Die Appenzeller Bahnen nehmen drei unrentable Bahnlinien unter die Lupe. Eine Variante ist auch der Ersatz durch einen Busbetrieb. Jetzt muckt die Gemeinde Heiden auf. Sie wehrt sich gegen eine Stillegung - und fordert stattdessen sogar einen Ausbau der Leistung der Rorschach-Heiden-Bergbahn.
«Die Zahnradbahn gehört zu Heiden wie die Löcher in den Käse»: Auf diese Formel bringt es der Gemeinderat von Heiden in einer Mitteilung. Mit dieser reagiert er auf die Überprüfung von drei Linien durch die Appenzeller Bahnen. Diese sind unzufrieden mit derEntwicklung auf diesen Linien und erwägen daher selbst den Ersatz der Bahn durch einen Bus.
Der Gemeinderat Heiden setze sich mit Nachdruck dafür ein, das bestehende ÖV-Angebot zu erhalten «und wo möglich noch auszubauen.» Dafür werden auch konkrete Vorschläge unterbreitet. Die Busumsteige-Anlage soll zum Bahnhof verlegt werden. Das schaffe höhere Frequenzen, so der Gemeinderat. Und weiter: «Schlanke Anschlüsse in Rorschach auf schnelle Züge nach St. Gallen (IC/IR) machen die Fahrt schnell und verlässlich. Das ist für Pendler attraktiv.»
Heiden hat auch die Möglichkeit, einen gewissen Einfluss zu nehmen. Denn für die Beurteilung der Zahnradbahnen im Appenzellerland wurde eine Begleitgruppe gebildet. Mitglied dort: Gallus Pfister, Gemeindepräsident von Heiden.
Die Gemeinde räumt auch selber ein, dass in den letzten Jahren die Nachfrage auf der Linie Rorschach-Heiden gesunken ist - wobei die Frequenz im letzten Jahr immerhin um 6 Prozent gestiegen ist.
Man wolle diesen negativen Trend stoppen - mit den genannten Massnahmen. chlankere Verbindungen in Rorschach an die IC/IR-Züge nach St. Gallen und Zürich sollen die Bedeutung der Bahnverbindung Heiden–Rorschach stärken. Vermehrt sollen auch Pendler für die Nutzung der Bahn gewonnen werden. Mit anderen Worten: Heiden will die eigene Bahn nicht verlieren, sondern durch eine Attraktivitätssteigerung aufwerten.
Ohnehin ist in Heiden betreffend Bahnhanbindung einiges im Umbruch. Der Gemeinderat Heiden hat im Rahmen der Zentrumsentwicklung entschieden, die Busumsteige-Anlage an den Bahnhof zu verlegen. Grund dafür sei die Vorgabe der Behindertengleichstellung für den öffentlichen Verkehr. So müssen die Einsteigekanten des öffentlichen Verkehrs der Bahnen und Postautos bis 2023 auf eine minimale Höhe ausgebaut werden.
«Dafür müsste der ortsbildgeschützte Kirchplatz teuer umgebaut werden», schreibt der Gemeinderat. Deshalb soll der wichtigste Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs im Vorderland an den Bahnhof Heiden verlegt werden. Dieses Projekt ist zusammen mit den Appenzeller Bahnen in Planung und wird im März 2020 den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern vorgelegt.
Bei der in Auftrag gegebenen Studie gehe es um die langfristige Ausrichtung der Bahn. Der geplante Umbau des Bahnhofs Heiden mit den Appenzeller Bahnen sei dadurch nicht gefährdet, so der Gemeinderat.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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