Die prominente Jury hat entschieden, welche drei Teams für den diesjährigen «Wtt Young Leader Award» nominiert sind. Die Rangierung wird am Award Abend vom 30. Oktober 2023 in der Tonhalle bekannt.
«Kennen Sie Suttero? Was verbinden Sie mit der Marke?» Für solche Fragen schwärmten die Studentinnen Lea Brocker (Teufen), Rahel Buob (Rorschacherberg), Anja Diem (Urnäsch), Valentina Ljubicic (St.Gallen), Shona Sturzenegger (St.Gallen) mit Projektleiterin Tamara Stäuble (Lachen) in sechs Kantone aus. Rund um verkaufsstarke Orte befragten sie rund 400 Passantinnen und Passanten für ihre Bekanntheits- und Imageanalyse.
Im Bild: Sechs Studentinnen überzeugten Auftraggeber Michael Sedda, Ernst Sutter AG (Mitte), mit praxistauglichen Ergebnissen. pd
Die Auftraggeberin, die Gossauer Fleischverarbeiterin Ernst Sutter AG, führte vor drei Jahren mehrere Eigenmarken unter «Suttero» zusammen. «Um im hart umkämpften Markt zu bestehen, müssen wir uns stetig verbessern und unsere Markenbotschaften wirksam kommunizieren», erzählt Marketingleiter, Michael Sedda. Vom Studentinnenteam wollte er wissen: Wie akzeptiert ist die Marke? Wie kann man sie weiter schärfen?
Mit Herzblut in die Fleischverarbeitung
Die Studentinnen selbst sprangen sofort auf die «Genuss-Marke» Suttero und die spannende Aufgabe an: «Wir sind Fleischliebhaberinnen und marketinginteressiert», begründet Tamara Stäuble die Motivation ihres Teams. Offenbar fiel diese auch dem Auftraggeber auf, der den Studentinnen viel Engagement und Professionalität attestiert. «Die Ergebnisse des Projekts präsentierte das Team überzeugend vor dem Marketingteam und Geschäftsleitungsmitgliedern», sagt auch OST-Coach Rolando Zahner.
Die Marktforschung zeigte, dass der Suttero-Kundschaft Regionalität sehr wichtig ist. Um das zu unterstreichen, riet das Team etwa zum Sponsoring eines lokalen Schwingers oder zur Unterstützung von Events. «Suttero darf auch sein nachhaltiges Engagement noch stärker in den Vordergrund stellen», sagt die studentische Projektleiterin Tamara Stäuble.
Einzelne Vorschläge hat Michael Sedda, der die fachlichen Diskussionen mit den Studentinnen sehr schätzte, bereits umgesetzt. «Wir produzierten jüngst ein Video mit Nachhaltigkeitsthemen und bauen gerade die Präsenz in den sozialen Medien aus, um unsere künftigen Kunden der Generation Z besser zu erreichen.»
Lieber Hanf als Cannabis
«Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung hat schon mal legale Hanfprodukte probiert», weiss jetzt Florian Hutter, der studentische Projektleiter einer Marktforschung für das junge Unternehmen Swiss Gate in Bachenbülach. Es vertreibt CBD-haltige Produkte. «Es gab kaum Daten über diesen Markt in der Schweiz», erzählt Swiss-Gate-Chef Marco Hoffmann. Vorurteile, Unsicherheiten und ideologische Diskussionen spielen hinein – ebenso ein dynamisches Knäuel aus Chemikalien-, Lebensmittel- und Kosmetikrecht.
Das jüngste Verbot CBD-haltiger Öle treibt Swiss Gate an, neue Produkte zu entwickeln. Nur: Was kommt bei den Leuten an?
Kaum bekannter Markt durchleuchtet
Der Frage nahmen sich ausser Projektleiter Florian Hutter (Kriessern) auch die Studierenden Ornella Addeo (Thundorf), Morena Di Nardo (Märstetten), Jan Frei (Berneck), Marlis Gabriel (Amriswil) und Jan Ziegler (Balgach) an. Mit Experteninterviews und einer Strassenumfrage an neuralgischen Orten der Deutsch- und Westschweiz verschaffte sich das Team ein repräsentatives Bild des Markts. «In teils strömendem Regen auf genügend Antworten zu kommen, war nicht einfach», erinnert sich Morena Di Nardo.
Ihr Coach, OST-Dozent Ronald Ivancic, hebt insbesondere die präzise Forschung hervor: «Mit kniffliger Methode und akribischer Auswertung holten sie das Maximum aus den erhobenen Daten.» Swiss Gate will sich gemäss Mitgründer Marco Hoffmann daran orientieren: «Die Arbeit bestätigt einige Annahmen und gibt uns Sicherheit.» So zeigte die Umfrage, dass der Begriff «Hanf» bei Konsumenten deutlich positiver besetzt ist als «Cannabis». Er verspricht offenbar gesundheitliche Vorteile, Qualität und Natürlichkeit.
Die Studierenden rieten Swiss Gate, Restaurants zu beliefern, in den Markt mit Hanfproteinen einzusteigen sowie in Fitnessstudios und Läden präsent zu sein. «Erste Massnahmen in diese Richtung haben wir bereits aufgegleist», sagt Marco Hoffmann. Die wissenschaftliche Aussagekraft der Arbeit helfe ihm zudem bei weiteren Finanzierungsrunden gegenüber Investoren des Start-ups.
Hauptbild: Marco Hoffmann von Swiss Gate (zweiter von links) wollte vom Projektteam wissen, welche Hanfprodukte gut ankommen. pd
TBW – vom Grundversorger zum Dienstleister
Mit der Marke «Deine Energie – powered by TBW» werden die Technischen Betriebe Wil dem gesellschaftlichen Bewusstsein für und den Erwartungen an nachhaltige Energie gerecht. Der Energieversorger bietet etwa Lösungen für Solarenergie, Elektromobilität oder Wärme. Dafür brannten auch die Wirtschaftsinformatikstudenten Cedric Flühler (Wädenswil), Nino Schmed (Oberurnen), Anthony Wurmser (Adliswil), Till Bircher (Stäfa) und Jaden Scheidegger (Langnau am Albis). «Technisches Interesse und die Energieknappheit motivierten uns, einen Beitrag für innovative nachhaltige Produkte zu leisten», erzählt der studentische Projektleiter des Praxisprojektteams, Samuel Ziegler (Galgenen).
Energiepakete empfehlen
«Wir wollten wissen, welche Bedürfnisse unsere künftige Kundschaft hat», sagt Natascia Gava vom TBW-Marketing. «Sind wir als Energieversorger mit ‘Deine Energie’ auf dem richtigen Weg?» Also befragten die sechs Studenten bestehende sowie mögliche Kunden und erstellten daraus neue Kundenprofile. «Die Datenanalyse zeigte etwa, dass sich oft dieselben für Solarenergie und E-Mobilität interessieren», so Nino Schmed. Wer Elektroautofahre wolle dies oft auch mit erneuerbarer Energie tun – die TBW könnten für solche Kunden ein Paket schnüren.
«Ein spannender Ansatz, den wir aufnehmen», bestätigt Natascia Gava. Um innovative neue Produkte vorschlagen zu können, holte das Team auch Ideen bei TBW-Mitarbeitenden ab, spiegelte sie mit Experten und organisierte einen Workshop. Zum Schluss empfahlen die Studenten unter anderem eine Web-Applikation, die Kunden ihr optimales Energiepaket empfiehlt – je nach Art des Haushalts und individuellem Bedarf. Diese und weitere Ideen für die eigene Positionierung wollen die TBW weiterverfolgen. Natascia Gava ist sicher: «Die Vorschläge werden uns auf dem Weg vom Grundversorger zum agilen, smarten und kompletten Energie-Dienstleister unterstützen.»
«Das Team trug viel Kundenperspektive an den Auftraggeber heran», lobt sich OST-Coach Michael Czarniecki, der das Team anleitete. Für ihn ist klar: Es habe den Finaleinzug verdient.
Im Bild: Für Auftraggeberin Natascia Gava (TBW) führten die Studenten auch einen Innovationsworkshop durch. pd
Pascal Tschamper (*1974) ist selbständiger Kommunikationsberater in St.Gallen (Tschamper Kommunikation). Zuvor arbeitete als Kommunikationschef im Bildungsbereich und in diversen Marketing-, PR- und Event-Agenturen in Zürich und St.Gallen.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.