Das «St.Gallerlied» symbolisiert unseren Kanton. Es gibt gute Gründe dafür, dass es der Kantonsrat singen sollte.
«Sant Galle isch mis Heimatland…bont gschägget isch sis Chleid, wieds niene fendscht of dere Welt so loschtig zämegnait. Drom kennts en jede a sim Gwand, jo üsers lieb Sant Gallerland…»
Manchmal sind es die vermeintlich kleinen Dinge, welche oft ganz unbemerkt eine grosse Bedeutung in sich tragen. Das trifft auch auf unser «St. Gallerlied» zu. Unlängst mussten ich und meine beiden Wiler Kantonsratskollegen Erwin Böhi und Jigme Shitsetsang erschrocken feststellen, dass leider auch viele Kantonsrätinnen und Kantonsräte dieses Lied gar nicht kennen.
Liedgut ist Kulturgut, und dieses hat der Kanton zu pflegen. Gerade der Kantonsrat muss hier mit gutem Beispiel vorangehen. Das tut er auch immer wieder durch eine grosszügige finanzielle Unterstützung diverser Projekte – und das zurecht.
Es gibt allerdings wenige Projekte, die den Zusammenhalt unseres Kantons so treffend symbolisieren wie das «St. Gallerlied». Nichts stellt in so einfacher, kurzer Form die Vielfalt unserer Regionen und Menschen dar, die sich durch historische Begebenheiten und noch heute trotz aller Unterschiede in einem Kanton zusammenfinden und die gemeinsame Zukunft gestalten. Weniges stärkt unser Zusammengehörigkeitsgefühl mehr – das Zusammengehörigkeitsgefühl einer Bevölkerung in einem zusammengewürfelten Kanton.
Ja, natürlich haben wir derzeit weit grössere und wichtigere Probleme zu bewältigen. Aber wäre es richtig, deswegen vermeintlich Unwichtiges zu vernachlässigen? Ein Lied lebt aber nun einmal nicht auf dem Notenblatt, sondern will erklingen. Springen wir also über den Schatten unserer Hemmungen in einer individualisierten und teilweise anonymisierten Gesellschaft und stehen wir zu unserem Kanton. Das St. Gallerlied ist weder out noch verstaubt, sondern ganz im Gegenteil ein immer noch zutiefst prägendes Signet, eine Hymne. Man kann sich daran stören, man kann darüber lachen, man kann es aber auch einfach singen – oder wenigstens mitsummen.
Aus diesen Gründen sind wir der Meinung, der Kantonsrat sollte als Abbild der verschiedenen Regionen das Lied jeweils zu Beginn jeder Session anstimmen, und haben eine entsprechende Motion eingereicht. Es geht uns weder um einen Gesangswettbewerb noch um eine allgemeine Erheiterung – sondern um ein Bekenntnis.
Sandro Hess (*1975) ist ausgebildeter Sekundarlehrer und ist heute als Schulleiter in Altstätten (SG) tätig. Seit 2016 ist er für die CVP Mitglied des St.Galler Kantonsrats. Er lebt in Balgach.
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