Dass die St.Galler Ständerätin Karin Keller-Sutter nun die nächste Hürde Richtung Bundesrat genommen hat, gefällt nicht allen. Die Rede ist von Lesern, die sich online Luft verschaffen - mal ernsthaft, mal leicht bizarr, meist aber sehr unterhaltend.
Viele Konsumenten von Onlinemedien haben es als ihren Volkssport entdeckt: Das Verfassen von Kommentaren bei Beiträgen. Unter oft recht originellen Pseudonymen melden sie sich zu Wort und können so die ganze Schweiz von ihrer Meinung in Kenntnis setzen.
Naturgemäss schreiben eher die Unzufriedenen, um Dampf abzulassen. Das war nicht anders nach der Nomination von Karin Keller-Sutter als Bundesratskandidatin zuhanden der FDP Schweiz.
So schreibt ein Kommentator, der als Herkunftsort «Rheintal» angibt:
«Auch wenn KKS aus meinem Kanton ist, verzichte ich hochoffiziell auf sie. Die von ihr abgegebenen Stimmen in den Abstimmungen sind meines Erachtens weit von dem weg, was das VOLK, welches sie vertritt, braucht. Das wird im Bundesrat nicht anders, denn Influencer hocken auch zu Bern.»
Aus Zürich hingegen kommt ein Schreiber - oder eine Schreiberin mit folgender knackiger Aussage:
«Ich hoffe schwer, diese neoliberale unterkühlte Frau wird nicht gewählt.»
Nicht KKS selbst, sondern das Kandidatenfeld ist das Thema dieses Kommentars:
«Eine ist gesetzt und alle anderen fähigen haben schon abgesagt! Jetzt drängt plötzlich die 'Ersatz-Garde' in den Vordergund! Zum Teil Leute, von denen man noch nie was gehört hat oder dann nichts gutes! Mir graut!»
Den aktuellen Auftritt der Wilerin hat der folgende Leser unter die Lupe genommen:
«Es ist schon komisch, jetzt wo sich KKS als Bundesratskandidatin meldet, ist sie so 'volksnah', lächelt uns Bürger überall an und gibt sich als Person, die uns Bürger vertritt. Und wenn dann das ganze Theater wieder vorbei ist, dann wird KKS wieder die Person sein, wie sie ist, unnahbar, nicht volksnah, nichtlächelnd, und und und. Ich habe KKS öfters getroffen, aber von Freundlichkeit war nie was zu spüren. Was so eine Bundesratswahl kurzfristig in einem Menschen alles bewirken kann…»
Ganz, ganz knapp erhält Keller-Sutter (54) die Freigabe von diesem Leser, der findet:
«Ab 55 sollte man niemand mehr in den BR wählen.Da fangen die Schlafstörungen an.»
Eine andere Parteifarbe bringt dieser Kommentator ins Spiel:
«Wenn die FDP keine annehmbare 2. Kandidatur zu Stande bringt, sollen sich doch die Grünen um den Sitz bewerben! Schlimmer als mit der nicht teamfähigen KKS würde es bestimmt nicht heraus kommen.»
Und zur Abrundung noch zwei Höflichkeiten aus Leserkreisen:
«Die Frau Keller wird so überschätzt! Und da frage ich mich, hat die FDP keine Alternative?»
«Alles, aber bitte nicht Karin Keller-Sutter. Eine der schlimmsten Personen in der Schweizer Politik. Das muss verhindert werden!»
Als Antwort auf den letzten Beitrag folgte dann das hier:
«Begründung? Das wäre ausnahmsweise mal eine Frau im Bundesrat, welche nicht wegen dem Frausein, sondern wegen ihren Qualifikationen und Qualitäten ihr Amt inne hätte, falls die gewählt würde.»
Das Thema «Verzichtserklärung» kommt auch wieder aufs Tapet:
«Wie glaubwürdig ist eine Person, die scheinbar 2015 gesagt hat, sie stehe für eine zweite Wahl nicht zur Verfügung. Sie sei eine Frau, die meine was sie sage…»
Und zu guter Letzt noch eine ganz andere Meinung, die nicht gegen Karin Keller-Sutter, sondern gegen ihre Partei gerichtet ist:
«Tja, auch ich würde in KKS als eine der fähigsten Personen für den Bundesratssitz halten. Ich muss aber sagen, dass ich an ihrer Stelle der Partei einen Korb erteilen würde. In meinen Augen wurde sie beim letzten Mal, als man dann doch den Schneider-Ammann gewählt hat, von der eigenen Partei verraten! Wir werden sehen. vielleicht hat es ja noch mehr Kandidaten, deren Namen sich auf Hampelmann reimen. Diese werden dann auch sicher wieder gewählt.»
Mit einer repräsentativen Umfrage haben diese Stimmen natürlich nichts zu tun, und bekanntlich wird der Bundesrat nicht vom Volk gewählt. Wie die Beispiele zeigen, wäre ein solcher Wahlkampf aber vermutlich weit unterhaltsamer als die Wahl durch die Bundesversammlung. Allerdings nicht für die Kandidatinnen und Kandidaten.
(Alle Leserkommentare von blick.ch)
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.