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Kolumne

Zwangsverlinkt

Künstler wählen links, und das ist normal. So normal wie ein Stau auf der A1 und wie eine Kuh ohne Hörner. Man hat sich daran gewöhnt – eben, weil es normal ist.

Dänu Wisler am 14. August 2022

Normalität und Kunst, früher ein Widerspruch in sich selbst, ist zur Norm geworden. Die Künstler, einst die Avantgardisten des freien Denkens, bilden heute die geistige Nachhut, sozusagen das Echo der ideologischen Marktschreier.

Doch der Schein trügt. Nicht jeder Künstler wählt links. Kürzlich raunte mir ein Gitarrist zu (er gehört zu den Besten des Landes): «Wenn ich Franzose wäre, hätte ich Le Pen gewählt.» Ich war platt. Schliesslich ähnelte das politische Programm des Mannes bis anhin einer Waschmaschine: Alles drehte sich im Kreis, schonend bei den gängigen Weichspülthemen, Schleuderprogramm bei der SVP.

Findet hinter den Bühnen ein politisches Umdenken statt? Die Anzeichen dafür mehren sich. Die Gründe dafür sind vielfältig, lassen sich aber mit einem Wort zusammenfassen: Heuchelei. Ein besonders aufschlussreiches Beispiel dazu lieferte Bundesrätin und Solidaritäts-Predigerin Simonetta Sommaruga in der Coronazeit. Als sie gefragt wurde, ob der Bundesrat bereit wäre, auf einen Teil des Lohnes zu verzichten, antwortete sie: «Eine solche Massnahme im Symbolbereich würde der Bevölkerung nichts bringen.» (20minuten, 13. April 2021) Aha. Die Gute wäre also nicht einmal zu Symbolhandlungen bereit, während man anderen ein Berufsverbot aufbrummt und ihnen damit die Existenzgrundlage entzieht.

Was bei linken Politikern nach überlegener Moral, Solidarität und Toleranz aussieht, ist nicht selten getarnte Egozentrik. Vom Ende her gedacht fördert ihre Politik häufig genau das, was sie zu bekämpfen vorgeben: Ungerechtigkeit und Armut. Die ersten, die die Folgen der Umverteilungs- und Bevormundungsmassnahmen zu spüren bekommen, sind die Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Einkommen. Dazu gehören auch viele Künstler, besonders jene, die nicht am staatlichen Tropf hängen mögen.

Warum aber fehlen diese Stimmen in der Öffentlichkeit? Ganz einfach, weil man es sich mit den Medien nicht vergeigen will. Der Marktwert eines Künstlers hängt von seiner Medienpräsenz ab. So wird zum Beispiel ein Musiker, der im Radio gespielt wird, ganz anders wahrgenommen als einer, der nicht gespielt wird. Ein Musiker mit Airplay hat mehr Publikum, mehr Engagements und höhere Gagen. Nun ist es aber ein offenes Geheimnis, dass in vielen Redaktionen, insbesondere auch bei unseren Staatssendern, linke Gesinnungsgenossen den Vorrang haben und die anderen so weit als möglich ignoriert werden. Wer sich den Link zu den Medien nicht verderben will, träumt und wählt links oder hält die Klappe. Künstler sind zwangsverlinkt – ausser sie lassen sich wieder Hörner wachsen. Das wäre eigentlich normal.

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Nach Kommentar von Stefan Schmid

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Autor/in
Dänu Wisler

Dänu Wisler (*1965) ist Musiker, Schriftsteller und Religionslehrer und wohnt in Oberhelfenschwil.

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