Der Verwaltungsrat der Spitalverbunde will fünf Spitäler im Kanton faktisch abwerten. Das führt zu einer harten Auseinandersetzung wischen Wil und Wattwil.
Zwei grosse Bauprojekte laufen derzeit beim Spitalverbund Fürstenland Toggenburg. Das Spital Wattwil wird grundlegend erneuert, und ein neuer Bettentrakt entsteht. In Wil sorgt ein Neubau für Platz für zusätzliche Büros, zudem entsteht dort eine gynäkologische Praxis. Den Weg freigemacht für diese Arbeiten hatte das Ja der Stimmberechtigten im Herbst 2014 zu insgesamt sechs Spitalvorlagen im Kanton St.Gallen. Ende 2021 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein.
In Wattwil ist die Bauphase 1 von insgesamt 4 kürzlich vollendet worden. Entstanden sind der Erweiterungsbau mit Bettenstationen auf drei Stockwerken, ein neues Restaurant mit neuer Küche, die Physiotherapie und ein Helikopterlandeplatz auf dem Dach. Danach soll die Sanierung der Operationssäle folgen sowie neue Räume für Radiologie. Der bestehende Bettentrakt wird laut Plan in Etappe 3 umgebaut.
Das Ende der Phase 1 wird am Samstag gefeiert: Der neue Bettentrakt wird feierlich eröffnet. Zumindest bei den Verantwortlichen dürfte die Stimmung allerdings gedrückt sein. Denn die neuesten Pläne des Verwaltungsrats der Spitalverbunde stellen den Standort Wattwil als vollständiges Spital in Frage. Selbst eine Schliessung könnte wieder aufs Tapet kommen. Das ruft bereits die Politik auf den Plan.
Die SVP Toggenburg schreibt in einer Mitteilung, die Verlautbarung der Regierung lasse «viel Raum für Spekulationen» und damit für «unnötigerweise zusätzliche Unsicherheit.». Ländliche Regionen wie das Toggenburg dürften «nicht abgehängt werden».
Die Regionalpartei hat in dieser Sache schnell reagiert: Sie hat bereits ein Video produziert und aufgeschaltet, das die Auswirkungen aus ihrer Sicht zeigt.
Ganz anders klingt es derweil aus Wil. Dort hat sich die Stadtregierung vernehmen lassen. Und in Wil scheint man die vagen Pläne der Regierung gutzuheissen. «Der Wiler Stadtrat hat schon früher kommuniziert, dass er eine Leistungskonzentration für nötig erachtet» heisst es in einer Mitteilung.
Es wird offensichtlich: In Wil ist man - vermutlich berechtigterweise - optimistisch, dass das eigene Spital den Vorzug erhält, wenn wie vorgesehen pro Spitalverbund nur noch ein Standort als «richtiges» Spital fungiert. In diesem Zug wird einmal mehr betont, dass man sich einen Neubau des Spitals Wil wünscht.
Die Quintessenz: Die Spitäler Wil und Wattwil sind Partner im gleichen Spitalverbund, kämpfen nun aber beide um ihr Überleben. Die immer betonte gute Zusammenarbeit, der Austausch von Knowhow und Technologien zwischen den beiden Spitälern klingt da schon fast wie ein Hohn. Denn es läuft auf die Frage hinaus: Du oder ich?
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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