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Corona und ich – Die Serie (2)

«Ich bin müde – physisch und psychisch»

Was macht die Coronasituation mit uns, über das Virus hinweg? Wie verändert es den Einzelnen, wie das gesellschaftliche Zusammenleben? In dieser Serie lassen wir Menschen darüber sprechen. Diesmal mit der Rheintalerin Elisabeth Vetsch.

Die Ostschweiz am 02. November 2021

Zum ersten Teil der Serie geht es hier.

Corona und ich: Elisabeth Vetsch

600 Tage «Pandemie» und kein Ende… 600 Tage? Mir kommt vor, wir leben schon jahrelang mit dieser sogenannten Pandemie! Die Situation ist irgendwie skurril. Und wenn wir uns diese 600 Tage im Zeitraffer ansehen, wird es noch skurriler. Zur Information: Ich bin über 75 Jahre alt, und der Anfang dieses Wahnsinns verschwimmt schon langsam im Nebel meines im Laufe der Jahre etwas strapazierten Gehirns.

Also zurück zum Anfang: Am 28. Februar 2020 ruft der Bundesrat die «besondere Lage» aus und verbietet Veranstaltungen von über tausend Personen. Die Weltgesundheitsorganisation hat eine gesundheitliche Notlage festgestellt, und die öffentliche Gesundheit in der Schweiz ist gefährdet. Das tangiert mich eigentlich nicht, dachte ich. Ich stürze mich wegen meines fortgeschrittenen Alters sowieso nicht mehr ins Getümmel. Wir sollen also zwei Meter Abstand halten, die Hände waschen und desinfizieren. Waaas? Abstand halten? Zwei Meter?

Wie soll ich mich mit meinen Mitmenschen unterhalten auf zwei Metern Distanz? Da verstehe ich – weil ich als alte Schachtel etwas hörbehindert bin – gar kein Wort mehr. Diese für mein Leben untaugliche Massnahme aus Bern wird von mir also ignoriert. Das geht mich nichts an. Ich will einfach nicht sieben Mal nachfragen, was mein Gegenüber erzählt. Allerdings werde ich von meinen Mitmenschen eines anderen belehrt. Jeder/Jede, dem/der ich näher als zwei Meter komme, schreit «Aaabstaaand!» Ich amüsiere mich königlich und denke dabei: Sind jetzt alle verrückt geworden?

Am 13. März 2020 beschliesst der Bundesrat «weitere Massnahmen». Ab sofort und bis Ende April werden Veranstaltungen mit mehr als hundert Personen verboten. In Restaurants etc. dürfen sich maximal 50 Personen aufhalten, damit das gegenseitige Abstandhalten einfacher eingehalten werden kann. Die Schulen werden geschlossen, die Einreise aus Italien wird weiter eingeschränkt. Drei Tage später kommt der Oberhammer! Der Bundesrat erklärt die «ausserordentliche Lage» und verschärft die Massnahmen noch einmal. Läden, Restaurants, Bars sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe werden bis mindestens 19. April geschlossen. Ausgenommen sind unter anderem Lebensmittelläden und Gesundheitseinrichtungen. Frau Bundesrätin Sommaruga erklärt: «Jetzt muss ein Ruck durch unser Land gehen! Bleiben Sie zu Hause!» Wir Alten sowieso, wir gehören anscheinend einer Risikogruppe an. Interessiert mich eigentlich auch nicht gross.

Naja, eine kurze Zeit interessiert es mich nicht. Bis ich realisiere, dass die ältere Bevölkerung in zwei Gruppen geteilt wird. Ich habe das Glück, zu Hause zu leben und selbst zu entscheiden, ob ich einkaufen oder an die frische Luft gehen will. Doch all jene, die in den Alters- und Pflegeheimen wohnen, haben diese Chance nicht.

Es werden Besuchsverbote erlassen, die Bewohner/innen vereinsamen, werden depressiv. Wurden denn diese «Alten» gefragt, ob sie so geschützt werden wollen? Eingesperrt und von den Liebsten getrennt? Sind wir nun plötzlich zur artengeschützten Spezies ernannt worden?

Das gibt mir zu denken! Nun bin ich auf einmal nicht mehr amüsiert, nun bin ich plötzlich wütend. Wütend, wie man mit meinen Altersgenossinnen und -genossen umgeht. Also schreibe ich einmal alle Parlamentarier an und bitte sie, ihrer Arbeit als Aufsicht des Bundesrates nachzukommen.

Was dann aus Bern folgt, ist eine «tolle» Strategie: Zuckerbrot und Peitsche! Beinahe im Monatstakt. Lockern, verschärfen, lockern, verschärfen. So schafft man es, ein ganzes Volk in Schach zu halten. Und die staatstreuen Medien geben ihr Bestes bei der Panikmache. Mit Angst lässt sich die Bevölkerung halt doch leichter «führen». Es wird gelockert, alle dürfen wieder mit einem sogenannten Schutzkonzept arbeiten. Restaurants wieder offen, man darf wieder «go käfele». Aber bitte mit Abstand und nur mit Angabe der Personalien.

So langsam hat man wieder das Gefühl, einigermassen normal leben zu dürfen. Abstand etc. interessiert eh keinen mehr, vielleicht ausser ein paar «Hardcore-Coronajünger». Aber das geht natürlich Bern gegen den Strich. Das Volk könnte ja übermütig werden. Da müssen ein paar Einschränkungen her. Am besten Masken. Masken sind es, die uns den Ernst der Pandemielage wieder klarmachen. Vor nicht allzu langer Zeit haben uns die «Experten» der Taskforce erzählt, Masken nützen nichts. Erst werden sie im öffentlichen Verkehr, dann in geschlossenen Räumen eingeführt. Sogar in Fussgängerzonen soll man an der frischen Luft Masken tragen.

Der Willkür sind keine Grenzen mehr gesetzt. Schüler frieren in der Schule, weil man lüften muss, an der frischen Luft jedoch müssen Masken getragen werden. Der Maskenwahn nimmt seinen Anfang. Jeder Einkauf ohne Maske wird zum Spiessrutenlauf.

Dann, im Oktober, wird die Schraube nochmals angezogen. Die Herbstferien sind vorbei, das ist ein guter Grund, ein bisschen mehr «auf Pandemie» machen. Schliesslich wird es kälter, das böse Virus reibt sich sinnbildlich die Hände und ist bereit, uns hinterrücks zu überfallen. Die Fallzahlen steigen, das Gesundheitswesen «könnte» überlastet werden, und unter Umständen «könnten» (vielleicht-eventuell-allenfalls) die Todesfälle ansteigen. Das behauptet wenigstens die Taskforce und sie behauptet das immer nach dem gleichen Muster. Also müssen wieder Discos und Tanzlokale komplett schliessen, Bars und Restaurants haben um 23:00 Uhr zuzumachen und Veranstaltungen mit mehr als fünfzig Personen sind verboten. Die Bordelle bleiben hingegen offen, aber die Hochschulen müssen auf Präsenzunterricht verzichten.

Es erfolgt aber kein Aufschrei der Massen, alle machen brav mit. Also kann man die Daumenschrauben getrost etwas enger anziehen. Ab 11. Dezember 2020 gilt für alle Restaurants, Bars, Läden, Museen und Bibliotheken ab 19:00 Uhr Sperrstunde, an Sonn- und Feiertagen muss alles geschlossen bleiben, für sportliche und kulturelle Aktivitäten dürfen sich nur noch Gruppen von fünf Personen treffen. Ein Abstand von nun anderthalb Meter muss dringend eingehalten werden. Das gemeine Volk soll sich nur nicht zu nahe kommen. Die sozialen Kontakte könnten ja noch das Immunsystem stärken. Aber das will offenbar keiner, oder?

Immer noch nur sehr kleiner Widerstand der Bevölkerung. Einige von den Massenmedien abwertend bezeichnete «Verschwörungstheoretiker, Coronaleugner, Aluhüte» wehren sich vereinzelt. Aber sie werden einfach totgeschwiegen, übergangen oder ganz einfach zu Nazis erklärt! Und man kann munter weitermachen. Etwas mehr Einschränkungen werden jetzt sich auch noch toleriert, denkt man sich wohl in Bern. Laut dem Herrn Gesundheitsminister Berset «müssen Sie schon wissen, die Lage ist fragil!» Das Gesundheitssystem «könnte, müsste, eventuell, unter Umständen, sehr wahrscheinlich» überlastet werden.

Um diesen Mutmassungen entgegenzuwirken, werden ab 22. Dezember 2020 nochmals Restaurants etc. geschlossen. Adieu Weihnachten! Die Feiertage könnten der Bevölkerung ja Spass machen, und unter Umständen treffen sich da ganze Familien zum Fest. Undenkbar! Deshalb dürfen sich nur fünf Menschen aus zwei Haushalten privat treffen. Pech, wenn eine Familie aus sechs Personen besteht. Dann muss ein Familienmitglied draussen bleiben. Vom 24. bis 26. Dezember indessen feiert auch das Virus Weihnachten. In dieser Zeit dürfen sich zehn Menschen treffen. Silvester allerdings wird dieses Ding wieder aktiv ab fünf Personen. Jetzt wird’s langsam etwas mühsam. Weihnachten planen mit zehn Personen, Silvester nur mit fünf Freunden oder Familienmitgliedern. Wie soll ich das alles noch überblicken?

Auch im neuen Jahr die alte Leier. Es «könnte» noch schlimmer kommen. Verschärfungen, Lockerungen, grad wie es halt ins Narrativ passt. Dann aber kommt die Impfung, der erhoffte «Game-Changer».

Impfen, impfen, impfen! Wer hat noch nicht, wer will nochmal? Es gibt Kuchen auf dem Bundesplatz, ein neues iPhone12, Gutscheine, Impf-Lotto mit Geldpreisen, alles ist zu haben im Impf-Zirkus. Impfbus, Impfschiff, Impftram. Bitte treten Sie näher: Impfen für die Freiheit, impfen fürs Reisen, impfen, um die Oma wieder umarmen zu können. Kinder ab 12 Jahren dürfen sich ohne Einwilligung der Eltern impfen lassen. Alles wird angeboten, nur niemals «Impfen für die Gesundheit». Zuerst die Alten, dann die Behinderten. Das sind ja schliesslich Risikogruppen. Wieso wieder erst die Alten? Diejenigen in den Heimen, die sich nicht wehren können, denen man alles einreden kann? Nun reicht es aber! Die wollen uns wegspritzen mit einer «Impfung», die keine ist. Es ist eine experimentelle, serielle Injektion.

Da wird ein grossangelegter Feldversuch gestartet. Das kann man so nicht stehen lassen. Ich entschliesse mich, vorerst einmal die Herren Bundesräte Parmelin und Berset anzuschreiben. Da ich auf die Mails an das Parlament keine Antwort erhalten habe, wage ich mich jetzt in die Höhe des Löwen. Ich bin ja noch auf «freier Wildbahn». Es ist niemand da, der mir etwas verbieten kann.

Leider wird der Brief von höchster Stelle ignoriert! Das weckt meinen Widerspruchsgeist. Also weiter, immer wieder, Brief auf Brief. Antwort? Nix, null, nada! Vor kurzem hat mich nun der Bundessicherheitsdienst brieflich gewarnt, meine Briefe könnten als Aufruf zur Gewalt interpretiert werden. Ich habe das zur Kenntnis genommen. Spielt aber keine Rolle, ich schreibe weiter. Jetzt erst recht!

Im April 2021 hat Gesundheitsminister Berset versprochen: «Sind alle impfwilligen erwachsenen Personen vollständig geimpft, beginnt die Normalisierungsphase». Der Bundesrat ist der Ansicht, dass dann keine starken gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Einschränkungen mehr zu rechtfertigen sind. Die verbleibenden Massnahmen (Zugangs- und Kapazitätsbeschränkungen) sollen schrittweise aufgehoben werden. An dieser Strategie soll auch dann festgehalten werden, wenn die Impfbereitschaft der Bevölkerung entgegen den Erwartungen tief bleibt.» Und wo sind wir heute? Wieder beim Alten: «Sie müssen schon wissen, die Lage ist fragil.»

Es reicht! Das ganze Lügentheater um Abstand, Masken, Impfung, Zertifikat macht müde. Ich bin müde, physisch und psychisch. Ich mag nicht mehr. Ich mache nicht mit, habe noch nie mitgemacht und werde auch nie mitmachen. Punkt. Aus.

Elisabeth Vetsch, Au

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Die Ostschweiz

«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.

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