun sei aus der kreativen Arbeit eine ganz normale Brückenbeleuchtung geworden. Es brauche jetzt in erster Linie die Auseinandersetzung auf politischer Ebene sowie mit den Bauherren. Man müsse die Öffentlichkeit und auch die Besitzer über den Wert der Lichtinstallation informieren, erklärte er bereits 2028. «Es braucht mehr Aufklärungsarbeit als Gestalter und Schöpfer», gibt sich Zwicker selbstkritisch. Es wäre auch wichtig, zu wissen, wie die Brücke von der Bevölkerung bislang wahrgenommen wurde. «Ich arbeite daran, dass die alte Beleuchtung reaktiviert wird. Es wurde ja etwas Schönes gemacht, wo Leute sich begegnen können.» Den aktuellen Stand der Lichtanlage an der Alten Rheinbrücke kennt Zwicker nicht. «Nach meinem Wissen ist die Anlage noch nicht wieder hergestellt. Mehr kann ich dazu nicht sagen.»

Engagement der kantonalen Denkmalpflege

Als die Denkmalpflege des Kantons St. Gallen von der «Nacht-und-Nebel-Aktion» erfuhr, reagierte sie prompt. Michael Niedermann, Leiter der kantonalen Denkmalpflege, fordert seit Jahren die Wiederherstellung des rechtmässigen Zustands der Beleuchtung, da diese zum Schutzumfang des Kulturprojektes «Alte Rheinbrücke Vaduz-Sevelen» gehört. Die Sanierung der Brücke wurde vom Kanton St. Gallen mit 160'000 Franken aus dem Lotteriefonds unterstützt. Der Bund steuerte weitere 228'299 Fr. bei. Die genannten Beiträge hatten zur Folge, dass die historische Rheinbrücke neben dem Schutz durch die Schutzverordnung der St. Galler Gemeinde Sevelen auch unter Bundesschutz gestellt wurde. Michael Niedermann sagte im Sommer 2018: «Der Sachverhalt ist klar: Die Beleuchtung ist Teil des geschützten Objektes und wurde unzulässigerweise entfernt – und teilweise zerstört. Sie muss wieder montiert und teilweise rekonstruiert werden. Wir versuchten, die Sache auf dem Verhandlungsweg zu lösen. Sollte in absehbarer Zeit aber kein Durchbruch in der Verhandlung erfolgen, werden wir das Bundesamt beiziehen müssen.»

Leider kann Niedermann heute keine Neuigkeiten vermelden: «Unsere Interventionen sind wirkungslos. Weitere Mittel stehen uns nicht zur Verfügung. Das ist schade.»

Und wie sieht es aus auf Stufe Bund? Das Bundesamt für Kultur BAK teilt auf Anfrage mit, es habe den Fall mit der zuständigen kantonalen Fachstelle diskutiert und sei über die Vorgänge informiert worden. «Wie wir feststellen mussten, bestand bei den Verantwortlichen der Gemeinden Sevelen respektive Vaduz in Bezug auf baukulturelle Werte leider ein augenscheinlicher Mangel an Sensibilität», sagt Oliver Martin, Leiter Sektion Heimatschutz und Denkmalpflege. Unter Berücksichtigung der ursprünglichen, baukulturell hochstehenden Gesamtkonzeption gehtemit dem vorgenommenen Ersatz der Beleuchtung «damit zweifellos eine Beeinträchtigung der Wirkung des Baudenkmals als Ganzes einher, was nicht im Sinn der Gemeinden sein kann.» In Erwägung der grenzüberschreitenden Situation seien die rechtlichen Möglichkeiten des BAK jedoch beschränkt und wären auch nicht zielführend, so Martin. «Wir haben deshalb auf Einsicht bei den lokalen Behörden gezählt, ihre Brücke als Denkmal zu schätzen, aufwerten zu wollen und die ursprüngliche Beleuchtung wiederherzustellen.»

Rheinbrücke

Gemeinde Sevelen will nichts mehr damit zu tun haben

Die kantonale Denkmalpflege bat die Gemeinde Sevelen als Miteigentümerin schon im Dezember 2017, auf die Stadt Vaduz einzuwirken, die Beleuchtung wiederherzustellen. Da auch Teile des Gemeindeeigentums betroffen sind, ist dies der erste und naheliegende formelle Schritt – doch er blieb aus, wie Gemeindepräsident Roland Ledergeber mitteilt: «Die Gemeinde Sevelen ist nicht in diese Angelegenheit involviert. Nachdem die Renovation der Brücke abgeschlossen war, haben wir nichts mehr damit zu tun gehabt. Der Ersatz der Beleuchtung wurde durch die Gemeinde Vaduz ausgeführt.» Susanna M. Solenthaler. Die Gemeinderatsschreiberin von Sevelen, sagte kürzlich am Telefon: Die Anlage habe nie richtig funktioniert und den Vaduzern sei das wohl zu blöd geworden. So haben die Vaduzer dann die Lichtanlage abmontiert. Die Gemeinde Sevelen habe damit nichts zu tun.

Die Gemeinde Vaduz war es auch, die dem Projekt in einer 57-seitigen Publikation beste Zensuren erteilte. Martin Laukas von der Bauverwaltung lobte darin «die erwartete Lichtstimmung und die subtile Ausgestaltung der Lichtkörper und deren Eingliederung in das historische Bauwerk.» Das ausgeklügelte Beleuchtungskonzept in der überdeckten Holzbrücke berücksichtige, wie wichtig die Verbindung der beiden Länder sei und verbessere die Wahrnehmung der alten Holzbrücke im Innern, lobt auch das liechtensteinische Amt für Kultur in Vaduz: «Die Umsetzung erfolgte energetisch sinnvoll und die Installationen haben sich rücksichtsvoll dem Gesamteindruck des historischen Bauwerks untergeordnet. Die innenräumliche Begegnung konnte mit der ausgeführten Lichtinstallation erlebbar gemacht und auch dem Aspekt der Sicherheit konnte mit der neuen Beleuchtung Rechnung tragen werden. Die herausragende Innovation des Konzepts lag indes darin, dass Fussgänger, Velofahrer oder Reiter durch ihre Bewegung und Gehrichtung Sensoren aktivieren, die das Licht dem Benutzer der Brücke folgen lassen. Die gelungene Instandsetzung der Alten Rheinbrücke wurde in einer gemeinsamen Publikation im Jahr 2011 umfassend gewürdigt», schreibt Thomas Büchel, Leiter Amt für Kultur, im Brief an Bürgermeister Ewald Ospelt in Vaduz.

Preisgekrönt

Die hymnische Beurteilung blieb den Fachleuten und der Jury der internationalen Lighting Design Awards in den USA nicht verborgen. Der Preis nimmt für sich in Anspruch, ebenso renommiert für die Lichtplaner zu sein wie die Oscars für die Filmindustrie. «Herr Zwicker ist ein LIT-Gewinner der Kategorie Light Art Projekt für 'Shine On Me' in der Alten Holzbrücke Sevelen und wurde 2027 im Katalog publiziert», bestätigt Sprecherin Ellen Hemming in Los Angeles. Nur leider existiert die Beleuchtung seit 2017 nicht mehr.

Aufgrund des im wahrsten Sinne des Wortes «wegweisenden Beleuchtungskonzepts» ist das Projekt auch dem Verein «Südkultur» aufgefallen. 16 Gemeinden aus den Regionen Obertoggenburg, Werdenberg und Sarganserland sowie das Amt für Kultur des Kantons St. Gallen gründeten 2006 diesen Verein. Statt Preise zu vergeben, markierte der Verein im Jahr 2012 zwischen Alt St. Johann und Bad Ragaz, Murg und Sevelen symbolisch sechs Bauten mit einem «Roten Nagel», darunter auch die Alte Brücke. Der Verein will so zur Auseinandersetzung mit Baukultur anregen. «Südkultur»-Geschäftsführerin Bettina Ammann relativiert indes: «Die Rheinbrücke wurde wegen ihrer baulichen Aspekte markiert sowie aufgrund der sorgfältigen und kunstvollen Einbettung in die Umgebung, einer überzeugenden Verbindung zwischen alter und neuer Bausubstanz, qualitativ hochstehendem Handwerk und architektonische Finesse.» Südkultur sei zum Thema Beleuchtung der Alten Rheinbrücke nicht involviert.

Licht in Sicht?

Ende 2018 kamen alle Beteiligten in Vaduz zusammen, um eine einvernehmliche Lösung zu finden. Es wurde eine Studie zur Wiederinstallierung der Brückenbeleuchtung gemacht und einen eine detaillierte Offerte vorgelegt. Die Kosten, so Martin Kuhn, hatten wir damals mit rund 100'000 Franken berechnet. Der damalige Bürgermeister Ospelt zog sich vollständig aus der Sache zurück und die beiden Schweizer Konstrukteure der Lichtanlage, Zwicker und Kuhn, vernahmen nichts mehr, weder eine Ab- noch eine Zusage. Martin Kuhn: «Man wollte die Anlage auch mithilfe der NTB Interstaatliche Hochschule für Technik Buchs erweitern. Wir waren alle nach der Sitzung ziemlich ratlos gewesen.»

Doch jetzt besteht Hoffnung, auch wenn eine Reaktivierung der alten Anlage – falls die Teile beziehungsweise Einzelanfertigungen noch vorhanden sind – nicht leicht sei. Martin Kuhn und sein Team könnten sich die Wiederinstallierung vorstellen: «Diese Brückenbeleuchtung war innovativ und weltweit einzigartig. Ich kenne nichts Vergleichbares.» Patrik Birrer, Leiter Denkmalpflege im Liechtensteiner Amt für Kultur, kündigt Bewegung an. Die Entfernung und Zerstörung der Beleuchtung sei ohne Genehmigungen durch die beiden Denkmalpflegestellen im Kanton St. Gallen und im Fürstentum Liechtenstein erfolgt: «Sie ist demnach unzulässig und muss wieder rückgängig gemacht werden.»

Historische Rheinbrücke Vaduz-Sevelen von 1871

Der Bau einer Brücke zwischen Vaduz und Sevelen wurde 1868 beschlossen. Durch die Überschwemmung im Werdenbergischen verzögerte sich der Baubeginn. Ende 1870 wurde der Brückenbau zum Gesamtpreis von 28'000 Franken vergeben. Schon am 18. Juli 1871 war die gedeckte Holzbrücke auf fünf Jochen mit einer Länge von 427 Fuss und 16 Fuss Breite fertig erstellt und konnte dem Verkehr übergeben werden. «Als letzte von ehemals 17 gedeckten Holzbrücken, die zwischen Reichenau und dem Bodensee über den Rhein führten, ist die alte Rheinbrücke Vaduz-Sevelen für Liechtenstein sowie für die Schweiz von nationaler Bedeutung. 1981 stellte die Liechtensteiner Regierung sie unter Denkmalschutz», schreibt Thomas Büchel, Leiter Amt für Kultur des Fürstentums Liechtenstein.

Während Dekaden diente die Holzbrücke als direkteste Verbindung zwischen Vaduz und Sevelen für Nutzlasten bis sechs Tonnen. Doch das Brückenwerk genügte dem Schwerverkehr in den 1970er-Jahren nicht mehr und so drängte sich immer mehr ein Neubau auf, bedingt insbesondere durch den Autobahnanschluss. Der Neubau entstand südlich der bestehenden Holzbrücke rund 230 Meter rheinaufwärts. Die neue Betonbrücke Vaduz-Sevelen wurde am 13. Oktober 1975 dem Verkehr übergeben. Seitdem ist die verkehrstechnische Funktion der alten Brücke auf eine Fuss- und Radwegverbindung zwischen den beiden Dammwegen beschränkt.

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Urs Oskar Keller

Urs Oskar Keller (*1955) ist Journalist und Fotoreporter. Er lebt in Landschlacht.

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