Ich staune jeweils nicht schlecht, was im St.Galler Nachtleben so abgeht und was die Leute so alles zum Party machen mit sich führen. Es geht manchmal zu und her wie im Wilden Westen – Waffen inklusive.
Wohl zur eigenen Sicherheit beim Drogendeal. Denn die Drogenszene floriert. Kokain ist und bleibt in St. Gallen allgegenwärtig. Mehr dazu in einer nächsten Kolumne. Hier soll es um eine Neueröffnung gehen, um jene der «Garage».
Das ehemalige «Elephant» stand fast drei Jahre leer und man hatte hohe Erwartungen an die «Nachfolgerin». Man hoffte auf eine Aufwertung für das gesamte St. Galler Nachtleben. Die Gerüchteküche brodelte, die Eröffnung wurde mehrmals verschoben – bis es dann Ende März so weit war. Etwas noch nie Dagewesenes wurde versprochen.
Entsprechend habe ich mich über die Einladung zum «Soft-Opening» am gefreut – durchaus auch mit einer gewissen Erwartungshaltung.
Beim Eingang fehlte mir schon einmal die «Begrüssung». Zwei freundliche Hostessen mit Häppchen oder Shots würden einen doch gleich positiv einstimmen. War aber leider nicht so.
Im oberen Teil, früher der Raucherbereich, steht nun eine Bar – topmodern und wohl mit feinster Technik bestückt. Die Treppe nach unten ist auch heute noch eine Herausforderung mit hochhackigen Schuhen und für Sturz-Betrunkene. Ein kleiner Fehltritt und der ganze Club sieht dir beim «Downfall» zu.
Die drei Bars wurden auf eine reduziert, die mich an eine Kantinenküche erinnert. Die Tanzfläche scheint kleiner als vorher, dagegen sind die Lounges, das DJ-Podest sowie der Platz für die Angestellten sehr grosszügig ausgefallen. Die Einrichtung, das Licht, die Technik scheinen wirklich hochmodern zu sein. Was mir jedoch fehlte war der Bezug zur namensgebenden «Garage». Wo sind die dreckigen Autos, die alten Tanksäulen, der ganze «Dirt» und das nie Dagewesene?
Apropos «Dirt»: die Toiletten sind sehr schön gestaltet und hell. Aber auch hier ist der Name nicht Programm. Ich hoffte insgeheim, es entwickle sich eine bisher unbekannte Szene, etwas Revolutionäres, etwas Erwachsenes im Stil des Berliner «KitKatClub». Aber vielleicht ging da einfach die Fantasie mit mir durch.
Leider ist auch das Einlassalter niedrig gesetzt. Mit «18+» ist ein zweites «Trischli» oder «Ivy» vorprogrammiert. Auch die schönen Tänzerinnen wurden erst im letzten Moment bemerkt – ich bin mir nicht sicher, ob es am Licht lag oder am Gitter, das sie verdeckte und wodurch man lediglich zwei tanzende Beine wahrnehmen konnte…
Es besteht also noch Luft nach oben und ich bin gespannt, wie die weitern Events so verlaufen. Ich warte wohl weiterhin auf meinen Underground-Schuppen mit Underground-Fighting, Sex, Drugs and Rock’n’Roll, was wohl alles einfach nicht dem Bedürfnis des Otto-Normal-Verbrauchers entspricht…
Jennifer Rissi arbeitet als Sekretärin in einer Anwaltskanzlei und teilzeit in einer Bar in St.Gallen. Für «Die Ostschweiz» schreibt sie über die hiesige Ausgangsszene.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.