In der Schweiz werden jährlich 240'000 Tonnen Zucker produziert. Das entspricht einem Selbstversorgungsgrad von rund 70 Prozent. Wie wichtig die Zuckerproduktion auch für die Regionen Aarberg und Frauenfeld ist, zeigt eine kürzlich veröffentlichte Studie.
Die Studie ist von den Standortgemeinden in Auftrag gegeben worden. Insgesamt generiert die Zuckerproduktion in der Schweiz eine Wertschöpfung von 180 Mio. Franken – zwei Drittel davon finden in den Regionen Aarberg und Frauenfeld statt.
Zucker ist ein Basis-Nahrungsmittel wie Milch, Mehl oder Salz. Er wird direkt als Süssstoff, zum Beispiel in Kaffee, oder indirekt in Backwaren, Schokolade und Getränken verwendet. Die Schweizer Zucker AG (SZU) verarbeitet als einziges Unternehmen in der Schweiz Zuckerrüben an den Standorten Aarberg und Frauenfeld und stellt einen Selbstversorgungsgrad von rund 70 Prozent sicher, wie er auch verfassungsmässig (BV Art. 104a) verlangt wird. In einer Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz wurde nun kürzlich die Bedeutung der Zuckerproduktion für die Regionen Aarberg und Frauenfeld untersucht. Dabei standen vor allem wirtschaftliche Aspekte, wie Wertschöpfung, Arbeitsplätze, Steuern und Abgaben sowie regionale Investitionsprojekte im Zentrum. Die Studie wurde heute Donnerstag, 29. April 2021, im Rahmen einer Medienkonferenz am Morgen in Frauenfeld und am Nachmittag in Aarberg den Medienschaffenden vorgestellt.
Wichtiges Vorprodukt für Lebensmittelindustrie
Der Gesamtumsatz der Schweizer Zucker AG (SZU) und ihrer Nebenbetriebe beläuft sich für die Kampagne 2019/2020 auf 263,2 Mio. Franken. Der grösste Teil des Umsatzes wurde durch den Verkauf von Zucker als Vorprodukt für die Lebensmittelindustrie erwirtschaftet. So ist die SZU eine wichtige Zulieferin für Getränkehersteller sowie die Schokoladen- und Süsswarenindustrie. Die Lebensmittelbranche ist aufgrund der Swissness-Verordnung auf Schweizer Zucker angewiesen, um die Produkte mit dem Schweizer Kreuz als Qualitätsmerkmal vermarkten zu können. Die Produktion verteilt sich relativ gleichmässig auf die beiden Werke. Während der Kampagne 2019/2020 wurde an beiden Standorten jeweils rund 120'000 Tonnen Zucker produziert. Die 2-Werk-Strategie macht Sinn, denn ein Transport von Zuckerrüben aus der Ostschweiz nach Aarberg wäre ineffizient, kostspielig und würde auch aus ökologischer Sicht keinen Sinn machen. Zudem könnte mit nur einem Werk die Einhaltung der Swissness nicht mehr gewährleistet werden. Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht besteht für die SZU momentan nur mit zwei Werken die Aussicht, ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen zu können.
Bruttowertschöpfung von je 22,1 Mio. Franken
An den beiden Standorten Aarberg und Frauenfeld wurde während der Kampagne 2019/2020 eine Bruttowertschöpfung von je 22,1 Mio. Franken erzielt. Werden zudem die Vorleistungen und die Investitionsgüter aus der Region miteinbezogen, beträgt die Wertschöpfung in der Region Aarberg fast das Dreifache der Wertschöpfung in der Zucker AG selbst und beläuft sich auf insgesamt 60 Millionen Franken. In der Region Frauenfeld ist die gesamte Wertschöpfung mit knapp 54 Mio. Franken etwas geringer. Somit finden in beiden Regionen zusammen rund zwei Drittel der gesamten mit der Schweizer Zuckerproduktion verbundenen Wertschöpfung statt.
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Von links: Adrian Hügli, Gemeindepräsident Aarberg, Mathias Binswanger, Projektleitung Studie der FHNW und Anders Stokholm, Stadtpräsident Frauenfeld, präsentieren die Studie zur Bedeutung der Zuckerproduktion für die Standortgemeinden Aarberg und Frauenfeld.
Wichtiger Arbeitgeber für die Regionen
Insgesamt beschäftigt die Schweizer Zucker AG 424 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter was 304 Vollzeitäquivalenten (VZÄ) entspricht. Davon arbeiten 217 in Aarberg (168 VZÄ) und 197 in Frauenfeld (136 VZÄ). Die ausbezahlten Bruttolöhne beliefen sich für das Jahr 2019/2020 auf 13 Mio. Franken in Aarberg und 10,6 Mio. Franken in Frauenfeld und leisteten einen wichtigen Beitrag zur Konsumnachfrage in der jeweiligen Region. Da die Zucker AG in beiden Regionen auch hohe Ausgaben für Vorleistungen tätigt, sorgt die mit der Zuckerproduktion verbundene regionale Wertschöpfung noch für weitere Arbeitsplätze ausserhalb der Zucker AG. Weiter leistet die SZU als Ausbildungsbetrieb einen wichtigen Beitrag zur beruflichen Grundbildung junger Menschen.
Hohe Investitionen in nachhaltige Projekte
Während der Kampagne 2019/2020 fielen in den beiden Werken der SZU Investitionen von 12,5 Mio. Franken an. Zusätzlich wurde in den letzten Jahren – gemeinsam mit regionalen Partnern – beachtliche Summen in neue Anlagen investiert. So wurde Ende 2020 in Aarberg ein Holzkraftwerk in Betrieb genommen, das der Energie- und Wärmegewinnung dient. Die CO2-Emmissionen können so um rund 16'000 Tonnen pro Jahr reduziert werden. Die Investitionssumme betrug rund 95 Mio. Franken und führte zu zehn neuen Arbeitsplätzen. In Frauenfeld ist ein klimapositives Holzkraftwerk derzeit im Bau. Der dort produzierte Ökostrom wird ab 2022 ins Stromnetz eingespeist und wird rund 8000 Haushalte versorgen. Das Investitionsvolumen für dieses Projekt beträgt 55 Mio. Franken. Diese werden ebenfalls zu regionalen Aufträgen führen und damit einen Betrag zur lokalen Wertschöpfung leisten.
Bedeutender Steuerzahler
Auch als Steuerzahler ist die SZU für die Standortgemeinden ein bedeutender Faktor. Einerseits zahlt die SZU selbst insgesamt rund 1,5 Mio. Franken Steuern (Kommune, Kanton, Bund), wovon 2019/2020 rund 1,1 Mio. Franken in Aarberg und 0,4 Mio. Franken in Frauenfeld anfallen. Andererseits zahlen die Beschäftigten sowie Pensionärinnen und Pensionäre der SZU Einkommenssteuern in den Gemeinden. In der Region Aarberg betrugen die so generierten Steuereinahmen gemäss der Studie rund 1,73 Mio. Franken – in Frauenfeld waren es rund 0,92 Mio. Franken. Insgesamt dürften die mit der Zuckerproduktion verbundenen Steuereinnahmen in Aarberg rund drei Mio. Franken und in Frauenfeld rund 1,5 Mio. Franken betragen.
«Zuckeri» als Identifikation
Die Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld tragen in den Standortgemeinden auch zur Identifikation bei. So wird die Gemeinde Aarberg in der Bevölkerung der Region beispielsweise liebevoll als «Zuckerstädtli» bezeichnet und die «Zuckeri» in Frauenfeld geniesst unter anderem als Eventlocation für Messen einen hohen Stellenwert. Die Beliebtheit und das grosse Interesse der Bevölkerung an den Zuckerfabriken der beiden Regionen zeigt sich auch während den «Tagen der offenen Tür» sehr deutlich. Mehrere hundert Personen nehmen jeweils an den Führungen teil und werfen einen Blick hinter die Kulissen ihrer Zuckerfabriken.