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Einsamkeit vor Weihnachten

Wie ein Flawiler Garten bei der Integration helfen kann

Heute Montag, 18.12. ist internationaler Tag der Migrantinnen und Migranten. Kurz vor den Feiertagen ist das Gefühl der Einsamkeit auch bei Geflüchteten häufig noch schlimmer als sonst. Genau hier setzt der «B’treff» in Flawil an.

Manuela Bruhin am 18. Dezember 2023

Eine fremde Umgebung. Fremde Menschen. Eine fremde Sprache. Von heute auf morgen ändert sich das Leben von Migrantinnen und Migranten schlagartig, und sie müssen sich an ihrem neuen Wohnort zurecht finden. Damit der Einstieg leichter wird, wurde der «B’treff» in Flawil ins Leben gerufen. Einerseits dient er als offener Begegnungsort, andererseits ist er mit den Jahren eine zentrale Anlaufstelle für Menschen mit Migrationsgeschichte oder knappen finanziellen Mitteln geworden.

Einsamkeit und Armut

Gerade jetzt, kurz vor den Feiertagen, verstärkt die mediale Inszenierung von Wärme, Geborgenheit, harmonischen Familien und Geschenkbergen das Gefühl von Einsamkeit und Armut, erklärt Stellenleiterin Evelyne Possa. «Das führt dazu, dass viele Menschen diese Zeit als krisenbehafteter erleben. Wir versuchen, unseren Besuchenden so viel Wärme und Geborgenheit zu bieten, damit sie das Gefühl der Zugehörigkeit spüren.»

6'500 Besuchende pro Jahr

Am Montag, 18. Dezember findet der internationale Tag der Integration statt. Nebst einer Schreibhilfe bietet der «B’treff» in Flawil eine wöchentliche Lebensmittelabgabe, ein Repair-Café, Deutschkurse und einen jährlichen Bildungsanlass an.

«Um all diese Projekte durchführen zu können, sind wir auf Spenden und Unterstützung angewiesen», sagt Possa weiter. Jährlich verzeichnet der Begegnungsort über 6'500 Besuche, was die Wichtigkeit eines solchen Ortes unterstreiche. Auch Niederschwelligkeit sei ein wichtiger Punkt. «Während unserer Öffnungszeiten heissen wir alle Menschen willkommen. Alle dürfen bei uns an den grossen Tisch sitzen und einen Kaffee trinken.»

Bessere Integration

Der «B’treff» wird hauptsächlich von Freiwilligen geführt, die viel Herzblut in das Projekt investieren. Nun ist ein Gemeinschaftsgarten hinzugekommen. Auch diese Aktivität führe zu einer besseren Integration, so Possa. Einerseits werde beim Gärtnern gemeinsam Deutsch gesprochen. «Andererseits geben die regelmässigen Treffen eine Struktur im Alltag.»

Viele geflüchtete Menschen hätten Gewalt, Kriege, Menschenrechtsverletzungen und Diskriminierungen erlebt. Durch die Gartenarbeit kehre ein Stück Normalität zurück. Possa meint: «Einen Samen zu pflanzen, zu giessen, zu pflegen und dann ein Gemüse ernten zu können, gibt ihnen Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Dies in einer Gemeinschaft tun zu können, fördert das Gefühl von Zugehörigkeit.»

Weitere Informationen: Insgesamt 83 Schweizer Integrationsprojekte wurden dieses Jahr in das Förderprogramm «Ici. Gemeinsam hier» von Migros-Engagement, einem Förderbereich des Migros-Unternehmens, aufgenommen. «B’treff» in Flawil ist eines davon.

Der Internationale Tag der Migrantinnen und Migranten der Vereinten Nationen vom Montag, 18.12.2023: Lesen Sie die Grussbotschaft des Generalsekretärs António Guterres hier.

(Bild: pd)

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) aus Waldkirch ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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