Der temporäre Missbrauch des Namens von Susanne Vincenz-Stauffacher ist vorbei. Die Domains mit ihrem Namen, die zu dubiosen Anlageangeboten geführt haben, wurden gelöscht. In rund einem Monat kann die FDP-Ständeratskandidatin ihren eigenen Namen wieder zurückerobern - wenn sie will.
www.susanne-vincenz.ch oder www.susannevincenz.ch: Wer Ende des letzten oder Anfang des neuen Jahres unter dieser Domain nach Informationen über die St.Galler Ständeratskandidatin suchte, tat das vergeblich. Stattdessen warteten dubiose Angebote auf die Besucher der Webseite. Bitcoin-Anlagen und ähnliches wurden feilgeboten unter der attraktiven Adresse mit eindeutigem Namen, die in diesem Zeitraum oft nachgefragt wurde. Denn damals kam die Rechtsanwältin mit ihrer Nomination ins Gespräch.
Inhaber der Domain war laut offiziellen Angaben ein St.Galler. Den Kräften hinter der Kandidatur von Susanne Vincenz-Stauffacher mussten die Webadressen ein Dorn im Auge sein. Sie haben ihrerseits die Adresse www.vincenz-stauffacher.ch gewählt. Und die Bauernfängerei unter dem Namen der politisierenden Anwältin ist auch nicht gerade imagefördernd.
Nun aber gibt es ein Licht am Horizont. Die beiden Domains wurden gelöscht. Das heisst, dass sie der bisherige Inhaber entweder freiwillig aufgegeben hat oder er die Domains nicht bezahlt hat - oder aber dass die FDP bei der Registrationsstelle vorstellig wurde und das Recht von Susanne Vincenz auf ihren Namen eingefordert hat.
Letzteres ist nicht passiert, wie der St.Galler FDP-Geschäftsführer Christoph Graf gegenüber «Die Ostschweiz» sagt. Man habe hier keinerlei Schritte eingeleitet, weder rechtliche noch andere. Dass die Domains nun aber nicht mehr besetzt sind, freut ihn. «Wir werden die Domains vermutlich reservieren», so seine Reaktion.
Bis das möglich ist, gilt es noch ein bisschen zu warten. Denn gelöscht wurden sie am 8. Januar, und danach besteht eine 40-tägige Sperrfrist nach einer Löschung. In dieser Zeit können die Adressen von keinem neuen Besitzer registriert werden.
Das heisst, dass Susanne Vincenz-Stauffacher oder die FDP erst gegen Mitte Februar zuschlagen können. Und dann bleiben nur noch drei Wochen bis zum Wahltag. Für den Ständeratswahlkampf genutzt werden können die Domains daher nicht mehr gross. Aber zumindest führen die Adressen nun ins Leere und nicht mehr zu Bitcoin-Abzocken.
Der bisherige Besitzer der Domains kann in dieser 40-tägigen Frist theoretisch die Wiederherstellung beantragen. Das ist aber nicht zu erwarten. Der rätselhafte Mann aus St.Gallen, der vermutlich mit einem erfundenen Namen operiert hat, wird die Löschung nicht ohne Grund beantragt haben. Immerhin hätte er für ein bescheidenes Entgelt die Domains einfach ein Jahr lang laufen lassen können.
Vielleicht wurde ihm die Sache nach dem medialen Wirbel auch einfach zu heiss - und er hat aus freien Stücken den Rückzug angetreten.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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