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FDP-Kandidat für St.Galler Stadtpräsidium

Der Mann, der «rockt»: Wer ist Mathias Gabathuler?

Er ist Mittelschullehrer, aktuell Rektor der Kantonsschule am Brühl und will für die St.Galler FDP Stadtpräsident werden. Die Kandidatur von Mathias Gabathuler ist ein geschickter Schachzug: Er ist schlicht kaum für irgendjemanden gar nicht wählbar.

Stefan Millius am 04. Mai 2020

Dass Thomas Scheitlin in naher Zukunft von der politischen Bühne abtreten würde: Man wusste es bei seiner Partei, der FDP der Stadt St.Gallen. Im besten Fall hätte er im Herbst 2020 noch einmal kandidiert, um eine halbe Legislatur zu absolvieren, das die gängige Meinung. Nun ist klar: Er tritt gar nicht mehr an. Aber dank der Absehbarkeit war die FDP vorbereitet.

Zwei Kandidaturen wurden seit 2018 evaluiert, bereits seit Dezember 2019 steht fest, dass zumindest die Parteileitung Mathias Gabathuler antreten lassen will. Die Mitglieder haben das letzte Wort, aber es ist nicht ernsthaft anzunehmen, dass sie dem Ansinnen widersprechen. Gabathuler wird im Herbst auf dem Wahlzettel stehen, wenn es um das Amt des Stadtpräsidenten geht.

Es ist ein geschickter Schritt. Der 53-Jährige ist kein Politiker, auch wenn er bei den Nationalratswahlen einen Anlauf nahm. Er kommt von aussen, und bei einem Amt wie dem des Stadtpräsidenten kommt das gut an bei den Leuten. Denn sie wollen in erster Linie eine integre Persönlichkeit mit Schwung, die pragmatisch statt ideologisch entscheidet, keine Vorbehalte gegenüber dem politischen Gegner hat und sich nicht in Jahren der Parlamentsarbeit mit allen Seiten zerstritten hat. Gabathuler ist diesbezüglich unverdächtig. Und er ist auch visuell und vom Auftreten her durchaus eine staatsmännische Erscheinung, was auch nicht schadet.

Andererseits weiss man in so einem Fall natürlich nicht, ob Wort und Tat übereinstimmen. Bei Politikern kann man das Stimmverhalten konsultieren, bei einem Quereinsteiger muss man sich darauf verlassen, dass er wirklich für das steht, was er verspricht. Mathias Gabathuler positioniert sich in seinem Auftritt als urbaner Vordenker mit Freude an neuen Wegen. «Smart. Urban. Rockt.»: Das ist sein Wahlslogan. Ob «rockt» (als Begriff und nicht inhaltlich) nun ein Wort ist, das bei einem mittelalterlichen Herrn am richtigen Platz ist, sei dahingestellt. Aber es ist klar, was gemeint ist: Mit ihm soll St.Gallen keinen Verwalter, sondern einen Gestalter erhalten.

Der Stadtpräsidiumskandidat ist ziemlich schwer angreifbar. Familie, Beruf, ehrenamtliches Engagement: Es ist alles wie aus dem Bilderbuch. Hardcore-Liberale sehen es vielleicht nicht gern, dass er bei den Umweltfreisinnigen ist, Veganer sind entsetzt, dass er als Hobby die Jagd angibt, aber sonst? Weit und breit kaum Angriffsflächen. Das ist ein Punkt, an dem mögliche Gegenkandidaten zu beissen haben werden.

Einzig ein Punkt könnte zu reden geben: Die Wirtschaftsferne. Natürlich sucht sich jeder Kandidat für jedes Wählerlager Argumente zusammen, die ihn dort wählbar machen. Gabathuler bezeichnet sich selbst als «Arbeitgeber», weil ihm aks Rektor 90 Lehrpersonen unterstehen. Dass seine Funktion Führungserfahrung voraussetzt, ist klar. Doch ein klassischer Arbeitgeber ist der Leiter einer Schule nun doch nicht gerade. Sonst wäre ein Regierungsrat auch ein «Arbeitgeber» mit sehr vielen Untergebenen, aber kaum jemand würde diese Bezeichnung verwenden.

Alles in allem jedoch ist die Kandidatur von Mathias Gabathuler eine ziemlich gute Symbiose aus unkonventionell und konventionell. Ein politischer Quereinsteiger, der aber ansonsten alles mitbringt, was man für ein hohes Amt voraussetzt: Die Chancen sind gut für ihn.

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Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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