Klar, die Fussballspieler auf dem Platz stehen im Rampenlicht. Sie werden gefeiert – oder auch kritisiert. Für einen funktionierenden Betrieb benötigt es aber ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren.
Manuel Beyer, Koch
Von Porridge bis zum Pizzafestival: Koch Manuel Beyer sorgt mit seinen Nudeln und Co. dafür, dass die FCSG-Spieler zu Höchstleistungen auflaufen. Er stand schon in der Küche des «Einstein» oder «Drahtseilbähnli». Nun bekocht Manuel Beyer die Spieler des FCSG. Vom reichhaltigen Brunch bis hin zu ausgeklügelten Menüvariationen ist alles mit dabei. Und doch weniger komplex als gedacht.
Die leidige Frage: «Was koche ich heute?» müssen sich die Spieler kaum einmal stellen. Denn als einer der wenigen Clubs in der Schweiz kommen die 1. Mannschaft und weitere Nachwuchsspieler der FCSG-Academy und des FCSG-Campus täglich in den Genuss einer trainingsbegleiteten Ernährung. Morgens vor dem Training gibt es für die Profis ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, mittags stehen zwei Menüvariationen zur Auswahl. «Hier geht es nicht um eine Sternenküche, sondern darum, ernährungsoptimierte Menüs anbieten zu können», fasst es Manuel Beyer zusammen.
Zum FCSG sei er eher zufällig gestossen, da der Club geduldig auf die passende Bewerbung gewartet hatte. Für ihn als grossen Eishockeyfan sei es spannend, die beiden Komponenten des Kochens und des Profisports in Einklang zu bringen. Zu Beginn der Woche wird Wert auf hochwertige Fette, die beispielsweise in Avocados und Lachs enthalten sind, gelegt. Ende der Woche, im Hinblick auf die Spiele, nehmen die Kohlenhydrate einen grösseren Stellenwert ein, damit die Spieler ihr Potenzial abrufen können.
«Anders als viele meinen, sind die Spieler weder heikel noch kompliziert, was das Essen anbelangt», sagt Beyer im Gespräch. Dennoch müsse er angesichts der Menüauswahl manchmal schmunzeln, weil im Profisport in seinen Augen einige Kalorien mehr auf dem Teller landen sollten, um den Energiespeicher optimal aufzufüllen. Das Highlight für Beyer ist die traditionelle Pizzaparty nach dem letzten Spiel der Saison. «Dann essen alle zusammen und geniessen. Eine schöne Tradition.»
Hildegard Keller, Dienstagclub
Die gute Seele im VIP-Bereich: Hildegard Keller weiss, wie sie mit ihrer Art die Gäste des Dienstagclubs glücklich machen kann. Ihre Arbeit wird sehr geschätzt, auch wenn sie eigentlich fast immer im Hintergrund passiert: Hildegard Keller engagiert sich für den Dienstagclub, der grössten Donatorenvereinigung des FCSG, im VIP-Bereich.
«Ich hätte gerne noch ein Glas Wein.» – «Könnten Sie mir noch das Wasser reichen?» – Hildegard Keller muss das Interviewgespräch einige Male unterbrechen, um die Wünsche der Gäste im VIP-Bereich des Dienstagclubs zu erfüllen. Hier einen Tisch sauber machen, dort noch die Häppchen stilvoll anrichten. Handgriffe, die nach zwei Jahren sitzen. «Ich mag es, dass ich die Gäste mittlerweile kenne und weiss, welche Vorlieben sie haben. Ob sie beispielsweise ein kurzes Gespräch schätzen oder lieber in Ruhe ihren Kaffee oder ein Glas Wein geniessen möchten.»
Hildegard Keller stammt aus einer richtigen «Fussballfamilie». Ihr Mann war jahrelang als aktiver Fussballer tätig und eine ihrer beiden Töchter arbeitet ebenfalls im Dienstagclub. «Damals, als die Spiele noch im Espenmoos ausgetragen wurden, waren wir mit der ganzen Familie als treue Fans des FC St. Gallen dort anzutreffen», sagt sie im Gespräch.
An ihrer Arbeit schätzt sie die Abwechslung und die Bekanntschaften, die daraus entstehen. «Es hat sich eine gewisse Vertrautheit entwickelt – innerhalb des Teams und auch bei den Gästen.» Es freut sie, wenn sie durch ihre Tätigkeit einen Teil dazu beitragen kann, dass sich die treuen Fans während ihres Aufenthalts im Kybunpark wohlfühlen.
Raphael Hertach, Car-Chauffeur
Der Mann hinter dem Steuer: Raphael Hertach hat den Überblick und behält auch im Stau die Nerven. Die Strassen sind sein Metier, Sicherheit und Pünktlichkeit besonders wichtig. Raphael Hertach und seine Kollegen sorgen als Car-Chauffeure dafür, dass die Spieler des FCSG rechtzeitig zum Zielort gelangen. Doch das ist oft gar nicht so einfach.
Plus/minus zwei Minuten. So klein ist das Zeitfenster, an welchem die Spieler beim gegnerischen Stadion eintreffen sollen. «Den richtigen Zeitpunkt für die Ankunft des Cars zu erwischen, ist sehr wichtig. Zu früh kommen geht nicht», sagt Raphael Hertach im Gespräch und fügt lachend hinzu: «Manchmal hoffe ich da auf das eine oder andere Rotlicht.»
Hauptberuflich arbeitet er als Maschinenbauingenieur. 2010 übernahm er die erste Fahrt – aushilfsmässig – an ein Auswärtsspiel. Und rutschte schliesslich in das Business hinein. Heute ist Hertach zusammen mit zwei anderen Teamkollegen für die erste Mannschaft des FCSG sowie die U21-Mannschaft verantwortlich.
Ein Fussballfan ist er bereits seit damals, als der FCSG noch im Espenmoos auflief. Trotzdem ist ihm professionelle Distanz wichtig. Die Spieler um ein Autogramm oder gar ein Selfie zu bitten, kommt für ihn nicht in Frage. Auch nicht dann, wenn er die Schweizer Nationalmannschaft als Chauffeur ans Ziel bringt. Wird über mögliche Transfers oder Sonstiges gesprochen, ist für ihn klar: Davon wird nichts nach aussen dringen. Gleiches gilt auch für seine Kollegen: Kurt Steiner, der die 1. Mannschaft bei den Heimspielen zum Stadion bringt, und Dominic Walser, der die U21 durch die Schweiz chauffiert.
Mit dem Hin- und Herfahren ist der Job bei den Profis aber nicht getan. In 90 Prozent der Fälle ist die Mannschaft zwei Tage lang unterwegs und trifft bereits einen Tag vor dem Spiel am Zielort ein. Im Vorfeld überlegt sich Raphi, wie ihn in seinem Umfeld alle nennen, die genaue Abfahrtszeit, um möglichst verkehrsarm reisen zu können.
Auch hier wird nichts dem Zufall überlassen: Kommt eine neue Strecke dazu, fahren die Chauffeure diese teilweise zuvor ab. Damit eben das enge Zeitfenster eingehalten werden kann – und manchmal hilft das Rotlicht zum Glück.
Flavio Soldati, Bereichsleiter Eventteam
Er ist für «alles und nichts zuständig»: Bei Flavio Soldati laufen am Spieltag viele Fäden zusammen. Von Werbeplakaten aufstellen bis hin zu Schnee schaufeln übernimmt Flavio Soldati als Bereichsleiter des Eventteams viele verschiedene Aufgaben im Hintergrund. Am Spielfeldrand fiebert er mit, doch vergisst er sein Motto nie: «Wenn ich etwas mache, dann richtig.»
Für geräuschempfindliche Personen wäre die Arbeit von Flavio Soldati wohl weniger geeignet. Während des Spiels hat er sich sogleich in der Nähe des Eckpfeilers positioniert und hat so stets im Blick, was auf und neben dem Spielfeld abgeht.
Und das hat es manchmal in sich, wie er im Gespräch ausführt. «Ich erinnere mich an ein Qualifikationsspiel der Schweizer Nati, welches bei uns im Kybunpark durchgeführt wurde. Es hat wie aus Kübeln geschüttet, der ganze Platz stand unter Wasser. Wir haben mit Schaufeln versucht, das Wasser abzutragen. Zum Glück erfolgreich, das Spiel konnte beendet werden.»
Flavio Soldati ist sich für keine Arbeit zu schade und höchst flexibel, wenn es um den FCSG geht. Er plant seine Freizeit um dessen Spiele herum. «Nur wenn ein Geburtstag ansteht, bin ich nicht dabei.» Soldati geniesst seine Arbeit im Stadion, weil die Stimmung und die Atmosphäre sehr speziell seien. Auch die Kontakte und Freundschaften, die mittlerweile daraus entstanden sind, schätzt er. «Man kennt einander und hält zusammen.»
Manuel Nagel, Mann der 1000 Spiele
Er hat stets die grün-weisse Brille auf: Manuel Nagel ist der Mann der 1000 Spiele. Anfang der 80er-Jahre nahm sein Vater ihn zu einem Spiel des FCSG mit. Seither hat Manuel Nagel mehr als 1000 Spiele besucht. Egal, wo der FCSG spielt, der Thurgauer ist stets mit dabei. Er weiss aber, weshalb eine gewisse Distanz dennoch nötig ist.
160 Zeichen standen zu Beginn im Mittelpunkt. Damals, Anfang der 2000er-Jahre, kam Manuel Nagel durch einen Kollegen zum «SMS-Dienst». «Von da an war ich praktisch an jedem Spiel mit dabei und versorgte die damaligen Abonnenten per SMS über Tore, Auswechslungen und das Endresultat», erinnert sich Nagel. Als schliesslich das Internet einen grösseren Stellenwert einnahm, kamen zu seinen Aufgaben die Matchberichte und der Live-Ticker dazu.
Heute, über 20 Jahre später, tickert Manuel Nagel immer noch fleissig, wenn die Profis des FCSG auf dem Platz stehen. Obwohl er bei jedem Spiel dabei ist, gibt es Szenen und hin und wieder sogar Tore, die er nicht sieht, weil er gerade in die Tasten haut. Dann helfen Kollegen aus. Doch an die vier Tore der St. Galler im August 2013 beim 4:2-Auswärtssieg in Moskau erinnert er sich noch ganz genau: «Das war der schönste Match, den ich miterleben durfte.»
Ein Testspiel im Winter in Berlin oder im Sommer in Monaco: Auch sein Job als Lokalredaktor bei der «Thurgauer Zeitung» hindert ihn nicht daran, viel Herzblut für den Verein zu vergiessen. Da lässt er auch seine berufsbedingte Neutralität aussen vor. «Als Matchberichterstatter für den FCSG schreibe ich mit einer grün-weissen Brille.» Die kritische Hinterfragung der Leistung überlasse er seinen Kolleginnen und Kollegen.
Dennoch habe sich über all die Jahre auch eine gewisse Distanz bewährt. Als Teenager nahm Manuel Nagel eine Niederlage so mit, dass er mehrere Tage schlecht gelaunt war. Mittlerweile haben sich seine Prioritäten verschoben. Ein unglücklicher Punktverlust an einem Donnerstagabend in Lausanne wird mehr als wettgemacht durch den anschliessenden freien Tag in dieser Stadt, den er mit seiner Frau geniesst, die ihn hin und wieder an die Auswärtsspiele begleitet.
(Bilder: pd)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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