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Integrationsprojekt wurde gefeiert

Chanson schafft seit 10 Jahren mehr Chancengerechtigkeit

Seit zehn Jahren ermöglicht das PHSG-Projekt Chanson Schülerinnen und Schülern, die in wenig privilegierten Familienverhältnissen aufwachsen, bessere Chancen bei der Selektion für die Oberstufe.

Die Ostschweiz am 21. November 2023

Guled ist 19 Jahre alt und steckt mitten in der Ausbildung zum Produktionsmechaniker. «Mein Traumberuf», sagt er und lacht. Guled freut sich, die Lehrstelle gefunden zu haben, da es während der Schulzeit manchmal doch etwas schwierig gewesen sei. «Vor allem in der sechsten Klasse hatte ich Mühe mit den Sprachen.» 

Er nahm am Projekt CHANSON teil und besuchte neben dem obligatorischen Unterricht ein Jahr lang den Förderkurs. «Das war super, ich habe sehr viel gelernt in dieser Zeit.» Er schaffte den Übertritt in die Sekundarschule und danach in die Berufswelt. «Ich weiss nicht, was aus mir geworden wäre, wenn ich diese Unterstützung damals nicht bekommen hätte», sagt er.

Guled ist einer von mehreren jungen Menschen, die vergangene Woche an den Feierlichkeiten zum 10-Jahr-Jubiläum des Projekts CHANSON im Raum für Literatur in St.Gallen teilgenommen haben. Sie alle haben ihre eigene Geschichte mit dem Förderprojekt der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) und die eine oder andere wurde an diesem Abend in persönlichen Gesprächen erzählt. Nebst den Ehemaligen waren zu dieser Feier auch aktuelle Projektteilnehmende und Mitwirkende eingeladen.

Von der Forschung in die Praxis

CHANSON ist die Kurzform von «Chancengerechtigkeit bei der Selektion» und wurde 2013 von den Bildungsforscherinnen Prof. Dr. Doris Edelmann und Prof. Dr. Sonja Bischoff ins Leben gerufen. «Uns war Chancengerechtigkeit schon immer sehr wichtig», sagte Doris Edelmann. Aus der Forschung wisse man aber, dass Bildungschancen auch in der Schweiz stark mit unterschiedlichen Aspekten der sozialen Herkunft zusammenhängen. «Dagegen wollten wir etwas tun. Wir wollten Massnahmen für die Praxis erarbeiten, die bewirken, dass die Chancengerechtigkeit besser wird.»

Das Projekt CHANSON entstand mit dem Ziel, dass Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Klasse, die aus weniger privilegierten Familienverhältnissen kommen, mit zusätzlicher Unterstützung bessere Möglichkeiten erhalten, ins höhere Niveau der Oberstufe zu gelangen.

Zusammen mit den Schulgemeinden Rapperswil-Jona, Wil und St.Gallen sowie dank finanzieller Unterstützung durch die Stiftung Mariaberg, die Jacobs Foundation und die Mercator Stiftung wurde ein vierjähriger Pilotversuch durchgeführt. Im Anschluss entschieden sich die Schulgemeinden Rapperswil-Jona und Wil das Projekt eigenständig zu finanzieren und weiterzuführen. Nach einem Unterbruch wird auch die Stadt St. Gallen wieder mit im Boot sein.

Jürg Schoch, Präsident von Chance+, der Allianz solcher Förderprogramme in der Schweiz, gratulierte zur «Pioniertat mit Leuchtturmcharakter». Die Initiantinnen hätten schnell gemerkt, dass es zum Thema Chancengerechtigkeit bereits viele Forschungserkenntnisse gebe, aufgrund derer nun gehandelt werden müsse, sagte er. «Das habt Ihr gemacht und dabei Stehvermögen bewiesen.»

Zusätzlicher Unterricht am Samstagmorgen

Das Förderprogramm umfasst ein intensives schulergänzendes Training, das neben der Vertiefung von Inhalten der Fächer Deutsch und Mathematik vor allem auch auf die Vermittlung von Lernstrategien und Selbstvertrauen fokussiert. Zudem gibt es Hilfe bei den Hausaufgaben und in der Prüfungsvorbereitung.

Die Schüler:innen kommen jeweils am Samstagmorgen für drei Stunden in den Förderunterricht, wo sie von Förderlehrpersonen und Studierenden der PHSG im Rahmen des Lerncoachings unterstützt werden. Eine Schülerin, die den Förderkurs besucht, sagte in einem Film, der am Jubiläumsabend gezeigt wurde, dass sie in den drei Stunden sehr gut lernen könne und jeweils all ihre Fragen beantwortet werden. Ein Junge war froh, nicht allein lernen zu müssen.

Zudem hätten die Lerncoachs immer gute Tipps, mit denen das Lernen etwas leichter falle. Ein anderer Schüler zeigte sich vor allem dankbar für die Hilfe, die er bekomme. «Ich möchte unbedingt in die Sekundarschule. Ich hoffe, dass ich es mit der Unterstützung von CHANSON schaffe.»

(Bild: pd)

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