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Neues vom Sumpf in Liechtenstein (Teil 1)

Veruntreuhänder und Bankster

Dekantieren und abkassieren. Damit sorgen die Treuhänder des Ländles regelmässig für Skandale. Da wollen Banken natürlich nicht nachstehen. Der Start zu einer dreiteiligen Serie.

«Die Ostschweiz» Archiv am 08. Juni 2020

Für Oligarchen, Despoten und andere Kriminelle war es schon einfacher, Gelder aus trüben Quellen zu verschieben oder in Sicherheit zu bringen.

Mit der Einführung eines zentralen Registers für Bankkonten im Rahmen des Automatischen Informationsaustauschs (AIA) wird es für die Treuhänder noch schwieriger, ihre Kunden abzuzocken und sich beispielsweise eine Sammlung aller jemals gebauter Rolls-Royce zuzulegen. Wobei allerdings Stifter und Beneficial Owner immer noch gröbere Probleme haben, wenn sie ihrem Treuhänder betrügerisches Verhalten vorwerfen wollen.

Fürstlicher Justizrat, Gerichtspräsident, Präsident der Bankenaufsicht, Präsident der Anwaltsprüfungskammer, illustre Titel schmücken Treuhänder, die aber gar nicht wie Edelmänner einfach in die ihnen anvertrauten Geldtöpfe griffen, dabei erwischt wurden und nun im fürstlichen Knast über ihre Untaten nachdenken dürfen.

Aber Treuhänder, Oligarchen, Despoten und andere Schlawiner brauchen natürlich auch Aufbewahrungsstätten für ihr Geld, die sind gemeinhin als Banken bekannt. Und auch da benehmen sich nicht alle so, wie es sich an einem Fürstenhof geziemt.

Die Bank Alpinum kam eine Zeitlang nicht aus den Schlagzeilen. Zuerst entwendete ein Mitarbeiter 10 Millionen Franken, um damit seinen Lebensstil und Drogenkonsum zu finanzieren. Alpinum wollte den Deckel draufhalten und vereinbarte mit dem Ex-Banker, dass er seine Schulden stillschweigend zurückzuzahlen habe.

Aber bei einer Hausdurchsuchung kam’s heraus, und der ehemalige Vizedirektor wurde zu fünf Jahren Knast verurteilt. Dann zählte die Bank einen üblen Händler im Darknet zu ihren Kunden. Dort werden alle Arten von illegalen Geschäften betrieben, von Drogen- und Waffenhandel über Menschenhandel und weitere kriminelle Dinger. Wovon die Bank natürlich nie etwas mitbekam. Sie gehört zum Imperium des in St. Gallen residierenden Sherkati-Clans, der mit Transportgeschäften im Osten zu Wohlstand und Reichtum kam.

Und durch Geschäfte mit dem Iran auf den Radarschirm der USA geriet. Als dann auch noch mehrfach das Personal wechselte, die Bank Probleme mit dem Dollarclearing bekam, begann die Finanzmarktaufsicht (FMA) Liechtensteins, Alpinum genauer unter die Lupen zu nehmen.

Während es bei Alpinum eher so aussieht, dass die Bank mit einem oder zwei blauen Augen davonkommt und ihre Lizenz nicht verliert, sieht es bei der Union Bank eher düster aus. Natürlich nicht auf ihrer Webseite; da schmückt sie sich mit einem stilisierten Wappen und lässt die üblichen Floskeln regnen: «Bei der Union Bank kombinieren wir das solide Fundament einer Privatbank und die dynamische Mentalität eines Start-ups.»

Denn obwohl die Bank auf der Webseite auf grosse Tradition macht, wurde sie erst 2008 als AG gegründet. Und benimmt sich seither, als wolle sie alle Vorurteile gegen diskret jede Schweinerei duldende Bankster bestätigen. Gleich mehrfach.

Ihr Hauptaktionär und Besitzer hiess Mohammad D.. Der gebürtige Iraner hatte seine Mehrheitsbeteiligung bei der Stiftung Tremezzo erworben. Die wiederum ist das Finanzvehikel von Konstantin Zhevago. Der ukrainische Oligarch wird inzwischen mit internationalem Haftbefehl gesucht. Die Ukrainer haben ein paar Fragen an ihn bezüglich der «Finance and Credit Bank» in Kiew, die vor 5 Jahren pleite ging. Die ukrainischen Behörden verdächtigen Zhevago, dort Gelder entwendet und Geldwäsche im grossen Stil betrieben zu haben. Einer Befragung wollte sich Zhevago nicht stellen, seither bleibt er ausser Landes und bestreitet jede Schuld.

Dasmaltchi holte die türkische Gesellschaft Mulberry. Und jetzt wird es ein richtiger Thriller. Denn Mulberry wurde nicht nur Aktionär der Union, sondern offensichtlich von der korrupten Nomenklatura in Venezuela rund um den Diktator Nicolás Maduro für Geldwäsche im grossen Stil benutzt.

Zudem für eine wirklich abstossende Methode, sich illegal zu bereichern. Der durch die unfähige Regierung des ölreichsten Landes der Welt darbenden Bevölkerung verteilt das Regime Lebensmittel im sogenannten Clap-Programm. Diese Comites Local de Abastecimiento y Producción sollen verhindern, dass viele der noch nicht geflohenen Venezolaner verhungern.

Laut wie meist gut belegten Strafuntersuchungen der US-Behörden sind von diesem Programm aber rund 350 Millionen Dollar nicht für den Ankauf von Lebensmitteln im Ausland verwendet worden, da Venezuela selbst kaum mehr etwas herstellt. Sondern sie verschwanden in dunklen Kanälen, wurden gewaschen und umfirmiert.

Da es enge Beziehungen zwischen der Türkei und Venezuela gibt, kommt hier Mulberry ins Spiel. Da geht der Thriller dann in die nächste Runde, diesmal auch mit Schweizer Beteiligung.

Teil 2 folgt am Dienstag, 9. Juni 2020

Stölzle /  Brányik
Autor/in
«Die Ostschweiz» Archiv

«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund einer halben Million Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG.

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