Dieser Beitrag handelt von einem Menschen, der daran glaubt, dass er die Zukunft nachhaltig gestalten kann. Einem Visionär, dessen Glaube grösser als die Herausforderung ist. Konkret geht es um Manuel Lehmann, Thinkpact Zukunft, und seiner Vision vom «Zukunftsdorf Egnach».
Text: Arienne Dietsche, OstSinn
Als Manuel Lehmann im Jahr 2020 in die Ostschweiz zügelte lernte er Stefan Tittmann, Gründer OstSinn und Leiter vom partizipativen Prozess Egnach, kennen und hörte gleichzeitig von der nachhaltigen Vision Schloss Luxburg. Grund genug eine Reise nach Egnach anzutreten.
Aussteigend aus dem Zug erblickte er als erstes ein trostloses Industrieareal und erkannte sofort das Entwicklungspotenzial – Wohnraum für ca. 2000 Menschen, einer Dorfgrösse. So brachliegend wird das nicht bleiben. Dies sein zweiter Gedanke. Spazierend am nahegelegenen Bodensee entwickelte sich die Vision vom Zukunftsdorf Egnach:
Ich steige aus dem Zug und habe nur wenige Schritte bis zu meinem Zuhause. Dabei mache ich einen Abstecher in den gemeinschaftlich getragenen Unverpackt-Dorfladen mit regionalen und nachhaltigen Angeboten und dem Ernteanteil meines Gemüse-Abos. Vorbei am Gemeinschaftsgarten gehe ich in den Gemeinschaftsraum und freue mich auf Begegnungen mit Freunden aus der ökologischen Siedlung. Die Nutzer*innen des Coworking Space und die Touristen in den Pensionszimmern, welche an den Seminaren teilnehmen sowie der Quartierverein bringen Abwechslung und Innovation ins Zukunftsdorf.
Die Vision einer Siedlung, welche die drei Säulen der Nachhaltigkeit berücksichtigt, war geboren. Nun folgte die Recherche, insbesondere viele Telefonate. Es stellte sich heraus, dass bereits ein Gestaltungsplan mit Dorfplatz von einer externen Firma im Auftrag eines Investors vorhanden war, der von der Gemeinde grünes Licht erhalten hat. Gerade noch rechtzeitig, um eine nachhaltige Vision einzubringen.
Unterdessen zählt das Projekt 600 interessierte Newsletter-Abonnent*innen, einen Verein Zukunftsdorf Egnach mit 90 Mitgliedern wurde gegründet, es laufen Gespräche mit einem Investor und auch in den Gestaltungsplan kann das Projekt integriert werden.
Vielen Veränderung geht eine Vision voraus und die meisten Veränderung stossen auf Widerstand. Trotz der unglaublichen Anpassungsfähigkeit der Menschheit, die sie im Laufe der Geschichte immer wieder unter Beweis gestellt hat, sind Veränderungen für die Menschen schwierig. Anstatt als Chancendenker zu agieren, werden Risiken des Unbekannten oftmals überbewertet. Vorbehaltlos jeden neuen Trend ohne Reflexion zu übernehmen, ist sicherlich der falsche Ansatz. Innovation und Kreativität – unsere Vorteile gegenüber den Maschinen - können jedoch nur gewinnbringend für die Weiterentwicklung und den Erhalt der Menschheit sein, wenn man Veränderungen zulässt und ihnen im Minimum die Chance einer ernsthaften Auseinandersetzung gibt. Oftmals benötigen wir jedoch zuerst eine grosse Krisensituation, damit wir für innovative Lösungen und Veränderungen offen sind.
Diesen Ängsten begegnet auch Manuel Lehmann und gegenüber seiner enkeltauglichen Zukunftsvision gibt es auch immer wieder Vorbehalte. Die Aufklärung und Vernetzung war und ist deshalb eine grosse Herausforderung. Auch die Recherche war sehr zeitintensiv. Die damalige Corona-Pandemie erschwerten seine Bestrebungen zusätzlich.
Trotzdem. Die Vision vom «Zukunftsdorf Egnach», welche Manuel Lehmann in inneren Bildern präsent ist sowie die grosse Leidenschaft für Pionierprojekte motivieren ihn, das Projekt trotz Herausforderungen voranzutreiben.
In eineinhalb Jahren konnte er schon vieles bewirken: Sein Projekt findet sowohl bei möglichem Mieterinnen, Vereinsmitgliederinnen und den Entwickler*innen des Gestaltungsplans Anklang. So, dass Manuel Lehmann den laufenden Gesprächen mit einem Investor optimistisch entgegenschaut.
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