Energieknappheit, Lieferengpässe, Preis- und Kostensteigerungen, Personalmangel, Konkurse und allgemeine Marktverwerfungen – der perfekte Sturm, doch die Ostschweizer Wirtschaft hält stand.
Hochkonjunktur haben zum Jahreswechsel die Rück- und Ausblicke. Die eigenen Prognosen zu reflektieren, wird zu oft vergessen. Trau schau wem. Weil viele so oder so zum Vergessen sind, lohnt sich genau dahinter zu schauen. Insbesondere wenn die Wirtschaftsmeteorologen über Sturm, Regen, Kälte und aufziehende Gewitter berichten und wir das teilweise auch so erleben: Der perfekte Sturm, der Gewissheiten und Lehrbücher ebenso in Frage stellt wie der Nutzen theoretischer Lösungsansätze. Weshalb lagen selbst die Notenbanken mit ihren Inflationsprognosen komplett neben dem Markt? Hätte die Wirtschaftsgeschichte nicht verlässlich aufzeigt, was ihre Geldschwemme und die künstlich tief gehaltenen Zinsen bewirken? Preisstabilität wäre Ihr Kernauftrag. Der kalte Schuldenabbau durch hohe Teuerung und Zinsen und der damit verbundenen Entwertung ist verlockend. Schuldenmacher in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind sich einig und Ordnungspolitiker leider bis auf wenige Ausnahmen unpopulär. Wenn’s dann aus dem Ruder läuft zahlen die Rechnung andere. Schuld sind der russische Krieg, das autokratische China oder die düstereren Aussichten in Europa: Der Krieg tötet weiter, Chinas autokratisch gesteuerte Wirtschaft stottert, die Inflation in Europa ist so hoch wie nie im 21. Jahrhundert und eine weitere Rezession steht vor der Tür. Das ist schlimm. Doch sind die Aussichten so düster?
Die Schweiz und insbesondere die KMU-geprägte Ostschweiz sind die Ausnahme. Die Bäume wachsen kaum in den Himmel, dafür sind sie standfester. Richtig hart träfe uns eine Strommangel. Dies muss unter allen Umständen verhindert werden. Die Konkurse steigen, betreffen jedoch meist Zombieunternehmen mit wegfallender Coronahilfe. Das Konjunkturboard Ostschweiz (KOF ETH Zürich) ist denn auch deutlich optimistischer als Europa und die übrige Schweiz. Zu optimistisch? Bei allen echten Herausforderungen wohl kaum, denn die Ostschweiz ist ein Sonderfall. Allerdings nicht so, wie Andri Rostetter in der NZZ vom 14. November schreibt. Im Gegenteil: Der Autor verkennt Kleinräumigkeit mit kurzen und direkten Wegen, Uneinigkeit mit Vielfalt und Engstirnigkeit mit Eigenständigkeit. Dadurch wird «Resilienz» zur echten Widerstandskraft durch Vielfalt, Realitätssinn und Innovationskraft. Für Kurzsichtige mag die Schweiz in Winterthur aufhören. Realwirtschaftlich nimmt sie ab dort richtig Fahrt auf.
Die Ostschweiz existiert. Verlassen wir uns auf unseren Realitätssinn, was immer Auguren und andere Berufene voraussagen. Bleiben wir nah bei unseren Kunden und Partnern und trimmen wir uns weiter fit und schlank. Der Anpassungsdruck bleibt hoch. Nicht zu vermeidende Härtefälle wird der trockene Arbeitsmarkt zu Gunsten aller rasch entschärfen. Nutzen wir die Chancen unserer relativen Stabilität und unserer mit rund drei statt 10 Prozent moderaten Inflation. Kundennähe, Innovationskraft, Produktivität und motivierte Mitarbeitende schaffen Zuversicht und bleiben der Schlüssel zum Erfolg.
Thomas Tanner ist Mit-Initiant der Wertschaffer AG. Die Partnerinnen und Partner der Wertschaffer AG sind alles selbstständige Unternehmerinnen und Unternehmer. Dank ihrer Erfahrung decken sie im Verbund alle strategischen und operativen Fragestellungen von KMU ab. Dabei verbinden sie KMU-Methodik mit hohem Praxisbezug und unternehmerischer Erfahrung.
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