An der heutigen Medienkonferenz machte die St.Galler Parteileitung der Grünen bekannt, wen sie ins Rennen um einen Ständeratssitz schicken. Es ist die Wiler Stadtparlamentarierin Meret Grob, die Esther Friedli (SVP) ihren eben erst gewonnen Sitz streitig machen will.
Wir haben uns getäuscht: Nicht Nationalrätin Franziska Ryser, sondern die 28-jährige Wiler Stadtparlamentarierin Meret Grob ist offizielle Ständeratskandidatin der St.Galler Grünen an den Erneuerungswahlen im Herbst 2023. Parteipräsident Daniel Bosshard sagt dazu: «Franziska Ryser ist bereits in der PUK engagiert. Mit Meret Grob schicken wir ein anderes erfahrenes Polittalent ins Rennen.» In der Tat arbeitet die Juristin Grob auf dem Generalsekretariat der Grünen Schweiz als Koordinatorin Parteigremien und Events und ist persönliche Mitarbeiterin von Parteichef Balthasar Glättli. «Sie kennt den Politbetrieb in Bern sehr gut», ist Bosshard überzeugt. Zudem wollte man der Wählerschaft mit einer jungen Frau eine echte Auswahl an Kandidierenden bieten, fügt er an.
Die Grünen St.Gallen haben ein klares Ziel: Sie wollen den Sitz von Esther Friedli (SVP), die eben erst von der St.Galler Stimmbevölkerung mit einem guten Resultat und überdeutlich ins Stöckli geschickt wurde, erobern. Eine Korrekturwahl nennt das die Parteileitung in der Medienmitteilung. Doch wie realistisch sind Grobs Chancen, gewählt zu werden? Bosshard meint: «Die Abrechnung machen wir am Wahlsonntag. Wir spekulieren klar auf einen zweiten Wahlgang.» Man wolle dann das Resultat gemeinsam mit anderen Parteien analysieren und entscheiden, wie es weiter geht. «Die Grünen sind immer wieder für Überraschungen gut», sagt Bosshard und nennt Glarus und Genf, wo es der Partei zum Erstaunen vieler gelungen ist, dass ihre Kandidaten gewählt wurden. «Das Rennen ist völlig offen», sagt Bosshard, «aber klar ist: Es wird nicht einfach und wir müssen einen starken Wahlkampf führen.»
Laut einem Zitat Grobs auf der Webseite der Jungen Grünen steht sie für eine «ökologische und feministische Zukunft». In der Pressemitteilung heisst es dann etwas abgeschwächt, dass der Kanton St.Gallen wieder eine ökologische und soziale Stimme im Ständerat brauche. Sie wolle mit ihrer Politik einen Grundstein für eine nachhaltige Zukunft legen. An der Pressekonferenz sagte sie: «Der Ständerat hat sich in den letzten Jahren immer stärker zu einer Instanz entwickelt, die gesellschaftlichen und ökologischen Fortschritt ausbremst», schreibt das «Tagblatt». Umso mehr brauche es dort darum junge und grüne Politikerinnen und Politiker.
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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