Dialekt ist auch bei der SVP hoch im Kurs. An der Dichtkunst kann aber noch gearbeitet werden, ein Goethe ist das noch nicht.
Im Wahlkampf für den St.Galler Stadtrat taucht plötzlich eine ganz kleine Anwärterin auf. So richtig «mini».
Mundart ist derzeit hoch im Kurs auf Wahlplakaten. Die St.Galler CVP bewirbt Stadtratskandidatin Trudy Cozzio hartnäckig im Dialekt, auch die SVP versucht bei den Parlamentswahlen ihr Glück auf diese Weise - siehe unten.
Das hat aber seine Tücken. Während auf grossen Plakaten Cozzio mit «Üsi Stadtrötin» angepriesen wird, kursieren in den sozialen Medien individuelle Wahlempfehlungen im gleichen Stil. Weil es dort aber jeweils nur einen Absender gibt, funktioniert «Üsi Stadtrötin» dort nicht. Deshalb heisst es «Mini Stadtrötin».
Worauf sich einige Leute nun fragen: Ist da nun «meine Stadträtin» oder eine «Miniatur-Stadträtin» gemeint? Kriegen wir eine ganz persönliche Stadträtin oder eine ganz kleine? Die Körpermasse von Trudy Cozzio sind uns nicht bekannt, sie erschien uns aber stets ganz normal gewachsen. Besonders verwirrlich ist es, weil «MINI» in Grossbuchstaben geschrieben wurde. Hat allenfalls BMW noch ein paar Fränkli rüberwachsen lassen für das Product Placement?
Spätestens da scheint das mit dem Dialekt vielleicht nicht ganz zu Ende gedacht.
Dialekt ist auch bei der SVP hoch im Kurs. An der Dichtkunst kann aber noch gearbeitet werden, ein Goethe ist das noch nicht.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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