Welche Kräfte werden die verschiedenen Parteien der Region schon bald prägen? In einzelnen Interviews stellen wir die Hoffnungsträgerinnen und -träger vor. Heute: Cedi Gmür (*1994), Mitte-Politiker aus Amden.
Zivilstand: ledig
Ausbildung/Beruf: Studium MSc MTEC ETH / Prozessingenieur
Partei und Funktion: Präsident Die Junge Mitte Kanton St. Gallen
In der Partei seit: 2012
Hobbies: Musik, Sportschiessen
Hatten Sie schon immer eine Nähe zu der Partei, in der Sie heute aktiv sind? Oder standen Sie dereinst auf einer anderen Seite?
Ich hatte schon immer eine Nähe zu meiner Partei, da bereits mein Vater in der Mitte politisiert. Und da für mich Lösungen mehr zählen als Ideologien, fühle ich mich in der politischen Mitte auch komplett am richtigen Ort.
Gab es einen bestimmten Auslöser, der bei Ihnen das Interesse für die Politik geweckt hat? Was war die Motivation, sich in einer Partei zu engagieren?
Als ich 18 wurde, wollte ich direkt der damaligen CVP beitreten, da mein politisches Interesse bereits während meiner Kantonsschulzeit sehr gross war. Allerdings drängte mich mein Vater dazu, mir zuerst die schweizerische Parteienlandschaft genauer anzuschauen, bevor ich derselben Partei beitrete. Und die intensivere Auseinandersetzung mit den Parteien gab mir zusätzliche Motivation, der Mitte beizutreten, da sie für mich mit Abstand die beste Wahl ist.
Wenn Sie Ihre Partei mit einer Schulnote bewerten müssten, wie würde die Benotung ausfallen?
Ich würde der Mitte eine 5 geben. Das absolut Wichtigste für mich ist, dass die Lösung immer im Zentrum stehen muss, was der Mitte meiner Meinung nach wesentlich besser gelingt als den anderen Parteien. Zu oft kommen anderen Parteien ihre Ideologien in den Weg, was der politischen Landschaft der Schweiz nicht wirklich hilft.
Was benötigt es, damit diese Bewertung dereinst noch besser ausfällt?
Etwas mehr Mut würde der Mitte bestimmt guttun. Manchmal habe ich den Anschein, dass wir noch etwas in alten Denkmustern unterwegs sind, allerdings geben die Jungen mächtig Gas, um hier progressivere Haltungen einzunehmen. Und wir dürfen unsere Ansichten meiner Meinung nach wesentlich deutlicher zu der Bevölkerung hinaustragen, anstatt sich Gedanken zu machen, was die anderen Parteien denken. Momentan hören wir die lautesten 10% links und die lautesten 10% rechts in der Bevölkerung und die 80%, welche sich dazwischen befinden, gehen unter. Jedoch sind genau dies die Leute, welche sich für Lösungen interessieren. Diese müssen wir mehr abholen.
Was sind Ihre persönlich wichtigsten Kernanliegen? Wofür möchten Sie sich einsetzen?
Mein Hauptinteresse gilt ganz klar der Energiepolitik. Hier müssen wir zeitnah eine Lösung finden. Leider sind wir hier blockiert. Die politische Rechte hadert damit, Geld für energetisch sinnvolle Lösungen zu sprechen, während die politische Linke sich im internen Interessenskonflikt zwischen Naturschutz und sauberer Energie davor scheut, eine klare Haltung einzunehmen. Diese Blockade gilt es, so schnell wie möglich zu lösen.
Welche politischen Ambitionen haben Sie? In welcher Funktion würden Sie dereinst gerne aktiv sein?
Ich habe grundsätzlich keine politischen Ambitionen, da ich es sehr heikel finde, eine politische Tätigkeit zu planen. Es muss gerade alles passen, dass diese Tätigkeit möglich wird. Klappt jedoch alles, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass mir ein Exekutivmandat in Gemeinde oder Kanton viel Freude bereiten würde.
Wie fühlen Sie sich, wenn Sie merken, dass Sie falsch liegen?
Nicht anders. Es gehört dazu, dass andere Leute mehr von der Materie verstehen und mir dann aufzeigen können, dass ich eine falsche Vorstellung von einem Thema habe. Das vermisse ich bei vielen Politikerinnen und Politikern. Diese Haltung, dass man auf Biegen und Brechen recht haben muss, obwohl man im Unrecht ist. Es ist alles andere als schlimm, wenn man mal falsch liegt. Da wir alle nur Menschen sind, ist das nur normal und sollte auch so behandelt werden.
Gibt es in der jüngsten Vergangenheit der Schweiz einen politischen Meilenstein, der Ihnen so gar nicht in den Kram passt?
Ich bin enttäuscht, dass die Energiestrategie 2050 immer noch nicht korrekt umgesetzt wird. Meiner Ansicht nach war das wichtigste Element der Energiestrategie, dass Energie neu zu einem nationalen Bedürfnis erklärt wird und somit Naturschutzinteressen gleichgestellt wird. Leider wird Naturschutz nach wie vor höher gewichtet als energetische Interessen. Es ist zu einfach, energetisch sinnvolle Projekte mit Naturschutzinteressen zu blockieren. Ich hoffe, dass hier in Zukunft endlich eine Lösung gefunden werden kann, wie man Naturschutz- und Energieinteressen unter einen Hut bringt.
Welche drei Punkte stehen aktuell ganz oben auf Ihrer politischen Pendenzenliste?
Die energiepolitische Blockade lösen; die Initiative Service Citoyen unterstützen und ein Ja zur AHV Revision im September. Nach jahrelanger Blockade müssen wir endlich wieder einen Schritt weiter gehen. Mit dieser ausgewogenen und fairen Lösung sollte es endlich wieder möglich sein, eine AHV Reform vom Volk bestätigen zu lassen.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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