Welche Kräfte werden die verschiedenen Parteien der Region schon bald prägen? In einzelnen Interviews stellen wir die Hoffnungsträgerinnen und -träger vor. Heute: Martin Pfister (*1985), Mitte-Politiker aus Gossau.
Zivilstand: verheiratet, zwei Kinder
Ausbildung/Beruf: Dipl. Hochbautechniker HF, CAS Projektmanager Bau / Projekt-/Bauleiter
Partei und Funktion: Die Mitte, Mitglied Stadtparlament Gossau
In der Partei seit: 2012
Hobbies: Familien-Aktivitäten, Fussball, Unihockey, Snowboard, Musik
Hätten Sie schon immer eine Nähe zu der Partei, in der Sie heute aktiv sind? Oder standen Sie dereinst auf einer anderen Seite?
Ich stamme aus einer klassischen CVP-Familie. Ich habe mich aber für die damalige CVP entschieden, weil nur der gutschweizerische Kompromiss zu Lösungen führt und ich mich in der politischen Mitte am besten verwirklichen kann.
Gab es einen bestimmten Auslöser, der bei Ihnen das Interesse für die Politik geweckt hat? Was war die Motivation, sich in einer Partei zu engagieren?
In unserer Familie waren am Mittagstisch und beim gemeinsamen Abendessen politische und gesellschaftliche Themen allgegenwärtig. Die Arbeit im Stadtparlament Gossau interessiert mich seit seiner Gründung im Jahr 2000.
Wenn Sie Ihre Partei mit einer Schulnote bewerten müssten, wie würde die Benotung ausfallen?
Ich würde ihr eine 5 geben. Vieles läuft gut, eine Verbesserung ist aber jederzeit möglich (und wünschenswert).
Was benötigt es, damit diese Bewertung dereinst noch besser ausfällt?
Mit dem Namenswechsel von der CVP zu Die Mitte wurde ein wichtiger, strategischer Weg eingeschlagen. Die Partei muss sich aber noch stärker positionieren und aufzeigen, dass der Konsens jeglicher Entwicklung eine Voraussetzung ist und dafür wieder eine stärkere, politische Mitte nötig ist.
Was sind Ihre persönlich wichtigsten Kernanliegen? Wofür möchten Sie sich einsetzen?
Als Ur-Gossauer (und Gossauer Ortsbürger) liegt mir die Gesellschaft mit der Kultur am Herzen. Gossau hat erfreulicherweise eine sehr grosse Vereinsvielfalt.
Als Gossauer Politiker kommt man zudem nicht um das Thema Verkehr herum: Das motorisierte Verkehrsproblem ist hausgemacht (auch ich gehöre dazu), deshalb bedarf es an Anpassungen im ÖV.
Weiter ist der Fachkräftemangel nicht mehr nur ein allgemeines Alltags-Thema, sondern ein grosses Problem, welches es bereits in der lokalen Berufswahl anzupacken gilt.
Welche politischen Ambitionen haben Sie? In welcher Funktion würden Sie dereinst gerne aktiv sein?
Aktuell bin ich in der Lokalpolitik am richtigen Ort. Hier kann ich mich für meine Heimat und mein Umfeld einsetzen und mitbestimmen. Weitere politische Ambitionen habe aktuell keine, aber wie heisst es so schön: Sag niemals nie.
Kommt es vor – ob im politischen Umfeld oder auch privat –, dass Sie eine extreme Position einnehmen, weil Sie Freude an der Debatte haben?
Eigentlich nicht. Ich kann mich höchstens in einer privaten, politischen Debatte in ein Thema hineinsteigern.
Wie fühlen Sie sich, wenn Sie merken, dass Sie falsch liegen?
Gut. Die Erkenntnis zeigt meistens, dass ich das Thema jetzt besser verstehe.
Stichwort «Diversität»: Gibt es einen Film, den Sie mögen, obwohl er bei dieser Thematik gegen einige Grundsätze verstösst?
Ich bin ein grosser Fan der «Stirb langsam»-Reihe. Ich bin überhaupt kein Freund von Gewalt; aber die Spannung und das heldenhafte Aufopfern von Bruce Willis fasziniert mich seit 30 Jahren.
Möchten Sie eine neue Bekanntschaft in erster Linie von Ihren Qualitäten oder von Ihrer politischen Stossrichtung überzeugen?
Ohne Qualität kann man kaum jemand überzeugen und ohne politische Stossrichtung macht man keine klare Aussage; also etwas von beidem.
Gibt es in der jüngsten Vergangenheit der Schweiz einen politischen Meilenstein, der Ihnen so gar nicht in den Kram passt?
Es war zwar kein Meilenstein, aber ich kann bis heute nicht begreifen, dass das Schweizerische Stimmvolk damals die Erhöhung der Autobahnvignette nicht gutgeheissen hat. Hier handelt es sich um ein klassisches Beispiel, wie die wichtigen Argumente (z. B. dass die «Schweiz-Durchquerer» mehr an den Unterhalt der Strassen hätten zahlen sollen) nicht an den Bürger gebracht und von der Wichtigkeit überzeugen werden konnten.
Welche drei Punkte stehen aktuell ganz oben auf Ihrer politischen Pendenzenliste?
In Gossau sind zwei wichtige Quartiere komplett vom ÖV ausgeschlossen. Mit überparteilichen Vorstössen versuchen und möchten wir das Busnetz erweitern.
Weiter fehlt der Stadt Gossau ein Haus der Kultur, insbesondere für Musikvereine. Es sind zwar Bestrebungen im Gange. Als Baufachmann aus einem eher hektischeren Berufsalltag dauert es mir aber oft zu lange, bis wieder ein nächster Schritt in der Planung gemacht ist.
Als dritter Punkt setze ich mich für die Sportwelt Gossau ein. Das Generationenprojekt ist der wahrscheinlich grösste, politische Lupf in der Geschichte der Stadt Gossau und bedarf eine saubere und transparente Kommunikation mit den Gossauer Bürgerinnen und Bürger.
Und welche drei Punkte stehen auf der privaten Liste?
Unsere Kinder im Vorschulalter füllen die Freizeit von meiner Frau und mir zu mindestens 90% aus. Mit unseren Teilpensen möchte ich das Familienmanagement noch besser organisieren können, damit auch genügend Zeit für sich alleine oder zu zweit bleibt.
Mittelfristig würde ich gerne wieder etwas mehr Sport treiben; im besten Fall im Ehemaligenverein der Pfadi, welcher sich wöchentlich zum Unihockey trifft.
Zum Schluss möchte ich mich längerfristig wieder vermehrt der Musik widmen. Früher durfte ich in Bands und bis vor kurzem in einer Schnitzelbank musizieren. Aktuell besuche ich immerhin Konzerte. Eines Tages einen Mundharmonika-Kurs zu belegen, finde ich ein spannender Gedanke…
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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