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Untaugliches Einreiseregime

Zum allgemeinen Wahn gesellt sich nun die totale Bürokratie

Bundesrat Berset kreiert einen neuen Superlativ, und die Schweiz will sich mit Einreiseregeln schützen, die in der Praxis untauglich sind. Das sind die Kernelemente der jüngsten Beschlussrunde des Bundesrats.

Stefan Millius am 17. September 2021

Es sei «die schlimmste Krise an der Gesundheitsfront seit 100 Jahren», sagte Bundesrat Alain Berset an der jüngsten Medienkonferenz zu Corona. Draussen vor der Tür spielte sich derweil der entspannte Alltag ab. Das Bild, das Berset zeichnete, hat nichts zu tun mit der Realität in der Schweiz, weder im normalen Leben noch in den Spitälern.

Aber die Berater des Bundesrats wissen natürlich, dass die ihnen wohlgesinnten Medien auf solche Superlative aufspringen und daraus gerne eine fette Schlagzeile machen, die dann von einem grossen Teil der Bevölkerung auch noch geglaubt wird.

Vielleicht hat der für die Gesundheit zuständige Bundesrat auch einfach zu einer möglichst kernigen Aussage gegriffen, um von seiner eigenen Person abzulenken. In den meisten anderen Ländern wäre ein Regierungsmitglied nach Enthüllungen, wie sie die «Weltwoche» zu Bersets ausserehelicher Affäre und seiner offenbar selbstverschuldeten Erpressbarkeit geliefert hat, gar nicht mehr vor die Medien getreten, sondern damit beschäftigt gewesen, sein Pult zu räumen. Da schadet es natürlich nichts, ein völlig anderes Thema gross zu spielen.

Der Bundesrat hat nun auch die Einreise in unser Land als Gefahrenquelle entdeckt. Wer in die Schweiz kommt – ausser aus direkt benachbarten Regionen – und weder geimpft noch genesen ist, muss sich zuvor testen lassen und innerhalb von sieben Tagen ein zweites Mal. Die Grenzen bleiben offen, der Zoll macht Stichproben, für die Kontrolle des zweiten Tests sind dann die Kantone zuständig. Wie genau die es bewerkstelligen sollen, Ferienrückkehrer auf diesen zweiten Test hin zu überprüfen, ist völlig unklar. Nehmen sie es damit ernst, wird die Bürokratie aufgebläht. Vermutlich geht es aber auch bei dieser Massnahme nur darum, den Ungeimpften das Leben etwas schwerer zu machen. Denn Geimpfte brauchen keinen Test, sie müssen nur ein Formular ausfüllen. Auch wenn sie, wie wir längst wissen, auch ansteckend sein können.

Hauptsache, man kann sich in Sicherheit wiegen, auch wenn sie nicht gegeben ist. Und Hauptsache, man kann einen weiteren guten «Grund» für eine Impfung einführen.

An anderer Front wird es allmählich ziemlich bizarr. Nach einer Demonstration in Bern sprachen die grossen Zeitungen von einem geplanten «Sturm aufs Bundeshaus». Nach vielen übereinstimmenden Aussagen handelte es sich wie auch früher immer um eine absolut friedliche Demonstration. Das einzige Element der Aggression sind routinemässig Gegendemonstranten aus den Reihen der Antifa. Die einstigen Staatsfeinde haben ja ihre bedingungslose Liebe zu Zucht und Ordnung entdeckt und stärken Regierung und Behörden den Rücken und betrachten deren Kritiker als ihre Feinde. Es wäre interessant zu wissen, wie sie diesen Richtungswechsel begründen.

Wenn sich irgendjemand Richtung Bundeshaus bewegt hat, dann war es kaum ein «Sturm», sondern Vereinzelte, die sich von übermotivierten Polizisten und den schon sehr viel eher gewaltbereiten Antifas in diese Himmelsrichtung genötigt sah. Videodokumentationen geben jedenfalls nicht den Eindruck, jemand habe das Bundeshaus in. der Art des US-Kapitols stürmen wollen. Hier einige Impressionen (Quelle: Youtube/MyOnlineMedia Schweiz):

Aber es kommt noch besser. Die angebliche Erstürmung des Bundeshauses soll von Bundesrat Ueli Maurer provoziert worden sein. Dazu reichte es bereits, dass er sich ein Trychlerhemd übergezogen hat. Dass die vielbeschworene Schweizer Medienvielfalt längst keine mehr ist, sieht man hier sehr schön:

20min Blick

«Blick» und 20min.ch greifen die absurde These wortgleich auf. Vielleicht wäre es in Zeiten, in denen es den Medien ja bekanntlich so schlecht geht, dass sie staatliche Hilfe brauchen, keine schlechte Idee, die beiden Blätter zusammenzulegen. Es steht ja ohnehin dasselbe drin.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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