Wer steckt hinter der Klimakleber-Aktion auf den Wahlplakaten? Die «Umweltallianz», der Verdächtige Nummer eins, dementiert es glaubhaft. Und auf die echten Verursacher verweist eine Webseite, deren Besitzer im Dunkeln bleiben möchte. Und dafür auch Geld in die Hand genommen hat.
Wer klebt systematisch seine Eigenkreation auf fremde Wahlplakate? Wer möchte «informieren» über die Klimafreundlichkeit der Kandidatinnen und Kandidaten bei den Nationalratswahlen? Die verwendeten Zahlen basieren auf einem Rating, das die sogenannte «Umweltallianz» durchgeführt hat, ein Zusammenschluss mehrerer Organisationen, die sich dem Umweltschutz verschrieben haben. Doch deren Verantwortliche dementieren klar, etwas damit zu zu haben. Man wisse von nichts und habe mit den Klebern nichts zu schaffen, heisst es dort.
Die Suche nach einer Spur führt auf die Webseite mit dem dramatischen Namen «Letzte Wahl». Auch dort wird betont, dass die Umweltallianz nichts mit der Aktion zu tun hat. Man habe das in Eigenregie gemacht.
Aber welche Personen, Parteien oder Organisationen stecken dann dahinter? Es müsste ein Leichtes sein, herauszufinden, wer diese Webseite betreibt - denkt man zumindest. Doch wer auch immer sie aufgesetzt hat, wusste genau, dass diese Frage irgendwann zum Thema werden würde. Und hat vorgesorgt.
Denn die Webseite wurde unter der «Swiss Domain Trustee AG» registriert. Dieser Dienst ist kostenpflichtig. Die Firma ist an der gleichen Adresse angesiedelt wie der Webdienstleister Hostpoint AG - und wird auch von denselben Leuten betrieben. Die Swiss Domain Trustee AG hat einen einzigen Zweck: Für ihre Kunden dafür zu sorgen, dass ihre Webseitenaktivitäten diskret bleiben. «Swiss Domain Trustee (SDT) ermöglicht es registrierten Domainhaltern, Domainnamen ihrer Kunden vor dem öffentlichen Eintrag im Whois-Verzeichnis zu schützen», heisst es auf der Webseite. Das heisst: Man hat keine Möglichkeit, den Urheber der «Letzten Wahl» zu ermitteln.
Die St.Galler FDP hat mögliche rechtliche Schritte gegen die Kleberaktion angekündigt. Kommt es tatsächlich dazu, wird der Kunstgriff über die Swiss Domain Trustee nicht mehr reichen, dieser Schutz würde in diesem Fall wohl aufgehoben. Denn gegen die Mittel der Justiz hilft auch ein kostenpflichtiger Verschleierungsdienst nichts.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.