logo

«Ungünstige Konstellationen»

Würth will nicht Bundesrat werden - zumindest jetzt nicht

Nun ist klar: Regierungsrat Benedikt Würth verzichtet 2018 auf eine Kandidatur für den Bundesrat.

Marcel Baumgartner am 15. Oktober 2018

Er war als Kandidat für den frei werdenden Sitz von Bundesrätin Doris Leuthard gehandelt worden. Doch CVP-Regierungsrat Benedikt Würth steigt nicht in den Ring. Das teilte der Finanzchef heute Montag mit.

Die vergangenen zwei Wochen habe er genutzt, um mit seiner Familie, seinem Umfeld und seiner Kantonalpartei die Frage einer Bundesratskandidatur eingehend zu klären.

Nun hat Würth einen Entschluss gefällt.

«Eine Bundesratswahl hängt in hohem Masse von Konstellationen ab. Nach einer sorgfältigen Lagebeurteilung sehe ich von einer Bundesratskandidatur ab», begründet der CVP-Politiker seinen Entscheid.

Damit ist auch klar: Benedikt Würth wird für die FDP-Kandidatin Karin Keller-Sutter keine zusätzliche Hürde darstellen.

Hätte Würth kandidiert, wäre es zum indirekten Duell zwischen ihm und Keller-Sutter gekommen. Der freiwerdende CVP-Sitz wird am 5. Dezember vor jenem der FDP besetzt werden.

Würth schreibt in seiner Begründung:

«Die Stärken der Schweiz sind ihre Institutionen, die direkte Demokratie, der Föderalismus sowie ihre wettbewerbsfähige und innovative Wirtschaft. Bei uns können nicht eine oder einzelne Personen allein den Lauf der Dinge entscheiden. Um notwendige Reformen im Gesamtinteresse voranzubringen, braucht es das Zusammenwirken unterschiedlichster Kräfte. Im Bundesrat braucht es daher Persönlichkeiten, die eine gewisse Unabhängigkeit mitbringen, der Konkordanz und der Kollegialität verpflichtet sind und die über ausgeprägten Führungs- und Gestaltungswillen sowie hohe Integrationskraft verfügen. Erforderlich sind sodann grosse Belastbarkeit, Motivation und Dossierkompetenz. Vor dem Hintergrund meines bisherigen Werdegangs und meiner Erfahrungen hätte mich diese Aufgabe gereizt.»

Benedikt Würth: «Das Herz sagt denn auch ja zu einer Kandidatur, aber der Kopf sagt nein.»

Die Ostschweiz müsse aufgrund ihres Bevölkerungsanteils und ihrer Wirtschaftsleistung wieder im Bundesrat vertreten sein, so wie es die Ostschweizer Regierungskonferenz nach dem Ausscheiden von Eveline Widmer-Schlumpf an der Plenarversammlung vom März 2016 gefordert habe. Als ehemaliger Präsident der Ostschweizer Regierungskonferenz fühlt sich Würth  dieser Forderung besonders stark verbunden.

«Nun steht mit Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter eine Persönlichkeit aus der Ostschweiz zur Verfügung, die beste Wahlchancen für den Bundesrat hat und für diese anspruchsvolle Aufgabe sehr gut vorbereitet ist. Auch wenn seit der Abschaffung der Kantonsklausel die Kandidatinnen und Kandidaten nicht auf die regionale Herkunft reduziert werden sollten, spielt in der föderalen Schweiz dieser Aspekt weiterhin eine Rolle», so Würth weiter.

Eine Bundesratswahl hänge in hohem Masse von Konstellationen ab. «Meine Entscheidung ist das Resultat einer sachlichen Analyse der Situation», schreibt der St.Galler Regierungsrat.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.