Eine Skizze des Eventschiffs. Grösse und Design stehen noch nicht abschliessend fest.
Wird im Rapperswiler Hafen bald ein überdimensioniertes Schiff störend wirken? Oder sorgt vielmehr eine einheimische Firma mit einem verträglichen Projekt für regionale Wertschöpfung? Was steckt hinter dem Widerstand gegen das geplante Eventschiff? Im Gespräch mit dem Initianten des Projekts.
Oliver Bühler ist Geschäftsführer der Eventagentur meee AG, der treibenden Kraft hinter dem geplanten Eventschiff im Rapperswiler Hafen. Gegen das Projekt macht die Onlinezeitung linth24.ch beziehungsweise deren Verleger und Chefredaktor Bruno Hug mobil (wir haben berichtet).
Im Interview nimmt Bühler Stellung zu den Vorwürfen des Mediums und spricht über die konkreten Pläne.
linth24.ch spricht von einem «Monsterschiff». Wie begegnen Sie diesem Ausdruck?
Oliver Bühler: Die gewählten Ausdrücke dienen meines Erachtens einzig dazu für Aufsehen zu sorgen. Diese nehmen Bezug auf die Grösse und allenfalls auch auf das Design. Die Grösse wird in der Baueingabe offengelegt. Das neue Schiff ist unwesentlich grösser als die bestehenden Schiffe. Die Wortwahl ist definitiv deplatziert und wird dem Projekt nicht gerecht.
Wie würden Sie denn selbst das geplante Schiff stattdessen beschreiben?
Oliver Bühler: Es ist ein neues Schiff, welches vielerlei Innovation mit sich bringt. Der elektrische Antrieb sorgt für ökologischen Schub. Die Kapazitäten des Schiffes schliessen die Lücke auf dem Zürichsee. Durch die offene Raumgestaltung mit Galerie ergibt sich im Schiffsinneren eine Raumhöhe von 5 Metern. Das Aussehen ist nach aktuellsten Trends der Architektur von einem professionellen Modell-Maker designed worden.
Monster oder nicht: Es gibt offenbar Ängste, dass die Dimensionen störend sein könnten, zum einen bezüglich Sicht auf den und vom See, zum anderen im Vergleich zu den Dimensionen des Hafens. Können Sie das verstehen? Und wie beurteilen Sie das selbst? Wurde das entsprechend geprüft?
Oliver Bühler: Die Skizze des Hafens zeigt die wirkliche Grösse des Schiffes massstäblich im Hafen Rapperswil. Es fällt auf, dass es nicht auffällt. Natürlich verstehe ich, dass man nachfragt. Gleich einen Aufschrei zu machen, ohne dass man das wirkliche Projekt kennt, halte ich für massiv übertrieben und unnötig. Mit der Stadt haben wir die vertretbare Grösse gefunden. In einem intensiven Prozess über sieben Jahre einigte man sich mit der Stadt über das aktuelle Projekt und den Standort. Die Stadtbildkommission hat zudem Empfehlungen für eine Designanpassung gemacht, welche wir zusammen mit der Baueingabe haben einfliessen lassen.
Aber das Design scheint bei einigen Leuten anzuecken.
Oliver Bühler: Es schwierig, etwas zu bauen, das allen gefällt. Es ist gemäss unserem architektonisch versiertem Designer ein aktuelles, zeitloses Design. Auch ich brauchte ein bis zwei Wochen um mich mit dem Design anzufreunden. Da das Schiff noch nicht gebaut ist, können aber gerne weitere Designvarianten einfliessen, welche dann halt einfach nochmals die runde über die Stadtbildkommission machen müssten. Wir sind da offen.
Es wird der Vorwurf laut, dass das ganze Verfahren an der Öffentlichkeit vorbei, gewissermassen intransparent, verlaufen ist. Können Sie das nachvollziehen?
Oliver Bühler: Überhaupt nicht. Wir haben Gesetze in der Schweiz. In diesem Falle das Baugesetz. Es wurde im Rahmen des Bewilligungsverfahrens festgelegt, welche Unterlagen in der Baueingabe beigefügt werden müssen und sollen. Zudem wurden viele Vorabklärungen mit dem Kanton gemacht. Das Tiefbauamt gab im Grundsatz grünes Licht für das Verfahren im Jahr 2015 -die Informationen sind hier zu finden. Baubewilligungspflichtig ist nur der Steg, nicht das Schiff, welches der Binnenschifffahrtsverordnung und der Schiffbauverordnung unterliegt. Wenn man einen Auto-Parkplatz bewilligen lassen will und eine Baueingabe dafür macht, dann muss ich auch nicht sagen, welches Auto drauf gestellt wird und das mit der Öffentlichkeit diskutieren.
Was spricht für die Initianten eigentlich genau für den Hafen Rapperswil? Gäbe es allenfalls geeignete Standorte?
Oliver Bühler: Ich bin in Rapperswil-Jona aufgewachsen. Es ist meine Heimat, wie auch für viele andere. Die Verbundenheit von Rapperswil-Jona und dem Zürichsee ist gegeben. Der Hafen von Rapperswil ist seit jeher wichtig für die Entwicklung der Stadt. In diesem Zusammenhang auch die Schiffe, welche Güter in Rapperswil angeliefert haben. Per se empfinde ich einen Hafen zur Platzierung von Schiffen als geeignet. In den letzten sieben Jahren Suche am Zürichsee wurden mir keine weiteren Optionen bekannt gemacht. Gäbe es Alternativen, dann prüfen wir die gerne.
Nun sollen sich Leute, denen das Projekt nicht gefällt, via Onlinepetition melden. Erwarten Sie dort grossen Widerstand gegen Ihre Idee?
Oliver Bühler: Was ist grosser Widerstand? Für die Initianten der Onlinepetition sind wohl 100, 500 Unterschriften ein Erfolg. Bildet das die Meinung der relevanten Rapperswil-Joner Bevölkerung ab? Ich denke nicht. Sind alle, die sich an dem stören, Rapperswil-Joner? Denke ich auch nicht. Ich glaube, dass dem Grossteil der Bevölkerung das Schiff egal ist. Der Grossteil wird es erst bemerken, wenn es mal da steht. Wenn es dann da wäre, dann würde man sich über etwas Neues freuen. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass die aktuellen Voten gegen das Projekt aus Eigeninteressen und zur Verhinderung von Wettbewerb dient. Das sind zum Glück keine rechtsfähigen Einsprachegründe.
Ihrer Webseite ist zu entnehmen, dass Bruno Hug, der Schöpfer der Petition, selbst offenbar gegen das Projekt ist. Können Sie die Hintergründe erläutern?
Oliver Bühler: Ja das ist so. Er hat die reisserischen Headlines in seiner Onlinezeitung geschaffen. Zudem ist er selber Einsprecher als Person und mit dem Verein «Gastliche Altstadt Rapperswil», bei welchem er Vorstandsmitglied ist. Seine Unterschrift mahnt in der Einsprache auch ganz zuoberst in der Tabelle der Einsprecher. Gut möglich, dass er folglich das Formular zuerst in der Hand hatte. (Anm. d. Red.: Weitere Informationen hier)
Welche Art Wertschöpfung oder andere Vorteile können Sie Rapperswil-Jona und seinen Bewohnern versprechen, wenn Ihr Projekt wie geplant umgesetzt wird?
Oliver Bühler: Die Wertschöpfung für dieses eine Schiff wird auf rund 1 Million Franken pro Jahr im Businesscase geplant. Wir sind jedoch überzeugt, dass dies Richtung 2 Millionen Franken überboten werden kann. Die betreibende Firma hat Ihren Hauptsitz ab Februar 2019 in Rapperswil-Jona. Das sollte nächstens im Handelsregister eingetragen sein. Die meee ag stellt Arbeitsplätze für rund 30 Vollzeitstellen. Das ist mal die interne Wertschöpfung. Gäste, welche Fahrten bei uns buchen, werden zudem in Teilen vorher einen Kaffee am Quai trinken und einen Schlummertrunk in der lokalen Bar. Zudem vermitteln wir für Gäste, zumeist Firmenkunden, auch Übernachtungen.
Das heisst, die Region profitiert wirtschaftlich?
Oliver Bühler: Die meee ag setzt zudem seit jeher auf lokale und regionale Zulieferer. Nicht weil wir müssen, sondern weil wir denken, dass sich das so gehört. Auch wenn dies selten zurück kommt, halten wir seit jeher an diesem Grundgedanken fest. Bei rund 80 geplanten Fahrten im Jahr mit durschnittlich 150 Gästen an Bord, wird sicher der eine oder andere Wertschöpfungsfranken für die Gastronomie und Hotellerie hängen bleiben. Wir nehmen sicherlich niemanden was weg, was wohl die Befürchtungen der Gegner von der «Gastlichen Altstadt Rapperswil» sind. Zudem: Der Innenausbau wird komplett in der Schweiz mit lokalen und regionalen Handwerkern gemacht. das sind Aufträge von rund 1,5 Millionen Franken. Die Wartung unter Unterhalt belaufen sich auf jährlich rund 100'000 Franken - auch ans lokale Gewerbe.
Und wie sieht es mit den Auswirkungen für die breite Bevölkerung aus?
Oliver Bühler: Ob weitere Vorteile für die Bewohner von Rapperswil-Jona da sind, weiss ich nicht. Für einige reicht es, wenn mal etwas Drive in die Hafenlandschaft kommt. Ganz viele werden sich im Stillen freuen, weil das Schiff schlicht nicht störend ist. Mein Versprechen ist, dass das Schiff nach einer ersten Angewöhnungszeit, medial und in echt, nahezu lautlaus über den Zürichsee gleitet.
Eine Skizze des Eventschiffs. Grösse und Design stehen noch nicht abschliessend fest.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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