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IHK St.Gallen-Appenzell

Welchen Weg schlägt der Neue ein?

Im November tritt Markus Bänziger das Amt des IHK-Direktors an. Kurt Weigelt führte es über 10 Jahre aus und geizte nicht mit Provokationen. Kann bzw. muss man das auch vom Neuen erwarten?

Marcel Baumgartner am 16. Juli 2018

Nicht wenige IHK-Direktoren der Vergangenheit wussten durch gezielte Provokationen auf sich und die Anliegen der Handelskammer aufmerksam zu machen.

Kurt Weigelt, 2007 ins Amt gewählt, setzte dieses Mittel mehr als einmal bewusst ein. Etwa wenn es um eine Neuordnung der Spitallandschaft ging. Ein Thema, das jüngst wieder an Brisanz gewonnen hat.

Weigelt sah sich nie als reiner Verbandsfunktionär, der sich vom «Spiel» leiten liess. Im Gegenteil: Er wollte das «Spiel» mitgestalten. Selbst dann, wenn er als FDP-Politiker den einen oder anderen Regierungsrat der eigenen Partei kritisieren musste.

Genau solche Debatten liebte er.

Damit wird aber – was Weigelt angeht – bald Schluss sein. Der aktuelle IHK-Direktor betont klar, dass er sich nach seinem Austritt nicht mehr in die aktuellen Debatten einmischen wird.

Übernimmt das sein Nachfolger Markus Bänziger?

«Ich sehe mich weniger als Provokateur, als viel mehr als Impulsgeber», sagt der 50-Jährige.

«Die IHK ist bestens positioniert. Und die Organisation wird geprägt von Persönlichkeiten. Das werde ich fortführen», so Bänziger weiter. Wer ihn kenne, der wisse, dass auch er seine Ansichten klar vertrete – ohne Rücksicht auf Beziehungen.

Aber auch Bänziger sieht sich nicht als typischen Verbandsfunktionär, der es sich «mit Zigarre im dicken Ledersessel gemütlich macht». Wenn man sich für Unternehmerinnen und Unternehmer einsetze, so müsse man auch selbst unternehmerisch handeln.

Es ist nicht bekannt, wie viele potenzielle Kandidaten sich das IHK-Wahlgremium anhörte, bevor man sich schliesslich für Markus Bänziger entschied. Fakt ist aber: Der Prozess dauerte beinahe ein Jahr. In dieser Zeitspanne wurden unzählige Gespräche geführt und das Kandidatenfeld verdichtete sich entsprechend.

Dass Bänziger letztlich das Rennen machte, dürfte auf verschiedene Aspekte zurückzuführen sein. Einerseits wohl auf seine Parteizugehörigkeit. Bänziger ist Mitglied der FDP, politisiert im Gemeinderat Teufen und kandidierte 2015 für den Nationalrat. Er unterlag bei dieser Wahl für viele überraschend gegen den SVP-Kandidaten David Zuberbühler.

Die freisinnige Denkweise ist nur eine von mehreren Gemeinsamkeiten mit Kurt Weigelt.

Eine weitere ist die Auslanderfahrung. Weigelt blickt auf Studienaufenthalte in Paris und Los Angeles zurück, Markus Bänziger auf eine fünfjährige berufliche Vergangenheit bei der Helvetia Versicherungen in Wien.

Für seine künftige Funktion, die gerade auch stark mit Fragen rund um Exporttätigkeiten und den internationalen Handel im Allgemeinen verknüpft ist, eine sicherlich nicht unwesentliche Erfahrung. Und wie Weigelt pflegt auch Bänziger sein Netzwerk, etwa als Vizepräsident der WISG, als Vorstandsmitglied der Kunst Halle St.Gallen oder als Vorstandsmitglied bei der IG Engpassbeseitigung.

Bänziger tritt das Amt am 1. November an.

Bis Ende 2019 wird er dabei von Kurt Weigelt bei Bedarf für besondere Projekte unterstützt.

Dann wird sich zeigen, womit die IHK künftig Ihre Anliegen deponieren will: Mit Impulsen oder Provokationen.

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Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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