Schon verrückt, man ist in seinem eigenen Land und kann teilweise nicht einmal die Sprache sprechen.
Mit Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch ist die Schweiz ein Land mit vielen Sprachen. Das heisst aber nicht, dass wir sie auch alle können. Wir lernen in der Schule zwar eine zweite Landessprache, viele sind darin aber alles andere als flüssig und werden sie auch nach der Schulzeit nicht mehr grossartig einsetzen.
Wo auch?
Je weiter weg Deutschschweizer von der Sprachgrenze leben, desto weniger sind sie den anderen Landessprachen ausgesetzt und können sie nutzen. Französisch einfach immer nur im Schulzimmer zu sprechen hat einfach keinen Reiz. Unsere Medien sind auf Deutsch oder Englisch, anderssprachige Zeitungen findet man kaum. Auch ist die französische und italienische Bücherauswahl in Bücherläden auffallend kleiner als die englische und über ein rätoromanisches Buch in einer normalen Buchhandlung zu stolpern, ist etwa so überraschend, wie ein Edelweiss zu finden.
Die Schweiz ist innerhalb der Grenzen noch in Sprachregionen aufgeteilt, wir sind zwar alle Schweizer, aber ich nehme an, dass die Schweiz der Waadtländer anders aussieht als die der Thurgauer. Diversität ist zwar in vielen Fällen von Vorteil, aber sie kann das Gefühl von Einheit stark beeinträchtigen. Das, obwohl die Schweiz ein kleines Land ist. Die Distanz wird es nicht sein, die uns davon abhält mehr miteinander zu tun zu haben, sondern die Hemmschwelle sich zu mischen, wird die Sprache sein.
Was sehr schade ist, denn wenn wir schon diese Mehrsprachigkeit feiern, dann sollten wir sie auch leben. Um diese Mehrsprachigkeit auch auszunutzen, könnte man in Schulen Brieffreundschaften zwischen den Regionen einführen oder auch Austausche innerhalb des Landes zur Norm machen. Auch Medien spielen eine wichtige Rolle, so könnten Radiosender regelmässiger eine Sondersendung mit anderen Sprachen übertragen oder Bücherläden eine grössere Auswahl an anderssprachigen Büchern anbieten. Die Möglichkeit, den anderen Landessprachen zu begegnen, muss vergrössert werden.
Mit Sprachen kann man so viele Türen öffnen, aber weshalb sollte man einen Schlüssel suchen, wenn man nicht weiss, was man damit machen soll und wohin der Weg überhaupt führt?
Johanna Lichtensteiger (*2002) stammt aus dem Kanton Thurgau. Nach der Kantonsschule legt sie aktuell ein Zwischenjahr ein, um Arbeitserfahrung zu sammeln.
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