Teams zu «Superkräften» zu bewegen – das ist die Leidenschaft von Elke Thamm, Head of Corporate Personnel Development, bei der Bühler AG. Am Personaltag referiert sie zum Thema – und verrät im Interview, wie ihr das gelingt.
Sie arbeiten bei der Bühler Group und verhelfen den Teams zu «Superkräften». Wie sieht Ihre Arbeit genau aus?
Bei Bühler sehen wir Führung als den Differentiator für erfolgreiche Teams. Gleichzeitig sehen wir bei Bühler Personalführung klar als eine erlernbare Skill. In diesem Sinne stelle ich mit meinem Team sicher, dass wir unsere Führungskräfte unterstützen, ihre Führungsrolle erfolgreich auszuführen. Dies spannt sich von der Entwicklung und Bereitstellung von praktischen Toolkits über Leadership Development Programme, bei denen sie nicht nur von externen Experten, sondern auch voneinander lernen. Superkräfte werden dann freigesetzt, wenn es in einem Team ein hohes Level an Vertrauen gibt, die Teammitglieder sich gegenseitig ergänzen, das gleiche Ziel haben und sich für die gegenseitige Weiterentwicklung verantwortlich fühlen. Wir haben dies in unseren TOP (Trust Ownership und Passion) Werten zusammengefasst. Hier unterstützen wir Teams mit einem gemeinsam mit IMD definierten Prozess, ein High Performing Team zu werden und nachhaltig zu bleiben.
Stichwort New Work: Welche Arbeitsform würden Sie sich wünschen? Und wie arbeiten Sie derzeit?
Ich würde mir wünschen, dass wir es als Gesellschaft schaffen, das in der Pandemie Gelernte nicht zu vergessen und nachhaltig in den neuen Arbeitsalltag einbauen. Ich wünsche mir Arbeitsformen, bei denen sich Teams nach klar definierten Spielregeln so organisieren, dass auf individuelle Bedürfnisse eingegangen wird, sich alle inkludiert fühlen und das bestmögliche leisten können. Ich wünsche mir auch, dass wir als Organisationen hier experimentierfreudig bleiben und weiterhin voneinander lernen. Wenn ich nicht reise, dann arbeite ich im Büro oder im Homeoffice.
Sie haben Organisationsentwicklungsstrategien definiert und vorangetrieben. Wie sehr haben die sich in den letzten beiden Jahren verändert, beziehungsweise angepasst?
Als wichtige Entwicklungen sehe ich hier, dass die Planungshorizonte einerseits kürzer geworden sind, andererseits ist es notwendig, längerfristig zu planen. Wir werden alle älter, arbeiten länger und parallel sind Skills immer kürzer relevant. Hier ist lebenslanges Lernen neu definiert worden. Gleichzeitig hat definitiv «digital» klar an Bedeutung gewonnen, es geht immer mehr um die «Experience», nicht nur die Sache. Führung ist in den Mittelpunkt gerückt, und gleichzeitig wurde sie in vieler Hinsicht neu definiert. Unternehmen müssen in ihren Strategien auch wirklich die Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit erklären können. Mitarbeiternetzwerke und ein Treffen auf Augenhöhe sind nicht mehr ein «nice-to have», sondern ein «must» geworden.
Wie setzen Sie die Aktionen bei Bühler, damit die Mitarbeiter mental und motiviert bleiben?
Die Fürsorge für unsere Mitarbeitenden liegt uns bei Bühler ganz besonders am Herzen. Dazu gehört die physische sowie mentale Gesundheit aller Bühler Mitarbeitenden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die letzten Ereignisse in der Welt einen Einfluss auf die Motivation und mentale Gesundheit haben.
Dagegen gehen wir mit Webinaren zu Resilienz, Mitarbeiterumfragen und sportlichen Wettbewerben, wie den Buhler Olympics, vor. Seit vielen Jahren haben wir hier eine Partnerschaft, um unsere Mitarbeitenden zusätzlich noch externe unabhängige Experten zur Verfügung zu stellen, um sie in sämtlichen Lebenslagen bestmöglich zu betreuen und ihre Gesundheit sowie Leistungsfähigkeit zu schützen. Wir sehen hier den Menschen im Mittelpunkt. Grundpfeiler sind aber nicht einzelne Aktionen, sondern eine inklusive Kultur der gegenseitigen Wertschätzung, Achtsamkeit sowie einem respektvollen Umgang miteinander im Einklang mit unseren Unternehmenswerten – Vertrauen, Eigenverantwortung und Leidenschaft.
Wie sehr hat sich die Führung in den letzten Jahren verändert?
Führung ist komplexer geworden, wir schreiben buchstäblich alle gemeinsam ein neues Kapitel. Es gibt keine Modelle, auf die wir zurückgreifen können. Das macht es auch sehr spannend. Führung ist definitiv menschenzentrierter geworden, die Fähigkeit zu Empathie ist sehr wichtig. Wertebasierte Führung zählt, zuhören, um zu verstehen, aber auch das so genannte «Growth mindset», also die Offenheit, zu lernen, und nicht immer alles zu wissen, macht eine gute Führungskraft aus. Damit kommt die Agilität – in einer Welt mit wenigen Gewissheiten, Entscheidungen zu treffen, zu experimentieren, zu lernen, zu entlernen. Resilienz ist wichtig, um als Person und als Führungskraft fit zu bleiben.
Der Fachkräftemangel beschäftigt die Wirtschaft stark. Mit welchen Massnahmen kann ein Unternehmen Gegensteuer bieten? Ist das überhaupt möglich?
Das ist ein komplexes Thema, das viele Facetten hat. In einer Welt, wo einerseits gewisse Fähigkeiten jetzt gefragt sind, wir aber nicht wissen, für wie lange und was in der Zukunft nötig sein wird. Bei Bühler setzen wir hier an, indem wir einerseits die Zukunft selbst gestalten, in dem wir auf Ausbildung setzen. Mit etwas 500 Lehrenden global und davon 279 in der Schweiz leisten wir unseren Beitrag für die Zukunft der Fachkräfte. Die Wertschätzung der Fachkarriere ist ein weiterer Eckpfeiler, an dem wir ansetzen. Grundsätzlich setzen wir auf lebenslanges Lernen für alle. Wir bieten strukturierte Weiterbildungsmöglichkeiten für alle Generationen. Dies ist ein Kernbestandteil unserer Unternehmenskultur.
Die Arbeitswelt wurde in den letzten beiden Jahren sehr durcheinandergewirbelt. Wie geht es in den nächsten Jahren weiter – was denken Sie?
Das ist die eine Million Dollar Frage – und nur die Zukunft wird es zeigen. Wer hätte vor einem Jahr vorausgesagt, dass wir dieses Jahr in einer Energiekrise stecken, ausgelöst durch einen Krieg in Europa. In den nächsten Jahren wird es sicher spannend bleiben. Ich denke, es ist wichtig, dass wir das, was wir in den letzten zwei Jahren gelernt haben, in die Zukunft integrieren, und nicht in alte Gewohnheiten verfallen. Dann wären die letzten zwei Jahre in vieler Hinsicht umsonst gewesen. Wenn wir nicht vergessen, den Menschen in den Mittelpunkt stellen, einander zuhören, um zu verstehen und uns auf die Gemeinsamkeiten konzentrieren, haben wir gute Voraussetzungen geschaffen, die Zukunft positiv zu gestalten. Bei Bühler sind wir uns dessen sehr bewusst und umso wichtiger sind daher für uns, unsere starke Basis, wie unser Purpose, unsere Werte und unsere Kultur.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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