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Währungen

Achterbahn

Diese Woche geht mit grossen Schwankungen bei Währungen zu Ende. Der Franken erstarkt. Wieso?

«Die Ostschweiz» Archiv am 18. August 2018

Das nennt man in der Händlersprache freien Fall: Die türkische Lira sackte im Vergleich zum US-Dollar zeitweise um fast 20 Prozent ab. Erholte sich dann wieder etwas, aber die Türkei droht in eine schwere Wirtschaftskrise zu schliddern. Da könnte der Laie meinen: Na und, was hat das mit dem Schweizerfranken zu tun? Da muss der Laie zur Kenntnis nehmen: In der globalisierten Wirtschaft und den weltweiten Geldströmen hat alles mit allem zu tun.

Der Zerfall der türkischen Währung hat mit der Wirtschaftspolitik des autokratischen Herrschers Erdogan und dessen Fehde mit Trump zu tun. Der US-Präsident droht auch der Türkei nicht nur mit wirtschaftlichen Strafmassnahmen, sondern ergreift sie auch. Das beschädigt den Wirtschaftsmotor in der Türkei, deshalb gibt es mehr Verkäufe als Käufe der Lira, und da spielt dann Angebot und Nachfrage: Höheres Angebot, weniger Nachfrage gleich sinkende Preise.

Hinzu kommt, dass hinter den Wechselkursen der volumenmässig grösste Markt der Welt steht. Pro Tag wird die unvorstellbare Summe von 6 Billionen Dollar, das sind 6000 Milliarden, gehandelt. Nicht von Menschen, sondern von Algorithmen, computergestützten Formeln, die in Millisekunden kleinste Veränderungen ausnützen. Das wiederum führt dazu, dass Ausschläge wie eine sich selbst verstärkende Schwingung schnell gross werden können. Aber was hat das alles mit dem Franken zu tun?

Gemach, wir sind gleich da. Die Türkei, also konkret beispielsweise türkische Banken, sind im Ausland verschuldet, und zwar in erster Linie in Dollar. Sackt der Wert der türkischen Währung dermassen ab, gibt es natürlich Befürchtungen, dass die Türkei ihre Devisenkredite nicht mehr bedienen kann. Das wiederum führt dazu, dass Bankaktien europaweit ins Minus drehten. Da auch noch andere Währungen aus anderen Gründen schwächeln, beispielsweise der russische Rubel, steigen vielerorts Befürchtungen, und wenn Ängste grösser werden, wird auch das Bedürfnis nach Sicherheit grösser.

Und da wären wir beim Schweizerfranken angekommen. Der steigt im Wert, weil es sich um eine sogenannte Fluchtwährung handelt. Eigentlich ein Grund, auf die eigene Währung stolz zu sein, denn dass der Franken beliebt, attraktiv und gesucht ist, spricht ja für seine innere Werthaltigkeit. Aber leider hat das wie die meisten Bewegungen von Finanzströmen positive wie negative Auswirkungen. Zunächst muss man verstehen, dass der Franken eine winzige Währung ist. Weltweit werden weit über die Hälfte aller Geschäfte in US-Dollar abgeschlossen. Dann kommt mit weitem Abstand mal der Euro, und dann kommt mit nochmals riesigem Abstand der Franken. Das bedeutet, dass schon kleinere Steigerungen der Nachfrage zu einer Wertsteigerung führen, während es schon Multimilliarden braucht, bis sich der US-Dollar gegenüber anderen Währungen selbst bewegt.

Zudem steht hinter der Aufwertung des Frankens nicht eine Wertsteigerung der Schweizer Wirtschaft, sondern es wird eben seine Sicherheit honoriert. Das freut in der Schweiz alle, die aus ausländischen Währungsräumen importieren oder dort Ferien machen. Das grämt alle, die ihre Produkte in anderen Währungsräumen verkaufen müssen. Denn die werden entweder teurer oder aber die Wertsteigerung des Frankens muss durch eine Verringerung der Gewinnspanne kompensiert werden.

Die Schweiz könnte diesen Entwicklungen gelassen zuschauen, wenn es da nicht ein selbstverschuldetes Problem gäbe: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist einer der grössten Hedge Fonds der Welt; durch frühere Aufkäufe ausländischer Währungen hat sie eine Bilanzsumme, die das Bruttoinlandprodukt der Schweiz, also die Menge aller in einem Jahr hergestellten Wertschöpfungen, weit übersteigt. Sinken nun ausländische Währungen im Wert gegenüber dem Franken, bedeutet das einen sogenannten Buchverlust bei der SNB. Und beispielsweise wieder einzugreifen, sollte der Franken weiterhin massiv an Wert gewinnen, sich nochmals der Parität zum Euro nähern, das wäre ungefähr so sinnvoll wie den Pegel des Bodensees regeln zu wollen, indem man mit einem Teelöffel Wasser aus ihm abschöpft.

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