Für mich beginnt jeder Tag mit der Frage, was ich anziehen soll. Ein gut gewähltes Outfit ist für mein Wohlbefinden wichtig und kann mir einen Tag wesentlich verschönern oder eben auch vermiesen.
Ich bin mir bewusst, dass sich nicht jedermann mit dieser Aussage identifizieren kann und sollten Sie, lieber Leser, es denn genau so empfinden, dann lege ich Ihnen dringendst die Empfehlung nahe, hier das Lesen dieses Artikels zu beenden.
Mode, Trends, Styling und das ganze Drumherum sind für mich nicht ein Hobby oder ein Interessengebiet, sondern ein integraler Bestandteil meines Seins. Und wenn das dann eben nicht mit meiner Tagesform übereinstimmt, kann das schnell zum Desaster werden. Zu meiner Teenager-Zeit war das Angebot an so genannten High Street Shops in der Schweiz gering – und in unserer Region sowieso praktisch nicht vorhanden. Zürich war zwei Stunden mit dem ÖV entfernt, in St.Gallen gab es weder H&M noch Zara und Chur war ohnehin, abgesehen von Vögele, anno dazumal keine Shoppingdestination für ein Sackgeld-Portemonnaie.
Das erste Format der RTL2 Sendung «Popstars», gesponsert von «New Yorker», hat uns Dörfler dann irgendwann darauf aufmerksam gemacht, dass es eine Welt ausserhalb der ländlichen Schweiz gibt, und somit wurden Eltern angefleht, über die Grenze nach Dornbirn in eben diesen Shop zu fahren. Nach einigen Jahren wurde das Angebot in der Schweiz aber ausgebaut und ein stylisches Dasein war nicht mehr abhängig von dem Arbeitsplan meiner Mutter. Die endgültige Erlösung kam mit der Entdeckung von ASOS.com, dem ersten Mode-Onlineshop in unserer Preisklasse und Trendempfinden. Dies, kombiniert mit einem Berufslehrgehalt, und die Welt war schön.
Nun gut, diese Wiedererzählung ist natürlich gewollt überspitzt und ich bin mir des Privilegs, auf welcher das Problem basiert, ganz im Klaren. Mode, im Gegensatz zu Kleidung, ist ein Privileg – und wenn wir hier von Privilegien sprechen können, dann ist dies mein Liebstes der Aller in der Schweiz.
Wenn etwas von Wichtigkeit ist, dann bringt dies automatisch den Nachteil mit sich, dass die Situation bei einem potenziellen Nichtvorhandensein beunruhigend ist. Also zurück zum Anfang dieses Textes; «Für mich beginnt jeder Tag mit der Frage, was ich anziehen soll. Ein gut gewähltes Outfit ist für mein Wohlbefinden wichtig und kann mir einen Tag wesentlich verschönern oder eben auch vermiesen.» Es dauerte einige Jahre und einen Umzug nach London, wo die Wohnungen so klein sind, dass der Umfang der Garderobe zwingend immer limitiert ist, um herauszufinden, wie ich dem Problem «grosser Kleiderschrank, aber nichts Anzuziehen» entfliehen konnte. Die Lösung dieses scheinbar paradoxen Problems ist aber eigentlich naheliegend und hilft zugleich einem nachhaltigeren Konsumverhalten: Eine gute Garderobe basiert auf einer soliden Auswahl von langanhaltenden und nicht trend-fokussierten Kleidungsteilen, die man dann eben saisonal mit neuen Trends kombinieren kann.
Und bevor ich in meinem nächsten Beitrag über die Frühlings- und Sommertrends berichte, öffne ich hier mein Adressbuch mit den besten Modedestinationen für den Aufbau einer Basisgarderobe, die jahrelang anhalten kann – High Street only:
Zara
Zara’s Auswahl an schwarzen, grauen und dunkelblauen Stoffhosen ist meiner Meinung nach die beste auf dem Markt. Grössen von XS bis zu XXL.
Arket
Absoluter Renner für schlichte T-Shirts und Tanktops, preislich sehr gut. Grössen von XS bis L.
Mango
Das Preis-Leistungsverhältnis für Blazer bei Mango ist mit Abstand das Beste. Zara bietet zwar auch ein gutes Angebot an Blazer, aber ich finde, dass die Qualität bei Mango besser ist. Grössen von XXS bis XXL.
COS
COS bietet eine exzellente Auswahl an Röcken an, schlicht im Design und qualitativ hochwertig. Grössen von 32 bis 44.
& Other Stories
Ein fantastischer Shop für Blusen aus wunderbaren Materialien. Von Seide bis zu Viskose gibt es alles und immer in klassischen Schnitten. Grössen von 32 bis 44.
Topshop
Obwohl Topshop mittlerweile von ASOS aufgekauft wurde, ist die Auswahl immer noch gleich und kaum zu überbieten. Von Skinny Jeans über Mom Jeans oder Schlaghosen, gibt es alles in allen klassischen «Jeans Farben». Grössen von 32 bis 44.
Bonus Tip:
Outnet.com ist das digitale Outlet von Net-A-Porter.com und ich schaue mich dort regelmässig nach tollen Basics von Designern um, alle mit Rabatt zwischen 50 bis 75 Prozent.
Viel Spass beim Shoppen!
Esther Kinnear-Derungs ist im St.Galler Rheintal aufgewachsen und hat eine kaufmännische Grundausbildung absolviert. Sie wohnt seit 2010 in London und hat zusammen mit Tara Le Roux die Model-Agentur Linden Staub gegründet.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.